ungeschneit

Gedanke zum Thema Ferne

von  Diablesse

Den Sommer verbrachte ich in der linken Zimmerecke beim Fenster. Mit dem Rücken zum Fenster. Das Fenster hätte mir einen Film gezeigt, der meinem Gedankenexperiment im Wege gestanden hätte. Ich wollte mir vorstellen, wie Schnee vor dem Fenster flockte. Schnee - im Sommer. Ich stellte mir die unikalen Gebilde vor, jedes für sich, wie sie tanzen und tanzen, wie einst auch ich tanzte bei ihrem Anblick. Tanzte, als würde das ganze Leben einen Sinn haben, wenn nur der Schnee fiele.
Auf der Suche nach dieser Erkenntnis, saß ich in der Zimmerecke beim Fenster. Ich brauchte diese Erkenntnis. Ich brauchte den Schnee. Ich brauchte sie - mitten im Sommer. Und so inspirierte ich mich abwechselnd bei Rauhfasertapete und Gedankenschnee. Wenn ich mir die |Struktur| nur lange genug vor Augen führte, mal mehr, mal weniger visuell, würde ich es schaffen; ich war mir sicher. Es könnte im Sommer schneien, es kann! Doch die Tapete fühlte sich nicht an wie Eiskristalle. Dazu war sie noch blutrot - ein etwas zu dramatischer Schnee für mein Vorhaben. Mein Gedankenschnee war eisig, kristallig, aber er wollte sich einfach nicht in das Bild des sommerblauen Himmels und der erhitzten Luftschichten einfügen. Ich sah den Schnee niemals flocken, so sehr ich mich auch anstrengte. Weder meine abgewandte Haltung von der Hitze der Außenwelt, noch mein wohlwollendes Stirnrunzeln beim Versuch mir das Bild des Schnees zu vergegenwärtigen, halfen. Ich konnte den Schnee im Sommer nicht vom blauen Himmel fallen sehen.

Ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wie sich deine Liebe anfühlt.


Anmerkung von Diablesse:

/kein anspruch auf nichts/

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Kommentare zu diesem Text

KoKa (44)
(27.01.12)
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 Diablesse meinte dazu am 27.01.12:
ich danke dir, und weiß eigentlich sehr gut, was du meinst. KV-Leichen, die immer und immer seziert werden (sollten?). Von Idee bis Umsetzung weder Dichtung noch Autorenarbeit. Mit keinem Anspruch auf nichts.
KoKa (44) antwortete darauf am 27.01.12:
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 Diablesse schrieb daraufhin am 27.01.12:
/sezieren/ ist chronisch unschuldig und /liebe/ eine wortleiche, wenn du mich fragst. die autopsie ergab die todesurasche: strangulation. doch was war der grund? (; massenkompatibilität.

 Vessel (27.01.12)
es schneit immer nur in den köpfen, das ist schließlich da, wo wir unsere welt erfinden. ich mag, wie du das bild immer wieder wiederholst, es ändert sich wenig. der weiße schnee vor sommerblauem himmel. dazu blut(rote tapete) - ich fühe mich an ein märchen erinnert ... :)

 Diablesse äußerte darauf am 27.01.12:
kopfschnee im weltenkino. and again and again. märchen, ja, das sind sowieso sehr gewalttätige narrative. p18, wenn du mich fragst (; aber die assoziation, ja, die finde ich gut. ich hoffe du magst märchen, auch wenn sie irgendwann /sepia/ werden. oder grau. aber grau, ja, ist eine verdammt aufregende farbe, wie mir hier mal erklärt wurde . . .

 Vessel ergänzte dazu am 28.01.12:
gewalt ist doch kein grund für p18, neinein. da kommen nur die bösen sexgedichte hin.
klar mag ich märchen, schließlich ist das ganze leben eines. und das ist auch grau, in unterschiedlichen nuancen, vielleicht denken manche deswegen grau sei aufregend. ich denke das ja nicht, denn nuancen gibt es von jeder farbe.

 Diablesse meinte dazu am 28.01.12:
ach stimmt, und ein sex-märchen ist dieses wohl nicht vordergründig. oder wie war das gegenteil von streit nochmal?
mhh, jetzt frage ich mich, ob du eher ein zwerg, dornröschen, ein wolf, irgendein prinz, ein apfel oder doch die großmutter bist. und fein, wie du grau wieder in seine schranken weißt. es ist schließlich auch nicht besser oder schlechter, als alles andere.

 kirchheimrunner (28.02.12)
Ich habe mich in diesen Text verliebt. Jedenfalls sind die Symptome gegeben. Dieses Kristallige! Das Weiß! Der Tanz! Alles Singularitäten!! Aber in der Synergie der Teile... ein wunderbarr Stummfilm, der für sich selbst spricht.
L.G Hans

 Diablesse meinte dazu am 28.02.12:
Was für ein schöner Kommentar. Ich kann deine Schwärmerei nahezu sehen, ausmachen, wie es um deine Nase herum kribbelt. Eine Verfilmung, keine schlechte Idee (;
Danke für das große Lob!
Viele Grüße, Caro
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