Großmutter

Tagebuch zum Thema Diesseits/ Jenseits

von  Kontrastspiegelung

Am goldenen Seidenfaden hängst Du und hältst die Zeit, wie auch mich durch deine toten Augen in deinem Bann. Gefangen in dir, will ich entrinnen. Aus dem Schock heraus, um dich vom Strick zu erlösen und mit einem Laken zu bedecken, damit wir in Ruhe schlafen können.

Doch kann ich deinem bleichen Anblick nicht entkommen. Es verfolgt mich, bis ins Mark. Ich fürchte mich vor dir. Obwohl du tot bist, strömt eine gewisse Wärme aus dir heraus, was an sich unmöglich ist! Du lächelst ja nicht einmal, tatest es zu Lebzeiten nie vor meinen Augen. Wie denn auch, wenn ich nie die Chance bekam dich kennen zu lernen!? Noch dazu im Alter von 6Monaten?

Jetzt bist du mir nichts, dir nichts da, leblos und zwingst mich schwarzkünstlerisch, dein Bildnis zu lesen! Dich weiterhin hängen zu lassen, damit du mich durch deine morbide und dennoch gefällige Anwesenheit beschützen kannst, in dem Du meinen Gästen Unbehagen bereitest.

Mir stellen sich die Fragen, warum du jetzt vor mir bist und warum ich dich, des Vaters Kunstwerk nicht losbinden kann?

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