Buchvorstellung Popow, Harry In die Stille gerettet und Leseproben
Roman zum Thema Buch/ Lesen
von Heor
Was treibt einen DDR-Bürger dazu – der den Krieg noch als Kind hat erleben müssen und der sich voller Überzeugung im DDR-Alltag einbrachte und die sogenannte Wende trotz einiger Beulen heil überstand – mit seiner Frau in die Stille der schwedischen Wälder abzuhauen?
Es sind Tagebuchnotizen eines inzwischen über Siebzigjährigen. Es umfaßt die Zeit von 1944 bis 2005. Die Notizen sind sporadisch entstanden und skizzieren betimmte persönliche und geschichtliche Erlebnisse und Erinnerungen.
In der Stille einer kleinen Siedlung mitten im Wald und im eigenen Holzhaus wühlt und kramt er in alten Aufzeichnungen, in Briefen und Erinnerungen, sammelt und hält fest, was ihn am großen Vorhaben fesselte, ein gänzlich anderes und neues Deutschland aufzubauen.
Angesichts des gesellschaftlichen und staatlichen Absturzes blickt der damalige Militärjournalist und Oberstleutnant zurück in die Anfangsjahre der DDR, in die Kindheit mit seiner liebevoll sorgenden russischen Mutter, die 1935 zu ihrem Ehemann nach Berlin übergesiedelt war. Episoden in Pommern, wohin auch die Familie evakuiert worden war, wechseln mit Erinnerungsbildern des Krieges und der Befreiung in Berlin.
Stationen der Bewährung: Lehrling in den Zwickauer Kohlenschächten, Kollektor bei der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR, Offizier der NVA und später Militärjournalist in der Wochenzeitung „Volksarmee“ und nach Beendigung der Dienstzeit im Fernsehen der DDR.
Seine Berufsehre: Ohne Schminke schildert er in hunderten Artikeln und Berichten die Mühen und mitunter Widerwärtigkeiten des Soldatenalltags. Trotzdem findet er Zeit für ein fünfjähriges Fernstudium als Diplomjournalist.
Was aber bewegt ihn, als er angeblich wegen „ungenügender Wachsamkeit“ in die Mühle der durch den Kalten Krieg überspitzten Parteidisziplin gerät? Und wie reagiert er und welche Strafe erwartet ihn, als seine größte Tochter mit ihrem Freund 1989 – wie tausende andere junge Menschen - nach Budapest reist und nicht wiederkehrt?
Letztendlich führt der authentische Lebensbericht den Leser wieder nach Schweden und dem unbeschwerten Dasein in der kleinen Waldsiedlung zurück, wo er mit seiner Frau, - die er als Offiziersschüler 1957 kennengelernt und 1961 geheiratet hatte, und aus der Ehe drei Kinder hervorgingen - sehr glücklich lebt, im engen freundschaftlichen Kontakt mit allen Ortsansässigen – bei Geburtstagen, Mitsommerfeiern und gegenseitigen privaten Besuchen.
Der Text endet mit der Schilderung eines kalten und schneereichen Winters und dem ewigen menschlichen Wunsch nach Wärme. Das Ehepaar kehrte 2005 nach Deutschland zurück.
Es ist die stark motivierte Geschichte eines glücklichen Ehemannes und Menschen mit nicht erloschenen Visionen.
Harry Popow: „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3, www.engelsdorfer-verlag.de
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Kurzvita
Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte „Henry Orlow“ (Geburtsname Zieber) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Nach Abschluß der Grundschule war er Lehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Da sein eigentliches Ziel der Beruf des Geologen war, begann er ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. In den bewaffneten Kräften war er zunächst Ausbilder und später Militärjournalist. Das Zeugnis als „Diplomjournalist“ erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32jährigen Dienstzeit arbeitete er bis zur Wende als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte er mit seiner Frau in Schweden und kehrte als Rentner 2005 nach Deutschland zurück. Henry ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder.
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Leseproben
Es ist einer jener Tage im frühlingshaften März, von denen man sich wünscht, sie mögen andauern, in diesem Zustand der heiteren Gelassenheit, so würzig die Luft, so schwerelos die menschliche Seele, so eins kann sie sein mit der Natur, so ausgeglichen und glücklich darf man sich fühlen. Da sitzt er nun, ein in die Jahre gekommener grauhaariger Mann, auf der Terrasse am kleinen schwedischen Holzhäuschen, über ihm der unendlich kobaltblaue Himmel. Weiße Schwäne ziehen in langer Kette mit gleichmäßigem Flügelschlag zu den stillen Seen in den weiten nordischen Wäldern. Noch sind die Baumäste kahl, doch dicht am Haus haben sich bereits Schneeglöckchen und Krokusse eingefunden, verpackt in einem Erdboden, der des Nachts noch in Eiseskälte erstarren wird. In den Niederungen liegen die Sümpfe noch unter brüchigem Eis. Irgendwo bellt ein Hund, eine Kreissäge kreischt. Der Träumer in ihm ist nicht totzukriegen.
