Bücherleben

Glosse zum Thema Buch/ Lesen

von  loslosch

Pro captu lectoris habent sua fata libelli (Terentius Maurus, 2. Jh. n. Chr.; De Litteris - nicht zu verwechseln mit dem Komödiendichter aus dem 2. Jh. v. Chr., Terenz Afer). Bücher haben ihre Schicksale, je nach Auffassungsgabe des Lesers.

Eine liebevoll verpackte kleine Polemik. Der Freund von Büchern benutzt diese und behandelt sie pfleglich. Der Parvenü hält sie als Staffage hoch. Der aus heutiger Sicht eher schlichte Gedanke hat ein langes Alter, stammt aus einer Epoche, in der es vergleichsweise sehr wenige Bücher bzw. Schriftrollen (lat. Volumina) gab. Im 21. Jh. sind Bücher ob ihrer erdrückenden Zahl inflationär, provozieren ein genuines Waldsterben. Nicht selten verrotten sie in den Regalen, statt immer mal wieder liebevoll in die Hand genommen zu werden.

Die Sentenz zielt nicht auf jene Neureiche, die ihre Schrankwände mit Buchattrappen füllen; denn sie haben ja keine Bücher.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 EkkehartMittelberg (16.01.14)
Ich liebe Bücher, die ein helles Schicksal haben.
t.t.
Ekki
(Kommentar korrigiert am 16.01.2014)
(Kommentar korrigiert am 16.01.2014)

 loslosch meinte dazu am 16.01.14:
helles schicksal gleich "bewegtes" schicksal? früher bin ich viel umgezogen und habe von daher ein reines gewissen. t.t. lo

 EkkehartMittelberg antwortete darauf am 16.01.14:
Lothar, in deinem Kommentr drückst du ja aus, dass die Leser das Schicksal von Büchern machen. Bestimmte Bücher ziehen helle Köpfe an und dadurch erhalten sie ein helles Schicksal.

 TrekanBelluvitsh (16.01.14)
Nicht selten führt diese 'Auffassungsgabe' auch haarscharf an dem Buch vorbei. Das gilt besonders für alte Geschichten. So kennt jeder den Don Quijote, den mit den Windmühlen...
Pustekuchen!
Die Windmühlengeschichte hat noch nicht einmal zwei Seiten, in zwei Bänden mit je ca. 700 Seiten.
Darum: Pflegen und abstauben ist ja ganz schön. Lesen ist aber schöner.

 loslosch schrieb daraufhin am 16.01.14:
"nicht selten" ist schon mal ein gelungener litotes. "... an dessen namen ich mich nicht mehr erinnern kann" wurde im spanischen zum geflügelten wort. warum nicht auch im deutschen?

 niemand (16.01.14)
Tja, so ist das mit dem Geschriebenen heutzutage,
gekauft und ins Regal geschoben und nie wieder beachtet:
.
Ach ...
.
Das Buch fragt,
im Regal bewegt:
Warum hat man mich
nur verlegt?
.

mit herzlichen Grüßen, Irene
(Kommentar korrigiert am 16.01.2014)

 loslosch äußerte darauf am 16.01.14:
hier wäre es leicht zu lügen. (keiner beobachtet mich!) kanzler kohl im interview: "ich bin ein bücherwurm". daran ist nur so viel wahr: als kanzler in bonn bei bouvier, wie er in der mittagszeit en passant in büchern blättert. (vom kollegen berichtet.)

also ich bin ein lexikon-wurm. in letzter zeit stehen vermehrt lexika im netz. momentan "lese" ich schachpartien im aktuellen turnier:

The 76th Tata Steel Chess Tournament: 10 - 26 January 2014 in Wijk aan Zee.

lo als kiebitz
(Antwort korrigiert am 16.01.2014)

 Didi.Costaire (16.01.14)
Ja, die meisten Bücher haben ein sehr ruhiges Leben...
Das gilt in abgemilderter Form auch für andere Gegenstände, aber bei Büchern ist es besonders signifikant.
Schöne Grüße, Dirk

 loslosch ergänzte dazu am 16.01.14:
bücher als verstecke für geldscheine wäre mal ein gedichtmotiv für dich! lo

 Didi.Costaire meinte dazu am 16.01.14:
Bitteschön:

Bücherverstecke

Zwischen Seite 99
und der Folgeseite 100
liegt nichts Bares rum, was einzig
Laien und Idioten wundert.

Dennoch warnt die Polizei:
Geld befindet sich in Büchern,
selbst im Lexikon, Band III,
nur zum Schein in trocknen Tüchern.


D.

 loslosch meinte dazu am 16.01.14:
mal so aus der lamäng? die weißschrift kann man neuerdings auch ohne kleister erkennen. bei zinsen von 1% und entwertung real ist es manchmal clever, geld zu bunkern. vorsicht vor wohnungseinbrüchen! einige "experten" legen die scheine vOr dem urlaub in olle einkaufstüten und diese dann in den papierkorb. das hat sich in einschlägigen kreisen aber schon herumgesprochen. (-_-)

 Didi.Costaire meinte dazu am 17.01.14:
Ich hatte die Mail mit deiner Antwort am Vormittag gelesen und schon fast abgehakt, aber beim Mittagessen verfolgte mich der Gedanke nochmals. Statt weißer Tinte habe ich weißgraue verwendet - kein Versteck ist sicher...

 loslosch meinte dazu am 17.01.14:
jetzt entdecke ich unter -> hilfe -> formatieren, dass man den farbwert abstufen kann. sog. hexadezimal-farbwert.

 ViktorVanHynthersin (16.01.14)
Der Spruch hat für mich nichts an Aktualität verloren. Ob es die Verbrennung des Korans oder der Bibel ist, die Zensur in China oder Nordkorea, etc. etc., die Anzahl und Art der Schicksale der Bücher nimmt kein Ende.
Herzliche Grüße
Viktor

 loslosch meinte dazu am 16.01.14:
ich hab mal einen ladenhüter entsorgt: einen schinken (kräftigen einband) in glanzpapier (über die bedeutung der werbewirtschaft). adolfs bücherverbrennung zeigt doch eines, die angst vor der freiheit nachlesbarer gedanken. lo
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram