Wer sagt uns denn, dass uns das Paradies gefällt?

Gedicht zum Thema Ferne

von  Diablesse

ich zähle nummernschilder und
die rotation der windräder die
zunehmen wenn ich heimwärts
fahre

heimwärts bedeutet ironischer
weise immer weg von dir wo
doch mein inneres schon lange
zu dir zog

mit jedem gefahrenen kilometer
rase ich mental gegen eine wand
aus erstarrtem zuckerguss und
lecke meine wunden

diese 300 gramm menschlichen
organs ziehen sich dann immer
zusammen wie der himmel voll
mit tränenschlieren

augen blicken in unbestimmte
ferne gedankenverloren doch
ist das nicht schlimm denn ich
bin stets in deinen vorhanden

lass uns einen traum gebären
mit der rückseite zuerst und
lass ihn voller leben schreien
von hoffnung und sehnsucht

nach mehr als all die anderen

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Kommentare zu diesem Text

rochusthal (71)
(23.09.12)
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 Diablesse meinte dazu am 24.09.12:
wenn du das sagst. danke.

 AZU20 (24.09.12)
Gefällt mir gut. LG

 Diablesse antwortete darauf am 24.09.12:
Das Paradies? Danke!
Ascheregen (30)
(25.09.12)
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 Diablesse schrieb daraufhin am 15.10.12:
[...] weil ein danke nicht genug wäre.
PaulineKirsch (22)
(30.09.12)
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 Diablesse äußerte darauf am 30.09.12:
genau.
BBA (45)
(03.10.12)
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 Diablesse ergänzte dazu am 03.10.12:
natürlich! da habe ich in berlin wenigstens was von (((;

ich danke dir für deine worte. viele grüße, caro

 Rothenfels (11.10.12)
Strophen 1, 2 und 6 - toll!

Mir gefällt "die rotation der windräder die / zunehmen wenn ich heimwärts / fahre". Wenn die Zeit sich langsam aus ihrem Stillstand herausbewegt und wieder zu fließen, zu drehen beginnt.

 Diablesse meinte dazu am 11.10.12:
ich danke dem großen lyrikmeister (: hätte bei dem gedicht gar nicht mit soviel positivem feedback gerechnet - echt toll.

 Rothenfels meinte dazu am 11.10.12:
Naja, Lyrikmeister... schon eher noch Geselle.

Mir sind die zweieinhalb mittleren Stophen zu schwer. Das typische Diablesse-"zuviel reingestopft"-Problem. Da haste deine Kritik, ha! Ich bin auch kein großer Freund von Enjambements - wenn, dann aber wohldosiert. ;) Metrisch gibt's nix zu meckern, läuft alles irgendwie. Mit gefallen einfach die Bilder und Gefühle in S1, 2, 6 so gut.

 Diablesse meinte dazu am 11.10.12:
strophe drei ist mein liebling, da ist mir nichts zuviel. aber wenn man das andere ausdünnt, würde mir die fortbewegung/entwicklung irgendwie fehlen.. zu viel in die strophen gestopft an was? worten, bildern, sinnlosem ;P?

 Rothenfels meinte dazu am 11.10.12:
Zu viel alles: Bilder, Assoziationen, Aussagen...

Du rast "heim"wärts gegen eine Wand. Das ist ok. Kann man ja mal machen. Aber "Wand" ist auch Ende - da ist kein "Pendeln", kein "ankommen in der anderen Welt, aus der man wieder flieht", die du beschreibst.

Mich verwirrt auch das mit dem Zuckerguss. Zuckerguss ist das Süße zum Gebäck - d.h. du rast gegen "das Sahnehäubchen". Das Wundenlecken (passend zum Zuckerguss ablecken) sollte daher angenehm sein. D.h. die Entfernung, die "heim"-Welt ist doch positiv? Oder einfach nur klebrig? Ich komm da nicht mit.

Für mich machen diese ganzen Assoziationen keinen Sinn und sind im Vergleich zu 1, 2, 6 so wirklichkeitsfremd, dass ich keinen Zugang dazu bekomme. Für mich sind das dann Bilder ohne Inhalt, ohne Bezug, ohne sinnvoll assoziierbares Gefühl.

Verstehste? Das hast du mE nach bei 1, 2, 6 toll hinbekommen (obwohl ich jetzt noch keine Geburt mitgemacht habe :p).

 Diablesse meinte dazu am 11.10.12:
wunden aus zuckerguss - darf schmerz nicht süß sein? ist sicher eine frage der wahrnehmung(svorlieben). die wunden sind wahrscheinlich okay, angenehm, gehören dazu, fühlen sich gut an, schmecken gut. sie sind eben gar nicht so schlimm, daher aus zuckerguss. die tragweite der situation ist vielleicht überschätzt worden und nun nimmt man wahr, dass das, was schmerz und wunde sein sollte, eigentlich nichts gravierendes ist. es ist vlt ein schein.schmerz - ein: es sollte doch aber weh tun! tut es aber nicht, die wunden sind süß, die situation okay.

für mich machen sie sinn - müssen sie auch, ich fühlte und verschriftlichte. anscheinend nicht für jedermann/jedefrau nachvollziehbar, was ja voll okay ist. trotzdem schade - für mich vermitteln sie gefühl, viel sogar. vielleicht verwirrtes, nicht leicht nachvollziehbares.

 Rothenfels meinte dazu am 11.10.12:
Granted. Gefühl ja, aber (für mich) nicht leicht nachvollziehbar.

Ich habe ähnliche Assoziationen wie Du gehabt - insofern habe ich die erste Ebene schon verstanden: süße Wunden, süßer Schmerz. Für mich heißt das aber nicht "nicht so schlimm", sondern "so will ich das" - d.h. der Schmerz wird als etwas Positives und nicht als etwas "Nicht-so-schlimmes" wahrgenommen. Das ist es, was für mich da drin steckt und mit dem Rest des Gedichtes nicht in Einklang passt.

Ich weiß nicht, vielleicht kann (zudem) auch nur ich persönlich nicht so viel mit den Bildern in dieser und der folgenden Strophe anfangen und sie wirken auf mich daher "wirklichkeitsfremd". Letztlich ist die Lebenserfahrung aller Menschen unterschiedlich mit unterschiedlichen Konnotationen. Ich frag mich, inwiefern die anderen Leser besser oder schlechter Bezüge zu den einzelnen unterschiedlichen Bildern herstellen können.

 Diablesse meinte dazu am 12.10.12:
okay, ich verstehe, dass der sprung von "süße wunden - so will ich das" zu "süße wunden - also nicht so schlimm" nicht für jede/n offensichtlich ist. und ob letztere variante besser zum rest passt, da zweifel ich auch grad an..

(ca. 11h später....:)

aber mir fiel gerade ein, warum ich auf die "nicht so schlimm"-variante komme: weil nicht die wunde, sondern die wand im fokus ist. es ist eine andere art der schaumstoffwand, schaumgummi, schaumküsse, gummibären, jedenfalls zucker, und daher eine zuckergusswand. nun ist es weniger dramatisch gegen eine wand aus zuckerguss zu fahren, vielleicht schlimmer, wenn er erstarrt ist - aber immer noch nicht weiter der weltuntergang. tada - da war das missbildnis.
(Antwort korrigiert am 12.10.2012)
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