Plötzlich ein Beben, dann ein Grollen, ein Donner, der über die Wälder kommt. Das Eis des Orrefors-Sees bricht auf mit lautem Getöse, gleich starken Explosionen. Diese Geräusche – da sind sie wieder, die Bilder von einst, sie drängen sich mitunter hinter seine Stirn: Er jagt als Ausbilder junge Männer über das Übungsfeld. Jahre danach greift er zum Kugelschreiber und schreibt über jene, wie sie sich plagen, wie sie das Notwendige meistern lernen. Ja, er hat als Offizier und Militärjournalist in der Nationalen Volksarmee zweiunddreißg Jahre mitgewirkt an einer Alternative zum Krieg, an einem Entwurf für ein großartiges Gesellschaftsgemälde. Darauf ist der einstige Oberstleutnant stolz. Nicht aber darauf, daß man im kleinen Land mit der Zeit vieles vermasselt hatte. Eine ganze geschichtliche Periode, ein Startversuch in ein menschenwürdigeres Dasein ist durch Unvermögen abgestürzt. Auf absehbare Zeit unwiderruflich. Verspielte Chancen! Und was dann kam ...
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Das kleine Schwedenhaus
Es ist bei weitem kein repräsentatives Traumhaus, in dem Cleo und Henry seit 1996 leben, eher ein bescheidenes, aber sehr schmuckes kleines Holzhäusel mit vier Zimmern. Ausreichend für sie, ihre tollen Kinder und Enkel, die, so oft es geht, gern zu Besuch kommen. Das Grundstück umfaßt einen 900 Quadratmeter großen Garten, bewachsen mit riesigen Haselnußhecken, drei imposanten Wacholdern und einer gewaltigen, etwas altersschwachen Birke. Das Haus hat – ganz schwedentypisch - zwei Eingänge, um in strengen Wintern bei Schneeverwehungen zwei Notausgänge zu haben. Im Wohnzimmer steht ein antiker weißer Porzellankachelofen, der bis zur Decke reicht. Dieser ist auch als Kamin nutzbar. Geheizt wird nur mit Holz, das es ja in Schweden zur Genüge gibt. Ein Durchgang führt zum Eßzimmer. Vom runden Tisch aus hat man nach allen Seiten einen herrlichen Blick in den am Grundstück angrenzenden Wald. Steigt man die Holztreppe hinauf, findet man zwei Zimmer mit schrägen Wänden, das Schlafzimmer in Hellblau mit weißen antiken schwedischen Möbeln, das Gästezimmer ganz in Rosé. Ein Schmuckstück auch das voll geflieste Bad mit Holzdecke und romantischen Badraummöbeln im gleichen Dekor. Außergewöhnlich schön ist die Herbstzeit. Dann liegt oft ein wenig Schwermut über dem stillen Ort Gadderos (im Glasreich Smaland gelegen) mit seinen roten, gelben oder braun-weißen Holzhäusern. Am frühen Nachmittag kriecht langsam aus den Wäldern die Dunkelheit hervor und hinter den Fenstern leuchten die Schwibbögen.
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In der Stille, in die sie sich gerettet haben, ist Langeweile ein Fremdwort. Henrys Geburtstag zum Beispiel. Auf dem Vertiko im Wohnzimmer lachen ihn einige mit Sorgfalt ausgesuchte Dinge an. Auch eine „Rügenwalder“ Wurst, die er so gerne ißt und die es in Schweden nicht gibt. Cleo lacht ihn an, holt wenig später aus irgendeiner Ecke ihres erstaunlichen Gedächtnisses Verse aus Goethes Faust Teil II hervor, tanzt nach einer CD den Bolero (Ravel). Sie sprüht vor Energie: Er sieht ihre Augen, schön wie eh und je, ihr gestenreiches Artikulieren, das Temperament, da kommt was rüber, da geht die Post ab. Er kann seinen Blick nicht von ihr lassen. Sie: „Was guckst du mich so an?“ Da fällt ihm ein Vergleich ein: „Du hast eine Ausstrahlung auf mich – stärker als der Sonnenwind!“ Ehrlich, er weiß nicht, wie ein Sonnenwind auf ihn wirkt, aber Cleo lächelt. Das gefällt ihr, sagt sie. Dann spielt sie „Lucia" auf der Orgel, schimpft ihn Gewalttäter, weil er zu kräftig mit der Klappe eine Fliege tötet. Auch singt sie im schwedischen „Klamottenwald“ (Steine über Steine) Volkslieder, die sie schon mit vier Jahren im Luftschutzkeller sang aus Angst vor den Bomben.
