Leere nach dem Sturm

Beschreibung zum Thema Leere

von  susidie

Leise höre ich ein Flüstern an meinem Ohr. Ich weiß nicht, woher es kommt. Ich weiß nicht, wo ich bin. Bin ich? Alles dreht sich um mich. Ich sehne mich nach Sauerstoff. Die Stille ist schwer. Jetzt erinnere ich mich. Du befreist uns von allen Decken und Tüchern. Es scheint eine unheimliche Kraftanstrengung zu sein. Von den Tieren sieht man so gut wie gar nichts mehr. Alles unter Sand begraben. Du gräbst uns förmlich aus und das Blau des Himmels sticht mir in die Augen. Die Luft ist von unheimlicher Klarheit und ich sauge sie ein. Vorbei. Wasser läuft über mein Gesicht, meine Lippen, die sich gierig öffnen. Ich habe keine Kraft selbst zu trinken. Du flößt mir Leben ein.

Ich bin zurück auf dem Meeresgrund. Das Wasser brennt in meinen Augen. Die Lungenflügel zum Bersten. Aber ich kann nicht auftauchen, ohne die Muschel. Ich werde nicht, weil ich sie finden muß. Jetzt tief einatmen und es wäre vorbei. Ich will nicht.

Langsam richtest du mich auf. Der Sand türmt sich um uns und soweit das Auge reicht. Neue Formationen wurden geschaffen. Von dieser Unberührtheit geht eine gewaltige Faszination aus. Wie frisch gefallener Schnee, den man nicht berühren möchte, weil er sonst die Reinheit und Schönheit verliert. Ich fühle Leichtigkeit in mir. Als ob der Sturm alles mit sich fortgerissen hätte. Vielleicht hat er es tatsächlich? Oder du hast? Mir fehlt im Augenblick jede Urteilsfähigkeit. Kraft verloren oder gewonnen? Perspektivwechsel.  Ich erkenne Erleichterung in deinem Blick. Liebevoll gibst du mir immer noch Wasser. Wäschst mir Gesicht und Augen. Obwohl du selbst kaum etwas siehst. Ich will mich nur noch fallen lassen. Am Ende ist der Sturm. Nun auf die Stimme des inneren Sturmes  hören, ihr folgen? Erschöpft lege ich mich auf die Teppiche. Wieder hallt die Stille in meinen Ohren. Ich leere mich in dich.

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Kommentare zu diesem Text


 SapphoSonne (06.10.13)
Eine schöne Fortsetzung. Ich bin immer noch mittendrin. Ein Sandkorn in der Wüste, ein Haar am Kopf des Kamels, eine Wimper, die mit dem Sand vom Gesicht gespült wird. Eben mittendrin.
LG Sappho
(Kommentar korrigiert am 06.10.2013)

 susidie meinte dazu am 06.10.13:
Das freut mich sehr, liebe Sappho. Ich bin auch mittendrin und der Sand knirscht zwischen den Zähnen, die Augen sind entzündet und die Haut heiß und aufgerieben. Der letzte Sturm ist noch nicht lange her. Lieben Gruß von Su :) Und danke!
chichi† (80)
(06.10.13)
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 susidie antwortete darauf am 06.10.13:
Freut mich sehr. Ich danke dir. Liebe Grüße von Su :)

 Annabell schrieb daraufhin am 06.10.13:
ich schließe mich Chichis Meinung an.
LG Annabell

 AZU20 (06.10.13)
Gefällt mir gut. LG

 susidie äußerte darauf am 06.10.13:
Vielen Dank. Freut mich. Gruß von Su :)

 TassoTuwas (26.12.13)
Es ist das Gefühl des Überlebthabens.
Die Welt tut sich neu auf.
Es ist zu spüren.
LG TT
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