Schneegestöber

Gedanke zum Thema Winter

von  Soshura

Unter meinen Stiefeln knarzt der Schnee. Frischer Schnee. Er ist weich und nachgiebig. Ich weiß nicht, wie dieses Geräusch zustande kommt. Ohne wäre es still.  Ich glaube, das höre ich so nirgend sonst.

Ich habe hier einen kleinen Wald. Jetzt, in der wolkenlosen Nacht, erscheinen die Sterne und der Mond  ganz klar. Es ist, als würden die blätterlosen Bäume in ihrer erhrwürdigen Kahlheit auch vom Schnee angestrahlt werden. Eigentlich ist es gar nicht wirklich richtig dunkel. Ich glaube, das sehe ich so nirgend sonst.

Der Wind bläst ab und an. Manchmal auch von vorn. Die Luft ist kalt und trocken. So eisig, dass ich langsam atme. Doch sie ist zugleich rein, klar. Ich weiß nicht ob sie einen Duft hat. Sie ist einzigartig. Ich glaube, das rieche ich so nirgends sonst.

Über mir befreit der Wind einen Ast vom Schnee. Ich trage keine Mütze, und mein Kopf und mein Nacken übernehmen die Aufgabe des Astes. Huh, ist das kalt! Ich ziehe den Mantelkragen zusammen, doch nun rutscht der Schnee erst richtig in meinen Rücken. Für den Augenblick erschauere ich, obwohl ich genau weiß, dass es nur ein paar Flöckchen sind. Ich kreise mit den Schultern, anfangs reflexartig, später langsamer. Als ich merke, wie jede Flocke sich auf meinem Rücken in ein winziges Tröpfchen verwandelt und Millimeter für Millimeter herunter krabbelt, ist es ein wohliges, fast erfrischendes Gefühl. Ich glaube, das fühle ich so nirgend sonst.

Ein kleiner Teil der Schneewehe ist auf meinen Lippen gelandet. Ich weiß nicht genau, wie die Bewegung genannt wird, wenn die Ober- die Unterlippe abzieht, oder umgekehrt, um die jeweils andere zu trocknen. Vielleicht kann ich ja sagen, dass ich meine Lippen abwechselnd übereinander geschlagen habe? Egal, ich kenne ja auch den Geschmack von Schnee nicht. Jetzt eben untermalt er das erfrischende Gefühl auf meinem Rücken. Ich glaube, das schmecke ich so nirgend sonst.

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Kommentare zu diesem Text

Festil (59)
(05.09.17)
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