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Rückblende:
November 1988 in Leipzig. Bin das dritte Mal hier zur Dokumentar- und Kurzfilmwoche. Soviel Kritisches zum Leben in sozialistischen Ländern habe ich überhaupt noch nie gesehen. Ein großer Lacher bei studentischem Publikum, als der Film über den Zeiss-Biermann und die DDR-Ships gezeigt wurde. Stinkendes Eigenlob, das zu selbstherrlich daherkommt – das will man nicht, denn das ist unehrlich. Und hinter dem Lachen hört man das Knistern steigender Unzufriedenheit. Ich staune nur, und das Staunen wird zum Nachdenken. Mehr als bisher. Ein Mitarbeiter vom Magazin „Radar“, er sitzt in der Jury, kommt zu mir, flüsternd, sich fast schon vorsichtig umsehend: „Du, da soll noch ein Streifen aus Moskau eintreffen, aber ob der gezeigt wird?“ Ich sitze oft bis früh zwei Uhr im Saal, großartige Stimmung, auch als „Winter ade“ abläuft, Beifall auf offener Szene.
Wieder in Berlin. Bin aufgeladen. Stehe noch unter Strom. Will einen Diskussionsbeitrag für die Parteiversammlung über Erlebnisse in Leipzig halten. Vor allem über den Widerspruch zwischen dem vom Politbüro hochgejubelten Mikroship-Film und der gar nicht rosigen Resonanz bei jungen und sehr kritischen Zuschauern. Man macht sich was vor!! Den Vorgesetzten fährt der Schreck in die Glieder, ich sehe in ablehnende, verständnislose Gesichter meiner Genossen: „Um Gottes willen, bleibe bei der Militärpolitik, willst du etwa gegen die Einschätzung von ganz oben wettern?“ Mir ist richtig unwohl. So offensichtliche Fehleinschätzungen, so ein hausgemachter „Erfolg“, so viel Mittelmäßigkeit, so drastisch und niederschmetternd.
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Mai 89 – es ist das passiert, was Henry bei weitem nicht ahnen konnte bei seinen Vorträgen im „Haus der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft“. Eines Morgens ein Telefonanruf aus dem Stellvertreterbüro des Fernsehchefs in der Beratergruppe. Die zwei vorgesetzten Offiziere und Henry sollen sofort „antanzen“. Fast schreit ihn der „Lange“, er ist groß und schlank, auch ein bißchen „Hallo-Jetzt-Komm-Ich-Typ“ an, was ihm einfiele, sich politisch zwischen zwei Stühle zu setzen. „Gar nichts, ich stehe dazu und ich traue mir es auch zu“, antwortet Henry, er ist die Ruhe selbst. Was war passiert? Vor etwa einem Jahr hatte der Öffentlichkeitsmann vom „Haus der DSF“ – wie bereits angedeutet - Henry als Mitarbeiter des Fernsehens gebeten, einen Vortrag zum Thema „Die Medien im Klassenkampf“ zu halten, aus spezieller Sicht des Fernsehens. Henrys Name auf großen Plakaten. Etwas „Unerlaubtes“ getan zu haben, ist ihm überhaupt nicht bewußt, allerdings peinlich ist es ihm, als Mitarbeiter des Fernsehens bezeichnet zu werden, zumal er noch lange nicht drin steckt in der Materie. 1988 war also alles gut gegangen, dieses Jahr aber – Henry sollte in wenigen Tagen ein weiteres Mal zu diesem Thema sprechen - fällt das in der ganzen Stadt ausgehängte Plakat irgend jemanden auf. Prompt wird das der Fernsehführung gemeldet. „Wer ist denn dieser Orlow?“ Natürlich hat man den „Übeltäter“ schnell gefunden – und nun ist er Mode. Der Stellvertreter wettert: In dieser hochbrisanten politischen Situation hätte sich das kein Mitarbeiter des Fernsehens getraut, so einen Vortrag zu halten in aller Öffentlichkeit. Der wunde Punkt dabei: Hier DDR-Sicht, dort Perestroika! Da gerate man unweigerlich zwischen die Fronten, so der Vorwurf Henry gegenüber. Wenn da nun welche vom ZDF gesessen hätten, „was hättest du wohl auf deren Fragen antworten wollen?“ Die Angst, die Angst – da ist sie wieder. Vor wem? Henry entgegnet, er hätte das durchgestanden, na und? Die „Oberen“ schütteln nahezu entsetzt den Kopf. Aber ihr Entschluß steht fest: Dieser Vortrag findet nicht statt! Henry muß eine Woche krank spielen, sich bei den Veranstaltern telefonisch entschuldigen und krank melden. Unglaublich für Henry, sich ungewollt eine Woche auf Staatskosten erholen zu müssen.
