Immutabilus

Text zum Thema Abschied

von  larala

Sie überließen mir einen Schwan, ein jämmerlicher Anblick. Er war abgemagert und hatte sämtliche Federn abgeworfen, und schlief auch nicht mehr, weil er nun nichts hatte, worin er seinen Kopf verbergen konnte. Ich baute ihm ein Nest in meinem runden weißen Schreibtischsessel, exakt 40 cm hoch, bereitete ihm kleine Mahlzeiten und saß ansonsten im Schneidersitz in gebührlicher Distanz, fauchte der Vogel mich doch, wenn ich zu nahe kam. Drei Monate später holten die Männer ihn wieder, tut mir leid, dass er noch immer so mager ist, ich konnte nicht viel tun, Schwäne sind wirklich keine einfachen Tiere und dieser ... Sie winkten lachend ab, 48h in Buttermilch mit Nelken, Knoblauch und Wacholder und dann auf Wurzelgemüse nach Art eines Schweinsbratens, keine Ahnung, ob das ein Scherz sein sollte. Jetzt jedenfalls bin ich müde, rolle mich in meinem Stuhl zusammen, bis mir schwarzer Flaum wächst oder mir jemand eine kleine Mahlzeit bereitet oder sich im Schneidersitz in gebührliche Distanz setzt oder- bis die Männer wieder klingeln.

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Kommentare zu diesem Text


 Sternenpferd (10.07.13)
wow


ich empfinde es mehr als tiefgründig.
man kommt bei diesen bildern sehr zum nachdenken
unheimlich viel gedankenspielräume

lg m.

 larala meinte dazu am 10.07.13:
Gedankenspielräume- damit machst du mir eine große Freude!
Vielen Dank und liebe Grüße!

 Lluviagata (10.07.13)
Manches Mal, wenn sie majestätisch dahingleiten, möchte ich einer von ihnen sein. Dann aber, wenn sie mit den Füßen festgefroren verenden müssen, möchte ich nur noch weinen. Und dann sagt jemand, ach was, das war doch nur ein Vogel. Dann braucht es lange, ehe ich einem von ihnen in Freude wiederbegegnen kann.

Ich finde mich oft in deinen Geschichten wieder.
Woher weißt du das nur?

Liebe Grüße
Llu ♥

 larala antwortete darauf am 10.07.13:
Danke! :)
Ja, irgendwie findet man sich (wieder).

 Cassandra schrieb daraufhin am 10.07.13:
Ja sag, woher hast du dieses Gefühl?

Ganz liebe Grüße

Cassandra

 larala äußerte darauf am 10.07.13:
:)
Manches ist so flüchtig, dass es verlorengeht, wenn man darüber spricht. Kennst du so kleine weiße Nachtfalter?
Sobald man sie berührt, zerfallen ihre Flügel zu pudrigem Staub.
Liebe Grüße!
EikeFalk (60)
(11.07.13)
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 larala ergänzte dazu am 11.07.13:
Danke für die schöne Deutung! :)

 Isaban (12.07.13)
Ein schöner Erzählstil! Aber warum die Aufteilung in Strophen?

Liebe Grüße

Sabine

 larala meinte dazu am 12.07.13:
Guten Morgen liebe Sabine,
ich weiß nicht, mir war danach?
Fändest du es am Stück besser?
Danke fürs Lob!

 Isaban meinte dazu am 12.07.13:
Ja. Dann sieht das Ganze zwar komprimierter aus, hinterlässt aber nicht dieses Gefühl des künstlich aufgebauschten. Es ist ja kein lauter Text, keiner, der besonders betont oder gesungen werden muss, kein wirklich lyrischer Text. Es ist ein leiser, ein innerer, einer, der ganz schlicht und ohne Schnörkel und künstlich angelegte Lesepausen m.E. besser wirkt, natürlicher, irgendwie selbstverständlicher - und mit dieser Selbstverständlichkeit geht dann ein ganz anderes Begreifen einher.

Liebe Grüße

Sabine

 larala meinte dazu am 12.07.13:
Mhh, danke für die Idee!
Etwas sperrt sich noch in mir, aber ich werde es ausprobieren und schauen, wie ichs finde. Freue mich über so detailierte Kritik!
So?
(Antwort korrigiert am 12.07.2013)

 HarryStraight (13.07.15)
Wenn einem sonst nichts einfällt, schreibt man über Tiere.
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