EINTRAG INS TAGEBUCH DER ANGELIK SOUTIANS

Tagebuch zum Thema Vergangenheitsbewältigung

von  Isabell.Joyeux

Liebes Tagebuch

Ich hatte einen Email Kontakt,  mit einer Frau von der Telefonseelsorge. Ich wusste  nicht weiter, am Telefon konnte ich nichts sagen, es war so wie gelähmt zu sein. Die Frau meinte ich solle das was ich denke und fühle aufschreiben, falls ich wieder in die Situation komme nichts sagen zu können.

Nach meinem Abitur bin ich freiwillig in eine Klinik gegangen.
In dieser Klinik konnte ich nicht reden und ich habe mich dann halt angepasst. So getan als ging es mir gut bzw. besser. Ich hatte nichts von diesem Missbrauch erzählt, ich konnte es nicht. Morgens mussten wir in einer Gruppe zu so einer Maßnahme wo mit Bürsten der Rücken gebürstet wurde. Es war die Hölle, auch männliches Personal war dort und ich … ich bekam nur den Spruch, ich soll nicht rumzicken und mich zusammen rissen, es sei doch nichts Schlimmes.
Freiwillig in eine Klinik zu gehen, war dumm, es hat nur noch mehr mein Leben zerstört und ich musste wegziehen.

Hier habe ich eine Gesprächstherapie gemacht, wegen meiner Essstörung. Bis zu dem Tag als ich in der Stunde solche Panik bekam und weglief. Der Therapeut lief mir nach, es war wie damals als ich als Kind weglaufen wollte. Ich bekam soviel Panik, dass ich nicht in meine Wohnung fuhr. Im nach hinein erfuhr ich als ich heim kam, dass die Polizei und die Feuerwehr meine Wohnung aufgebrochen hatten, weil der Therapeut Angst hatte, ich würde mir was antun. Danach war es dort schwierig zu leben. Eine Nachbarin beschimpfte mich darauf immer, mit den Worten was ich den für eine bin, bei der die Polizei die Wohnung aufbricht. Ich zog mich zurück, versuchte nicht mehr aufzufallen.

Und heute, auf der einen Seite gehe ich arbeiten, spiele die heile Welt vor und auf der anderen Seite hasse ich mich so sehr selbst und kann alltägliche Dinge im Privaten Umfeld nicht mehr erledigen, all das packe ich nicht mehr, nur wenn es nicht anders geht, um diese Maske aufrechtzuerhalten versuche ich es, aber es kostet mich sehr viel Kraft, was wohl niemand verstehen kann.

Ich das Gefühl durchzudrehen. Ich habe Gedanken die niemand nachvollziehen kann und mache mir Vorwürfe. Ich hatte vor einem Jahr Tabletten geschluckt, bin allerdings wieder aufgewacht, dann hatte ich Angst und bin zu dieser Ärztin am nächsten Morgen, als ich erzählt hatte was gewesen war lachte sie und meinte mit diesen Tabletten kann man sich nicht umbringen. Ich wusste nicht was ich dazu sagen sollte und bin nur wortlos gegangen. Seitdem hatte ich auch Angst überhaupt noch zu einem Arzt zu gehen. Ich wollte ja nicht mehr aufwachen, ich habe mich geschämt und war auch irgendwie verzweifelt, weil ich es überlebt habe.

In diesem Zusammenhang hatte in einem Internetchat etwas geschrieben, was falsch verstanden wurde und die Betreiber schickten die Polizei, diese konnte ich überzeugen dass nichts sei, ich habe es als Missverständnis dargestellt, allerdings schickte die Polizei eine Frau vom Sozialpsych. Dienst.. Hätte Sie mich persönlich angetroffen, hätte Sie mir ansehen können wie schlecht es mir ging.

Zunächst wollte ich keine Hilfe, aber dann … Ich habe dieser Frau am Telefon versucht zu erklären, dass ich keinen Beratungstermin im Gesundheitsamt wahrnehmen kann, nicht weil ich nicht will, sondern weil ich Angst habe. Sie wollte das nicht verstehen und ich kam mir so dumm vor wie ein Kind. Das ist paradox, beruflich konnte ich einige Zeit lang  zu Terminen, teilweise auch wo viele Menschen sind, aber privat scheitert es schon oft beim nur Einkaufen gehen. Aber es ist wohl auch die Angst, das einzigste was ich noch hatte, die Arbeit, zu verlieren. Jetzt ist sowieso alles egal geworden.