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Es ist der 8. September 1989. Ich bin schon gegen 7.15 Uhr in meinem kleinen Arbeitszimmer in der Beratergruppe. Mein Tischgegenüber betritt unser Arbeitszimmer, ein prima Kumpel und Mitarbeiter, der mir anfangs geholfen hatte, Fuß zu fassen im Fernsehen. „Weißt du“, sagt er und schüttelt dabei wie üblich sein schon etwas angegrautes Haupt, „an deiner Stelle würde ich doch nach Budapest fliegen, schon darum, der Tochter zu sagen, daß du sie noch lieb hast, daß du sie nicht verstoßen wirst ...“ Das ist eine kluge Überlegung. Warum hatte ich sie nicht? Seine Argumente leuchten auch mir sofort ein. Ich brauche nicht lange zu überlegen, ich werde fahren ... 8.30 Uhr bin ich schon eine Treppe höher in der Kaderabteilung, Paß beantragen. Der Hase läuft so schnell wie nie. 12 Uhr – das Polizeipräsidium ruft an, ich kann das Dokument plus Flugticket abholen. Morgen um 10.30 Uhr startet mein Flugzeug in Berlin-Schönefeld. 16.00 Uhr: Ein Anruf aus der Chefetage: Ich soll noch einmal vorbeikommen. Was soll das, ich habe Ticket, Paß ... Wenig später sitze ich in einem unpersönlichen Raum. Mir gegenüber ein junger Mann ohne Parteiabzeichen! Ich weiß Bescheid. Aber was will der? Ich soll einen Brief an Patricia schreiben, der sei schneller in Budapest als ich. Man will mich schriftlich festnageln, das ist offensichtlich. Ich schreibe, daß ich die Republikflucht nicht gutheiße, sie solle sich das noch einmal überlegen. Eine krakelige Schrift, ich bin aufgeregt, ich zweifle, daß sie den Schriebs je zu Gesicht bekommen wird. Aber ich denke gar nicht daran, Patricia auch nur im Geringsten zu einem Zurück zu veranlassen. Schon gar nicht unter Zwang. Dazu habe ich eine viel zu hohe Achtung vor meiner erwachsenen Tochter. Toleranz muß Einzug halten im Lande. Das ist meine ideelle Grundlage, aber ich spüre, viele können sich noch nicht damit anfreunden. Das ist bitter!
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Schwedische Gastfreundschaft
Silvester 1996. 17 Uhr sind Erna und Gerd bei uns, die älteren Nachbarn. Sie ist eine weltoffene, charmante, weißhaarige Frau, liebenswert und gastfreundlich, versteht sich mit Cleo sehr gut. Er zeigt mir auf der Karte, daß in der Nähe des Stjönsees (Steinsee) sein Vater gewohnt hat. Gegen 22 Uhr ruft Cleo bei Diana und Thomacz an, sie möchten herüberkommen. Auch die Familie von Johannes, unsere deutschen Nachbarn, ist kurz bei uns. Wir tanzen nach Herzenslust bis in den schwedischen Morgen. Wir fühlen uns frei und glücklich wie noch nie. Habe ich nicht die für mich tollste Frau? Beste Geliebte und guter Kamerad? Haben wir Sorgen? Gibt es Termine? Müssen wir etwa noch die hohe deutsche Miete bezahlen? Haben wir nicht sehr schnell neue schwedische Bekannte gefunden? Winken uns nicht etwa interessante Jahre? Im Haus, in den endlosen Wäldern, an Seen, in der Hafenstadt Kalmar und anderswo?
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Es sind Tagebuchnotizen eines inzwischen über Siebzigjährigen. Es umfaßt die Zeit von 1944 bis 2005. Die Notizen sind sporadisch entstanden und skizzieren betimmte persönliche und geschichtliche Erlebnisse und Erinnerungen.
