Im tief verschneiten Österreich wurde es mit dem Ski fahren nichts, weil Vipi jedes Mal, wenn sie sich ein Paar Skier ausleihen wollte, von ihren Eltern auf „morgen“ vertröstet wurde.
Gernot Ritzl verbrachte die ersten Tage damit, alle Gaststätten aufzusuchen. Dies unter dem Vorwand, er suche ein Lokal, in dem man Sylvester feiern konnte. Er kam zwar jeden Tag sehr angetrunken zurück, hatte aber in einem Wirtshaus einen Tisch reserviert.
Die Tanzfläche war nicht sehr viel größer als ein Ehebett. Ein Ziehharmonikaspieler machte die Musik. Die Männer tranken Bier und Schnaps; nur wenige Damen nippten an Sektkelchen.
Da stand Gernot Ritzl plötzlich auf, zog ein kleines Bändchen „Gedichte in Nürnberger Mundart“ hervor und bedeutete dem Wirt, dass er etwas vortragen wollte.
Es wurde still. Gernot Ritzl stellte sich mitten im Gastraum auf: ein kleiner, kugelrunder Mann, mit Hemd und Hose bekleidet – die Anzugjacke hatte er längst über die Stuhllehne gehängt -, sehr angetrunken. Und am Tisch saß seine ebenso kugelrunde Gattin und lachte laut, obwohl es noch gar nichts zu lachen gab.
Und dann trug Gernot Ritzl mitten in Österreich lallend ein paar Stücke in „Nürnberger Mundart“ vor, mit denen er daheim in seinem Heimatverein sehr oft glänzte. Damit hatte er einen gewaltigen Heitekeitserfolg, der weniger den Gedichten galt, die keiner verstand, als vielmehr der Gestalt, die der betrunkene Gast abgab.
Die drei Mädchen mussten plötzlich alle zusammen dringend aufs Klo. Dort blieben sie, bis im Gastraum wieder die Ziehharmonika erschallte.
Mit dem Reisebus ging es schlußendlich – angeblich erholt – nach Nürnberg zurück. Kurz vor der Ankuft sagte Gernot Ritzl zu seiner Frau: „Ich gehe voraus, damit wir ein Taxi erwischen. Du kommst mit den Koffern und den Kindern nach!“ Dann drängelte er sich in Richtung Ausstieg.
Draußen stürzte er sich auf ein Taxi. Zufällig war es der selbe Wagen, den die Familie bereits am Anreisetag benutzt hatte. Entsetzt rief der Chauffeur: „diesen Herrn fahre ich nicht!“ Schnell winkte er ein Ehepaar, das genauso gedrängelt hatte, in sein Fahrzeug. Doch Gernot Ritzl erwischte einen anderen Wagen. Es waren genug Taxen am Stand.
Zu Hause stürmte Gernot Ritzl sofort zur Toilette, denn auch unterwegs hatte er reichlich getrunken. Doch als er die Spülung betätigte, geschah nichts. Und als er sich die Hände waschen wollte, spendete auch der Wasserhahn keinen Tropfen Wasser. „Frau!“ rief er ratlos, „hier fließt gar kein Wasser.“
Walzburga, die Tochter eines Sanitär-Installateurs, besah sich diese Bescherung nur kurz und stellte sachkundig fest: „eingefroren!“ Und nicht nur das Klo war tiefgefroren, sondern auch die gesamte Heizungsanlage.