Ich kann das alles nicht mehr, so tun als sei alles in Ordnung … funktionieren, das machen was erwartet wird.  Diese innerliche Unruhe, ich kaue ständig an meinen Fingernägel, was nicht akzeptabel ist, deshalb lasse ich sie regelmäßig machen, aber nicht weil ich es will, sondern um den Schein zu waren.

Vor ein paar Jahren wurde ein Knoten an meinem Hals festgestellt.

Als Kind, ich weis ich habe es provoziert, hat sich ein Mann ein Polizist an mir vergangen. Aber ich weis das irgendwie alles nicht mehr so richtig, ich muss oft duschen wenn ich daran denke und bekomme dieses Gefühl nicht weg. Auch ein Bekannter hat mich komisch angefasst, aber das habe ich nie gesagt, als er gestorben ist, wusste ich nicht ob ich mich freuen soll, oder wegen seiner Frau traurig sein sollte …

Heute ist es so, dass mich jedes Polizeiauto jede Kontrolle an damals erinnert, nachdem ich weggezogen bin, dachte ich es würde besser werden, aber wurde es nicht.

Ich habe mich zurückgezogen, keine Kontakte mehr und es gibt auch körperliche Beschwerden, ich bin nur noch müde … es gab Zeiträume da habe ich sehr viel gegessen und das alles macht mich fertig, dann gibt es Zeiträume wo nur der Gedanke an Essen Ekel in mir hervorruft.

In vielen Nächten war ich oft  am Hafen, habe nachgedacht und geweint, ich kann dass alles nicht mehr, ich habe schon einmal alles verloren, weil ich mir Hilfe holte und musste letztendlich aus Berlin wegziehen … Ich schlafe kaum noch, gehe arbeiten und funktioniere, so wie es erwartet wird. Nichts kann ich zusätzlich machen, nun kann ich gar keinen klaren Gedanken mehr fassen. Ich muss ständig duschen, fühle mich dreckig. Ich will nicht weggehen oder raus und ziehe mich  nur noch zurück.
Seit der Sache mit der Polizei versuche ich so normal wie möglich zu wirken, weil die Nachbarn schon redeten…

Seit letztem Jahr bemerke ich auch körperliche Einschränkungen. Wenn mir etwas herunter fällt, ich es aufheben will danach, habe ich so einen Schmerz im Oberschenkelhals Bereich das ich mich gar nicht mehr bewegen mag. Rückenschmerzen, Durchfall, Sodbrennen, Kopfschmerzen, Druck in der Brust  und Taubheitsgefühle in den Armen, damit versuchte ich zu leben…


Es war abends, als ein Polizist aus Hamburg mein Telefon anrief. Alle Bilder waren wieder da, ich wusste nicht was ich tun sollte, ich hatte Angst das die Polizei zu mir heim kommt. Ich wollte nur noch weg und raus, ich fuhr zum Hafen … ich hatte kein Seil oder Messer dabei sonst …  irgendwann ich hatte kein Zeitgefühl mehr, ich habe nachts Angst, wenn ich überhaupt schlafen kann nur mit geschlossener Tür.

Ich habe jeden Kontakt abgebrochen. Ich funktioniere und rede halt nicht mehr über das was ich denke und fühle, egal ob es mir schlecht geht oder nicht, lächele ich und zeige niemanden mehr wie es mir geht.

Ich bin an einem Montagabend nach 13 Stunden arbeiten nach Hause gekommen und habe solche Panik bekommen, dass ich das Haus verlassen musste, ich bin zum Hafen gefahren … danach auf dem Weg  nach Hause bin ich in eine Polizeikontrolle gekommen.

Während der Kontrolle hab ich mir nichts anmerken lassen, aber als ich weiter fahren konnte,
war mir alles zu viel … die Bilder die Gefühle. Ich bin auf einen Baum drauf zugefahren mit  sehr hoher Geschwindigkeit, habe aber gebremst… ich weis nicht wie ich heim kam, aber es war spät vielleicht 2 Uhr Nachts.

