DIE ERBEN

Erzählung zum Thema Erbe/ Testament

von  HEMM

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Martina ! Martiiiiinna !


Tschudign Herr Hauer, i wor grod im Keller. I geh scho nochschau´n, ausse zum Postkastl, wegn da Post.

Ja bitte mach das, ich möchte gerne die Zeitung lesen.


Herr Hauer, Herr Hauer a Brief is a kumma, net nur die Zeitung!
Derf i sie no erinnan, heit kummt ihre Cousine, die Adelheit und ihr Cousin der Alex, wia olle Woch´n auf Besuch.  Soll i wieda ois herricht´n für´d Kaffeejaus´n ?

Ja mach das und wie ich die beiden kenne, werden sie auch noch das Nachtmahl schnorren und mir wieder und wieder erklären, wie lieb sie mich haben und ob ich sie auch nicht im Testament vergessen habe.


Jo, hom eh jeda a großes Haus gerbt und woin no des a dazur.
Die, die eh ois hom ken-nan net gnua gring.

Na ja, sie werden es nur zum Weiterverkaufen wollen, bringt jedem von den beiden einen schöne Summe Geld.


Oba i bleibat net bei erna, waun sie amoi gstum san. Wos i daunn dur, des was i no net, oba i denk net noch driba und hoff, sie werden sehr oid. Bin jo gern do und moch ihna so guat is kau den Hausholt, sie san so a netta und aunständiga Mensch.

Danke für deine Komplimente, hoffe aber doch noch einige Zeit leben zu dürfen und jetzt möchte ich gerne die Zeitung und den Brief lesen.


Tschudign Herr Hauer, i geh jo scho, zum Mittogessen ruf i daunn.

Was ist denn das für ein Brief? Er kommt aus der Schweiz von der
Rechtsanwalt-Kanzlei Dr. Rütli, Zürich...

Sehr geehrter Herr Sepp Hauer……….


Na schau, jetzt is er eingschlofn, mit da Zeitung und sein Briaf in da Haund.
I muass erm wecken, des Essen steht am Tisch und Bsuach kummt a glei.
Herr Hauer, Herr Hauer des Essen steht am Tisch……

Bin ich doch glatt eingeschlafen, ja Martina ich komm schon, mach aber keinen Kaffee, wir warten bis unsere Gäste kommen.
Mahlzeit!



Kaun i obrama, hots ihna gschmeckt?

Ja kannst du, es war ausgezeichnet wie immer, du bist einen sehr gute Köchin.


Danke Herr Hauer. Die san scho do, i hobs Auto scho gsehn, glei werns auleitn. Is no net amoi Drei Uhr, na de homs oba gnedig. Griss Gott Frau Adelheit, griss Gott Herr Alex.


Martina, melde uns bei Herrn Hauer an.


Jo, jo ih geh scho und möd eich au.

Ja da bist du ja lieber Sepp, wie geht es dir, bist gesund und munter?
Ja liebe Adelheit, noch bin ich gesund und munter, so wie vorige Woche auch.
Ich kann euch leider keine, für dich und Alex, angenehmere Meldung machen.
Aber Sepp, wir sind doch froh das zu hören, doch wenn du dich einmal nicht so gut fühlst, ruf uns doch bitte gleich an. Wir beide kommen sofort und schauen, dass hier alles mit rechten Dingen abläuft, das versprechen wir dir…



Na endlich sans wieda draussn, Kaffee homs trunken, den gaunzn Kuchn wegputzt.
Zum Nochtmoi homs nur den bestn Wein woin, den da Herr Hauer im Kölla hot,
de Bagasch, san eh nur auf´s Erbn aus.

Na, na Martina! Wie redest du über meine Familie?


Tschudign Herr Hauer.

Irgend wie hast du ja recht aber jetzt Schluss damit, ich muss mit dir was
besprechen,  Martina.


Hob i wos aungstöd Herr Hauer?

Nein hast du nicht, es war alles wie immer in Ordnung, doch ich werde dich
auf bezahlten Urlaub schicken.


Wos i auf Urlaub, des hob i no nia gmocht, wos is des? I fohr do eh jedes Wochenend ham.

Na du kannst ja auch nach Hause fahren und dort Urlaub machen. Du kommst erst wieder, wenn ich es dir sage. Du bekommst jeden Tag bezahlt und machst einfach einige Tage oder Wochen nichts.


Derf i daunn wirklich nocha wieda kumma?

Na klar, ich verlange es sogar, du bist nicht gekündigt und bekommst auch gleich ein Urlaubsgeld. Ich habe einiges zu erledigen und danach kommst du wieder und machst deine Arbeit wie immer. Hier hast du Geld und fahre morgen mit dem ersten Bus nach Hause.


Wos so vü Göd gems ma?

Ja ist schon gut, lass es dir gut gehen.


Danke Herr Hauer, danke, vergötzgott, oba i derf scho wieda kumma, gö?

Ja sicher, mach dir keine Sorgen, was würde ich denn ohne dich hier im großen Haus machen?


Mamma, Mamma schau i hob an Brief im Postkastl gfundn. Ob der vom Herrn Hauer is? Braucht er mi scho wieda? Jetzt bin i scho zwa Wochn daham und endlich schreibt er mir. Na do steht jo wos aunders drauf, wer isn des? Do steht hint am Kuvert: „Notariatskanzlei Dr. Dr. Gustaf Gradwohl“. Wos wü denn der von mir?

Na schau doch eine Martina, daun wastas.


Jössas Mamma, hurch wos do steht:


Sehr geehrte Frau Martina Müller!
Ich muss ihnen leider mitteilen, dass Herr Josef Hauer am Montag den 5. Juli
verstorben ist. Das Begräbnis findet am Freitag den 9. Juli um 10 Uhr am
Ortsfriedhof statt. Ich wurde beauftragt, nach der Beisetzung des Verstorbenen im Familiengrab, alle Trauergäste in das nahe gelegene Gasthaus „Zur Rebe“
einzuladen. Um 16 Uhr bitte ich die Erbberechtigten Frau Adelheit Grossmann (Cousine), Herrn Alex Fernleitner (Cousin) und Frau Martina Müller (Hausangestellte) in meine Kanzlei. Die Erbberechtigten werden von mir über
seinen „letzten Willen“ aus seinem, vor kurzer Zeit eingegangenen Testament,
unterrichtet.
Mit freundlichen Grüßen
Notar
Dr. Dr. Gustaf Gradwohl.



Jössas Mamma, wos moch i denn jetzt? Er hot ma do vasprochen, das i wieda kumma derf. Jo oba er kau jo nix dafur, dass er so schnö stirbt, der orme Kerl. Göd hota mia gebn, für zwa Monat, des muas i wieda zurckgeben, dem Notar, des kehrt net mir.
Des Begräbniss is jo scho morgn, do muas i jo no heit ois herrichtn. I hob net amoi a schwoz Kladl. Na daunn nim i hoit a schwoze Schleifn üban Orm.

Ach sie sind auch da. Ich habe gehört sie haben den lieben Sepp ja im Stich gelassen und sind nach Hause gefahren. Jetzt trauen sie sich auch noch hier auf den Friedhof zu kommen?


Na des stimmt net, Herr Hauer hot mi auf Urlaub gschickt.

Ja, ja das kann jeder sagen, eine gute Ausrede haben sie sich da zurecht gelegt. Im Stich haben sie unseren armen Sepp gelassen. Leider habe ich es auch erst zu spät durch den Notar erfahren. Wie sie angezogen sind, da muss man sich ja schämen, dass unser lieber Sepp solche Angestellte hatte.


Ach so, oba jede Wochn worns do und hom gfressen wos einegeht. Jetzt wia i net do wor, hom si sich an net gschert um den Herrn Hauer. Do wor jo ka Essen am Tisch.

Werden sie nicht frech, sonst ziehe ich andere Seiten auf.