In der Stille einer kleinen Siedlung mitten im Wald und im eigenen Holzhaus wühlt und kramt er in alten Aufzeichnungen, in Briefen und Erinnerungen, sammelt und hält fest, was ihn am großen Vorhaben fesselte, ein gänzlich anderes und neues Deutschland aufzubauen.
Angesichts des gesellschaftlichen und staatlichen Absturzes blickt der damalige Militärjournalist und Oberstleutnant zurück in die Anfangsjahre der DDR, in die Kindheit mit seiner liebevoll sorgenden russischen Mutter, die 1935 zu ihrem Ehemann nach Berlin übergesiedelt war. Episoden in Pommern, wohin auch die Familie evakuiert worden war, wechseln mit Erinnerungsbildern des Krieges und der Befreiung in Berlin.
Stationen der Bewährung: Lehrling in den Zwickauer Kohlenschächten, Kollektor bei der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR, Offizier der NVA und später Militärjournalist in der Wochenzeitung „Volksarmee“ und nach Beendigung der Dienstzeit im Fernsehen der DDR.
Seine Berufsehre: Ohne Schminke schildert er in hunderten Artikeln und Berichten die Mühen und mitunter Widerwärtigkeiten des Soldatenalltags. Trotzdem findet er Zeit für ein fünfjähriges Fernstudium als Diplomjournalist.
Was aber bewegt ihn, als er angeblich wegen „ungenügender Wachsamkeit“ in die Mühle der durch den Kalten Krieg überspitzten Parteidisziplin gerät? Und wie reagiert er und welche Strafe erwartet ihn, als seine größte Tochter mit ihrem Freund 1989 – wie tausende andere junge Menschen - nach Budapest reist und nicht wiederkehrt?
Letztendlich führt der authentische Lebensbericht den Leser wieder nach Schweden und dem unbeschwerten Dasein in der kleinen Waldsiedlung zurück, wo er mit seiner Frau, - die er als Offiziersschüler 1957 kennengelernt und 1961 geheiratet hatte, und aus der Ehe drei Kinder hervorgingen - sehr glücklich lebt, im engen freundschaftlichen Kontakt mit allen Ortsansässigen – bei Geburtstagen, Mitsommerfeiern und gegenseitigen privaten Besuchen.
Der Text endet mit der Schilderung eines kalten und schneereichen Winters und dem ewigen menschlichen Wunsch nach Wärme. Das Ehepaar kehrte 2005 nach Deutschland zurück.
Es ist die stark motivierte Geschichte eines glücklichen Ehemannes und Menschen mit nicht erloschenen Visionen.
Harry Popow: „In die Stille gerettet“. Persönliche Lebensbilder. Engelsdorfer Verlag, Leipzig, 2010, 308 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-86268-060-3, www.engelsdorfer-verlag.de
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Kurzvita
Geboren 1936 in Berlin Tegel, erlebte „Henry Orlow“ (Geburtsname Zieber) noch die letzten Kriegsjahre und Tage. Nach Abschluß der Grundschule war er Lehrling im Zwickauer Steinkohlenrevier. Da sein eigentliches Ziel der Beruf des Geologen war, begann er ab September 1954 eine Arbeit als Kollektor in der Außenstelle der Staatlichen Geologischen Kommission der DDR in Schwerin. Unter dem Versprechen, Militärgeologie studieren zu können, warb man ihn für eine Offizierslaufbahn in der KVP/NVA. In den bewaffneten Kräften war er zunächst Ausbilder und später Militärjournalist. Das Zeugnis als „Diplomjournalist“ erwarb er sich im fünfjährigen Fernstudium. Nach Beendigung der fast 32jährigen Dienstzeit arbeitete er bis zur Wende als Journalist und Berater im Fernsehen der DDR. Von 1996 bis 2005 lebte er mit seiner Frau in Schweden und kehrte als Rentner 2005 nach Deutschland zurück. Henry ist glücklich verheiratet und hat drei Kinder.
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Leseproben
Es ist einer jener Tage im frühlingshaften März, von denen man sich wünscht, sie mögen andauern, in diesem Zustand der heiteren Gelassenheit, so würzig die Luft, so schwerelos die menschliche Seele, so eins kann sie sein mit der Natur, so ausgeglichen und glücklich darf man sich fühlen. Da sitzt er nun, ein in die Jahre gekommener grauhaariger Mann, auf der Terrasse am kleinen schwedischen Holzhäuschen, über ihm der unendlich kobaltblaue Himmel. Weiße Schwäne ziehen in langer Kette mit gleichmäßigem Flügelschlag zu den stillen Seen in den weiten nordischen Wäldern. Noch sind die Baumäste kahl, doch dicht am Haus haben sich bereits Schneeglöckchen und Krokusse eingefunden, verpackt in einem Erdboden, der des Nachts noch in Eiseskälte erstarren wird. In den Niederungen liegen die Sümpfe noch unter brüchigem Eis. Irgendwo bellt ein Hund, eine Kreissäge kreischt. Der Träumer in ihm ist nicht totzukriegen.
Plötzlich ein Beben, dann ein Grollen, ein Donner, der über die Wälder kommt. Das Eis des Orrefors-Sees bricht auf mit lautem Getöse, gleich starken Explosionen. Diese Geräusche – da sind sie wieder, die Bilder von einst, sie drängen sich mitunter hinter seine Stirn: Er jagt als Ausbilder junge Männer über das Übungsfeld. Jahre danach greift er zum Kugelschreiber und schreibt über jene, wie sie sich plagen, wie sie das Notwendige meistern lernen. Ja, er hat als Offizier und Militärjournalist in der Nationalen Volksarmee zweiunddreißg Jahre mitgewirkt an einer Alternative zum Krieg, an einem Entwurf für ein großartiges Gesellschaftsgemälde. Darauf ist der einstige Oberstleutnant stolz. Nicht aber darauf, daß man im kleinen Land mit der Zeit vieles vermasselt hatte. Eine ganze geschichtliche Periode, ein Startversuch in ein menschenwürdigeres Dasein ist durch Unvermögen abgestürzt. Auf absehbare Zeit unwiderruflich. Verspielte Chancen! Und was dann kam ...
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Das kleine Schwedenhaus
Es ist bei weitem kein repräsentatives Traumhaus, in dem Cleo und Henry seit 1996 leben, eher ein bescheidenes, aber sehr schmuckes kleines Holzhäusel mit vier Zimmern. Ausreichend für sie, ihre tollen Kinder und Enkel, die, so oft es geht, gern zu Besuch kommen. Das Grundstück umfaßt einen 900 Quadratmeter großen Garten, bewachsen mit riesigen Haselnußhecken, drei imposanten Wacholdern und einer gewaltigen, etwas altersschwachen Birke. Das Haus hat – ganz schwedentypisch - zwei Eingänge, um in strengen Wintern bei Schneeverwehungen zwei Notausgänge zu haben. Im Wohnzimmer steht ein antiker weißer Porzellankachelofen, der bis zur Decke reicht. Dieser ist auch als Kamin nutzbar. Geheizt wird nur mit Holz, das es ja in Schweden zur Genüge gibt. Ein Durchgang führt zum Eßzimmer. Vom runden Tisch aus hat man nach allen Seiten einen herrlichen Blick in den am Grundstück angrenzenden Wald. Steigt man die Holztreppe hinauf, findet man zwei Zimmer mit schrägen Wänden, das Schlafzimmer in Hellblau mit weißen antiken schwedischen Möbeln, das Gästezimmer ganz in Rosé. Ein Schmuckstück auch das voll geflieste Bad mit Holzdecke und romantischen Badraummöbeln im gleichen Dekor. Außergewöhnlich schön ist die Herbstzeit. Dann liegt oft ein wenig Schwermut über dem stillen Ort Gadderos (im Glasreich Smaland gelegen) mit seinen roten, gelben oder braun-weißen Holzhäusern. Am frühen Nachmittag kriecht langsam aus den Wäldern die Dunkelheit hervor und hinter den Fenstern leuchten die Schwibbögen.
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In der Stille, in die sie sich gerettet haben, ist Langeweile ein Fremdwort. Henrys Geburtstag zum Beispiel. Auf dem Vertiko im Wohnzimmer lachen ihn einige mit Sorgfalt ausgesuchte Dinge an. Auch eine „Rügenwalder“ Wurst, die er so gerne ißt und die es in Schweden nicht gibt. Cleo lacht ihn an, holt wenig später aus irgendeiner Ecke ihres erstaunlichen Gedächtnisses Verse aus Goethes Faust Teil II hervor, tanzt nach einer CD den Bolero (Ravel). Sie sprüht vor Energie: Er sieht ihre Augen, schön wie eh und je, ihr gestenreiches Artikulieren, das Temperament, da kommt was rüber, da geht die Post ab. Er kann seinen Blick nicht von ihr lassen. Sie: „Was guckst du mich so an?“ Da fällt ihm ein Vergleich ein: „Du hast eine Ausstrahlung auf mich – stärker als der Sonnenwind!“ Ehrlich, er weiß nicht, wie ein Sonnenwind auf ihn wirkt, aber Cleo lächelt. Das gefällt ihr, sagt sie. Dann spielt sie „Lucia" auf der Orgel, schimpft ihn Gewalttäter, weil er zu kräftig mit der Klappe eine Fliege tötet. Auch singt sie im schwedischen „Klamottenwald“ (Steine über Steine) Volkslieder, die sie schon mit vier Jahren im Luftschutzkeller sang aus Angst vor den Bomben.
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Rückblende:
November 1988 in Leipzig. Bin das dritte Mal hier zur Dokumentar- und Kurzfilmwoche. Soviel Kritisches zum Leben in sozialistischen Ländern habe ich überhaupt noch nie gesehen. Ein großer Lacher bei studentischem Publikum, als der Film über den Zeiss-Biermann und die DDR-Ships gezeigt wurde. Stinkendes Eigenlob, das zu selbstherrlich daherkommt – das will man nicht, denn das ist unehrlich. Und hinter dem Lachen hört man das Knistern steigender Unzufriedenheit. Ich staune nur, und das Staunen wird zum Nachdenken. Mehr als bisher. Ein Mitarbeiter vom Magazin „Radar“, er sitzt in der Jury, kommt zu mir, flüsternd, sich fast schon vorsichtig umsehend: „Du, da soll noch ein Streifen aus Moskau eintreffen, aber ob der gezeigt wird?“ Ich sitze oft bis früh zwei Uhr im Saal, großartige Stimmung, auch als „Winter ade“ abläuft, Beifall auf offener Szene.
Wieder in Berlin. Bin aufgeladen. Stehe noch unter Strom. Will einen Diskussionsbeitrag für die Parteiversammlung über Erlebnisse in Leipzig halten. Vor allem über den Widerspruch zwischen dem vom Politbüro hochgejubelten Mikroship-Film und der gar nicht rosigen Resonanz bei jungen und sehr kritischen Zuschauern. Man macht sich was vor!! Den Vorgesetzten fährt der Schreck in die Glieder, ich sehe in ablehnende, verständnislose Gesichter meiner Genossen: „Um Gottes willen, bleibe bei der Militärpolitik, willst du etwa gegen die Einschätzung von ganz oben wettern?“ Mir ist richtig unwohl. So offensichtliche Fehleinschätzungen, so ein hausgemachter „Erfolg“, so viel Mittelmäßigkeit, so drastisch und niederschmetternd.
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Mai 89 – es ist das passiert, was Henry bei weitem nicht ahnen konnte bei seinen Vorträgen im „Haus der Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft“. Eines Morgens ein Telefonanruf aus dem Stellvertreterbüro des Fernsehchefs in der Beratergruppe. Die zwei vorgesetzten Offiziere und Henry sollen sofort „antanzen“. Fast schreit ihn der „Lange“, er ist groß und schlank, auch ein bißchen „Hallo-Jetzt-Komm-Ich-Typ“ an, was ihm einfiele, sich politisch zwischen zwei Stühle zu setzen. „Gar nichts, ich stehe dazu und ich traue mir es auch zu“, antwortet Henry, er ist die Ruhe selbst. Was war passiert? Vor etwa einem Jahr hatte der Öffentlichkeitsmann vom „Haus der DSF“ – wie bereits angedeutet - Henry als Mitarbeiter des Fernsehens gebeten, einen Vortrag zum Thema „Die Medien im Klassenkampf“ zu halten, aus spezieller Sicht des Fernsehens. Henrys Name auf großen Plakaten. Etwas „Unerlaubtes“ getan zu haben, ist ihm überhaupt nicht bewußt, allerdings peinlich ist es ihm, als Mitarbeiter des Fernsehens bezeichnet zu werden, zumal er noch lange nicht drin steckt in der Materie. 1988 war also alles gut gegangen, dieses Jahr aber – Henry sollte in wenigen Tagen ein weiteres Mal zu diesem Thema sprechen - fällt das in der ganzen Stadt ausgehängte Plakat irgend jemanden auf. Prompt wird das der Fernsehführung gemeldet. „Wer ist denn dieser Orlow?“ Natürlich hat man den „Übeltäter“ schnell gefunden – und nun ist er Mode. Der Stellvertreter wettert: In dieser hochbrisanten politischen Situation hätte sich das kein Mitarbeiter des Fernsehens getraut, so einen Vortrag zu halten in aller Öffentlichkeit. Der wunde Punkt dabei: Hier DDR-Sicht, dort Perestroika! Da gerate man unweigerlich zwischen die Fronten, so der Vorwurf Henry gegenüber. Wenn da nun welche vom ZDF gesessen hätten, „was hättest du wohl auf deren Fragen antworten wollen?“ Die Angst, die Angst – da ist sie wieder. Vor wem? Henry entgegnet, er hätte das durchgestanden, na und? Die „Oberen“ schütteln nahezu entsetzt den Kopf. Aber ihr Entschluß steht fest: Dieser Vortrag findet nicht statt! Henry muß eine Woche krank spielen, sich bei den Veranstaltern telefonisch entschuldigen und krank melden. Unglaublich für Henry, sich ungewollt eine Woche auf Staatskosten erholen zu müssen.