Ich wusste nicht was ich machen sollte, ich habe im Internet nach einer Klinik gesucht und auch eine Telefonnummer gefunden wo stand rund um die Uhr erreichbar.
Ich habe dort angerufen, konnte aber nichts sagen, habe wieder aufgelegt. Als ich das zweite mal anrief das gleich, dann fasse ich mir ein Herz und beim dritten Mal sagte die Frau rufen Sie  nicht wieder an, ich sagte nur tut mir leid ich tu es nicht wieder ... ich wollte nur Hilfe ich hatte so Angst vor mir selbst, und ich hatte Angst dann noch mal irgendwo anzurufen.

Es wurde aber  immer schlimmer, ich Griff zum Telefon und rief bei der Telefonseelsorge an … es hat sehr lange gedauert bis ich keine Besetzzeichen hatte … aber es war ein Mann am Telefon ich konnte nicht alles sagen, aber ich war zumindest kurz nicht allein … ich habe etwas geredet
Und dann aufgelegt, ich wollte die Leitung nicht besetzen für Leute denen es mieser geht.

Ich bin zu einer Autobahnbrücke gefahren, wollte springen. Es fuhr ein Polizeiauto dort lang, ich bekam Panik und bin heim gefahren. Morgens rief ich bei dem Krisentelefon vom Sozialpsychiatrischen Dienstan, ich habe mit einer Frau geredet, sie meinte, dann im Laufe des Gespräches ob ich nicht mit ihr und einer Ärztin sprechen würde noch an diesem Tag, und ob ich wirklich in diesem Zustand arbeiten gehen will. Ich habe Angst bekommen, dann sagte ich, dass ich es mir überlege und habe mich fürs Gespräch bedankt. Ich bin dann zur Arbeit gefahren, und habe versucht zu funktioniert.

In den letzten Wochen bin ich öfters abgeklappt  und dann diese Rückenschmerzen und Herzschmerzen, mit viel Kraft habe ich beim Hausarzt angerufen, wo ich auch am Vormittag noch hin sollte. Ich war auch dort und bin nicht bei dieser Frau dran gekommen zum Glück, ich habe alles gesagt was ich dachte. Ich sollte zum Blutabnehmen und dann sollte noch ein Ekg und LZ Ekg gemacht werden. Und ich bekam eine Überweisung.

Als ich zu Hause war rief ich in Ihrer Praxis an, eine Frau  fragte mich was auf der Überweisung steht, ich konnte es der Frau nicht sagen, wieso weshalb, ich schaffte das nicht. Ich habe aufgelegt und nur noch geweint. Dann habe ich den Termin fürs Blutabnehmen und dieses Ekg und LZ Ekg abgesagt und gesagt da könne ich nicht und ich würde mich melden. Ich war nicht mehr dort. Jede Kleinigkeit lässt mich völlig durchdrehen, überreagieren ...... ich versteh mich selbst nicht mehr....

Zumindest habe ich mein Versprechen gegenüber meinem Arbeitgeber eingehalten und bin zu einem Arzt gegangen, auch ein Grund wieso ich noch Arbeit hatte.

Es alles so paradox, da sitzen Leute vor einem aus Firmen die Hilfe wollen, und man selbst weis das man keine Hilfe will für sich, weil man sich aufgegeben hat  und man weis das man anderen helfen müsste in Notlagen.....

Manchmal reagiere ich aggressiv  und irgendwie will ich niemanden mehr zu Last fallen oder  nerven.

Ich denke das mir niemand helfen kann, ich hasse mich und mein Leben.
Vorgestern musste ich mir eingestehen, dass selbst meine Arbeit für mich keine Rolle mehr spielt, was vorher undenkbar war für mich.

Aber jetzt, wo ich eine Entscheidung getroffen habe, ist es wie befreit zu sein von allem.
Wieso schrieb ich das alles eigentlich? Ich weis es nicht wirklich...


                                                                        K.I.


Anmerkung von Isabell.Joyeux:

Dieser Text ist frei erfunden. Und steht nicht im Zusammenhang mit mir.

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (43)
(12.10.11)
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 Isabell.Joyeux meinte dazu am 12.10.11:
:o)
(Antwort korrigiert am 12.10.2011)

 AZU20 (12.10.11)
Der Text hat mich mitgenommen. LG
chichi† (80)
(12.10.11)
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