Hey! Kuchen to go.

Kurzgeschichte zum Thema Morgenstimmung

von  RomanTikker

Hm, der Kaffee schmeckt viel besser, das kann doch nicht allein an der Tasse liegen? Vielleicht an den beigereichten Allgemeinplätzchen: Sommerwetter, gute Laune, blabla, und der alte Mann, der die Plakate vom Karnevalsverein lektoriert, spielt dazu affenscharf Klavier, so richtig mit Kapriolen und chromatischen Trillern und so.
Kebap fragt, ob irgendwas mit dem Kaffee anders ist. "Der schmeckt viel besser!", sage ich und sie löst auf: es ist die andere Sojamilch, die gute, aha. Als der Mann Pause macht, klatsche ich als einziger und bestätige den Tanten am Nachbartisch: das Klavier kommt nicht von CD. Wir sind uns einig, dass Klatschen immer gut ist, ich kenne das ja aus eigener Erfahrung. Natürlich pflichten sie mir bei, was bleibt ihnen auch übrig, wir lächeln und das zählt.

Der Kaffee ist alle, ich muss pinkeln, zwei Baustellen lärmen wie Sau und der Wind bläst alles weg, da kommt Monika auf dem Fahrrad und wir unterhalten uns kurz, woher, wohin, wie geht's, was machste noch und als sie fährt, spielt der alte Mann - ehemals Lehrer - den nächsten Rag auf. Ja, der ist echt gut. Wenn ich so alt bin, möcht' ich das auch können. Wie er krumm auf die Tasten haut und wackelt erinnert mich das an Ray Charles - ob er den mag?
"So, auf Wiedersehen" ... während ich noch darüber nachdenke, haut er ab. Haut ab - meine Beine pellen sich und der Mann am Nachbartisch sein Frühstücksei. Hey, Sommer! Kebap schenkt mir ein Stück Kuchen to go.

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Kommentare zu diesem Text


 Muuuzi (20.09.11)
Alles scheint so nebensächlich.
Die Damen so gezwungen. ich kann mir ihre gesichter vorstellen. So höflich und doch alt. So abgedroschen. So lächerlich.

Ob es nur an der Sojamilch liegt?

Spielen nicht alle Sinne mit? Die Ohren mehr als die Zunge?

Niemand kümmert sich um den alten Mann? Oder? Niemand beachtet ihn? Oder?

Der Alltag läuft an uns vorbei ohne Wahrnehmung...

 RomanTikker meinte dazu am 20.09.11:
Hmmmmmmmmmmmmmmmmmja.
Die Damen sind so, genau. Aber unter der oktroyierten Schale eben auch Herzen und Seelen, wäre da nicht und würden sie nur ...
Die Milch ist teurer, aber 1000-mal besser, echt. Seit Kebap nicht mehr da arbeitet, gibt's die nur noch selten. Ich gehe trotzdem hin.
Du hast Recht, dem Hören der Welt hätte ein wenig mehr Raum sicher evenuell auf jeden Fall gut getan, vielleicht.
Das Klavier steht drinnen ganz hinten in der Ecke, die wenigen Menschen sitzen draußen, mit dem Rücken zum Interieur. Ich hab' mich total gefreut über die Musik. Kebap auch.
So ein Sonntagvormittag im Café birgt eine Portion heiles Spießbürgertum. Diese Art von Zuckerwattenumhüllung schluckt wohl einiges, ja.
Danke für deine Assoziationen!

 Muuuzi antwortete darauf am 20.09.11:
hat mir auf jeden fall gut gefallen.
Ich habe leider zu wenig kenntnisse darüber, als dass ich sie konkret analysieren könnte. Aber das macht nichts. Ich hab mir eine eigene welt vorgestellt. Das war auch schön.
Bei mir war auch sonntag. Es war ein Kaffee neben einer überfüllten straße. Alles war in braun- goldenen farben ausgerichtet. irgendwie nostalgisch. sogar kebap. :)

 RomanTikker schrieb daraufhin am 20.09.11:
:o) Kool. Wenn der liebe Gott das so vorgesehen hat und niemand etwas dagegen tut, zeig ich dir den Ort mal irgendwann. Wäre müßig, das jetzt zu beschrieben. Aber alle Café/Kebap-Geschichten spielen da. Da fält mir ein, eine liegt noch in der Schublade ... Braun-gold - find ich schön, passt irgendwie (an/ders). Erinert mich an den Esel aus dem Märchen, ähäm.
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