Meine Damen und Herren, liebe Trauergäste. Als beauftragter Notar des Verstorbenen Josef Hauer, darf ich sie in das Gasthaus, hier gegenüber vom Friedhof zum Totenmahl einladen. Frau Martina, bitte setzen Sie sich hier neben mich, Frau Adelheit und Herr Alex bitte hier auf die andere Seite. Alle anderen Gäste haben freie Platzwahl.

Ja es ist schon unglaublich, was sich die Angestellten so leisten.
Was meinen sie Frau Adelheit?

Herr Notar, man lässt doch keinen kranken Menschen so im Stich, geht einfach auf Urlaub und lässt den armen Sepp…


Der Herr Hauer wor do net kraunk, wia er mi auf Urlaub gschickt hot, pumperl gsund sogor.

Ach mischen Sie sich da nicht hinein, ich habe mit dem Herrn Notar gesprochen, nicht mit Ihnen.

Das sage ich jetzt vor ihnen Herr Notar: „ Ich würde auf mein Erbteil vollständig verzichten, wenn unser lieber Sepp noch am Leben wäre; was sagst du Alex?“
„Ja ich auch, ich würde auch verzichten. Ich könnte mich doch nicht mit so einem Personal, das Sepp hatte, in Verbindung bringen lassen. Das entspricht nicht meinem Stand, aber es wird sich ja jetzt einiges ändern.“

Sie sagen das so vor Zeugen und vor mir als Notar Frau Adelheit und Herr Alex?
Ja sicher und das meinen wir auch so!“

Gut, gehen wir jetzt in meine Kanzlei.

Ich lese ihnen jetzt einen Brief vor, der die Grundlage für das Testament von Herrn Josef Hauer ist.


Als kleines Kind bin ich aus dem Waisenhaus von einem Herrn Hauer adoptiert worden. Leider ist seine Frau kurz darauf gestorben. Da Vater keine Frau mehr hatte, wurde ich von einer  anderen Familie in der Schweiz aufgenommen. Mein Leben war sehr schön und erfolgreich und ich bin sehr reich geworden. Ich habe keine anderen Erbberechtigten mehr, würde aber gerne im Grab meiner ersten Adoptiveltern begraben werden. Dafür habe ich in meinem      Testament dich, meinen Bruder, und Sohn meiner Adoptiveltern, als Erbe eingesetzt. Ich hoffe du wirst mir meinen Wunsch erfüllen.
Ich danke dir, lieber Sepp,
dein Bruder, Josef Hauer


Auf Wunsch von Frau Adelheit Grossmann und Herrn Alex Fernleitner werde ich nun festhalten, dass die beiden vor Zeugen auf ihre Erbberechtigung verzichtet haben.
Nun bitte ich Herrn Sepp Hauer herein, um die Testamentsänderung, zu Gunsten der bei ihm Angestellten Frau Martina Müller als Alleinerbin, zu unterschreiben.
 

Helmut Maier Moir ©  Mai 2011

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Kommentare zu diesem Text

Anne (56)
(23.05.11)
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 HEMM meinte dazu am 24.05.11:
Aber liebe Anne, weder der Notar hat was unerlaubtes gemacht und auch nicht Sepp. Der Bruder ist gestorben, seht ganz deutlich Josef Hauer und nicht Sepp (klar vermutet jeder Sepp ist einen Abkürzung von Josef, muss aber nicht sein). Würde Sepp bei dem Begräbnis alles aufgeklärt habe, hätten die beiden einen Erbanspruch den er nicht verhindern kann!
So blieb er fern und die beiden haben sich selbst reingelegt, mit ihren Kommentaren zum Notar. Sie wollten ja verhindern, dass Martina noch einen Anspruch geltend machen kann und hätten sie dann fristlos und ohne was zahlen zu müssen gekündigt. Ich würde so einen Notar sehr schätzen. Er hat verhindert, dass die beiden Erbschleicher einmal alles bekommen.
Wia sogt a gscherda Wenma, …..so schauts aus!
Wer audan a Grum grobt, fliegt söba eine. (lach),
morgen kannst mit mir weiter streiten (lach) gute Nacht
Bussssi Helmut
Anne (56) antwortete darauf am 24.05.11:
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