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Es ist der 8. September 1989. Ich bin schon gegen 7.15 Uhr in meinem kleinen Arbeitszimmer in der Beratergruppe. Mein Tischgegenüber betritt unser Arbeitszimmer, ein prima Kumpel und Mitarbeiter, der mir anfangs geholfen hatte, Fuß zu fassen im Fernsehen. „Weißt du“, sagt er und schüttelt dabei wie üblich sein schon etwas angegrautes Haupt, „an deiner Stelle würde ich doch nach Budapest fliegen, schon darum, der Tochter zu sagen, daß du sie noch lieb hast, daß du sie nicht verstoßen wirst ...“ Das ist eine kluge Überlegung. Warum hatte ich sie nicht? Seine Argumente leuchten auch mir sofort ein. Ich brauche nicht lange zu überlegen, ich werde fahren ... 8.30 Uhr bin ich schon eine Treppe höher in der Kaderabteilung, Paß beantragen. Der Hase läuft so schnell wie nie. 12 Uhr – das Polizeipräsidium ruft an, ich kann das Dokument plus Flugticket abholen. Morgen um 10.30 Uhr startet mein Flugzeug in Berlin-Schönefeld. 16.00 Uhr: Ein Anruf aus der Chefetage: Ich soll noch einmal vorbeikommen. Was soll das, ich habe Ticket, Paß ... Wenig später sitze ich in einem unpersönlichen Raum. Mir gegenüber ein junger Mann ohne Parteiabzeichen! Ich weiß Bescheid. Aber was will der? Ich soll einen Brief an Patricia schreiben, der sei schneller in Budapest als ich. Man will mich schriftlich festnageln, das ist offensichtlich. Ich schreibe, daß ich die Republikflucht nicht gutheiße, sie solle sich das noch einmal überlegen. Eine krakelige Schrift, ich bin aufgeregt, ich zweifle, daß sie den Schriebs je zu Gesicht bekommen wird. Aber ich denke gar nicht daran, Patricia auch nur im Geringsten zu einem Zurück zu veranlassen. Schon gar nicht unter Zwang. Dazu habe ich eine viel zu hohe Achtung vor meiner erwachsenen Tochter. Toleranz muß Einzug halten im Lande. Das ist meine ideelle Grundlage, aber ich spüre, viele können sich noch nicht damit anfreunden. Das ist bitter!
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Schwedische Gastfreundschaft
Silvester 1996. 17 Uhr sind Erna und Gerd bei uns, die älteren Nachbarn. Sie ist eine weltoffene, charmante, weißhaarige Frau, liebenswert und gastfreundlich, versteht sich mit Cleo sehr gut. Er zeigt mir auf der Karte, daß in der Nähe des Stjönsees (Steinsee) sein Vater gewohnt hat. Gegen 22 Uhr ruft Cleo bei Diana und Thomacz an, sie möchten herüberkommen. Auch die Familie von Johannes, unsere deutschen Nachbarn, ist kurz bei uns. Wir tanzen nach Herzenslust bis in den schwedischen Morgen. Wir fühlen uns frei und glücklich wie noch nie. Habe ich nicht die für mich tollste Frau? Beste Geliebte und guter Kamerad? Haben wir Sorgen? Gibt es Termine? Müssen wir etwa noch die hohe deutsche Miete bezahlen? Haben wir nicht sehr schnell neue schwedische Bekannte gefunden? Winken uns nicht etwa interessante Jahre? Im Haus, in den endlosen Wäldern, an Seen, in der Hafenstadt Kalmar und anderswo?
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Anmerkung von Heor:
Ehemaliger DDR-Militärjournalist (Nationale Volksarmee) veröffentlichte 2010 im Engelsdorfer Verlag seinen autobiografischen Roman