Naturgewalten

Beschreibung zum Thema Gefühle

von  susidie

Mit einer unglaublichen Härte trifft uns der Sturm. Ineinander verkeilt liegen wir möglichst flach zwischen den Tieren. Aus Sand wird Stein. Es ist kaum zu glauben mit welcher Wucht die Schläge kommen und alles mit sich reißen. Ein aufrecht stehender Mensch könnte dem nicht trotzen. Unsere einzige Chance sind tatsächlich die Kamele, die in einer schier unfassbaren, stoischen Gleichgültigkeit alles über sich ergehen lassen. Einzig die Köpfe sind gesenkt und dem Wind abgewandt. Wie oft waren sie uns schon Freund und Retter. Als Transporttiere, zum Wärmen in kalten Wüstennächten, ja, als Windschutz, als Bollwerk gegen die Naturgewalten. Dankbar fühle ich die mächtigen warmen Körper um uns herum. Ohrenbetäubender Lärm. Wir sind komplett bedeckt von Decken und Teppichen Nicht ein Zentimeter Haut ist frei. Die Wucht des Sandes würde Wunden schlagen.

An diese Wunden denke ich. Wie ich tausend Nadelstiche mein Leben lang erduldet habe. Ohne den Schutz, den ich heute um mich habe. Schutz, den ich durch deine allgegenwärtige aufrichtige Freundschaft und Liebe verspüre. Schutz, den ich mir heute selbst geben kann durch meine Liebe. Dem Entdecken meiner eigenen Stärke, die in mir ruht. Immer da war, verschüttet wohl über die vielen Jahre. Aber nicht verloren. Nein, ich bin nicht verloren. Ich genüge, dir und mir. Ihm habe ich nie genügt.

Wie lange wird das Toben noch dauern? Du hältst mich und lässt nicht eine Sekunde meinen Körper aus deinen Armen. Mir wird immer schwerer. Der Sand muss uns mittlerweile vollkommen bedecken. Ich bekomme wenig Luft, deine Hand beruhigt mich. Du bist wie verteilt um mich, schaffst einen Schutzraum. Deine Kraft ist unendlich und wieder spüre ich nur – Vertrauen. Die Angst fließt aus mir. Wie du sagtest.

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Kommentare zu diesem Text


 SapphoSonne (29.09.13)
Eine gute Situation über den inneren Sturm nachzudenken. Doppelter Moment. Innen und Außen. Gefällt mir wirklich gut. Ich liebe deine Naturmetaphern und Geschichten aus der Wüste. War wieder gern dabei.
LG Sappho

 susidie meinte dazu am 29.09.13:
Freu mich, vielen Dank Sappho. Unser erstes gemeinsames Wüstenabenteuer machen wir aber ohne Sturm, ja? Lach*
Der innere Sturm findet sich gut im äußeren wieder, da hast du recht. Aber - es wurde auch eine win/win Situation draus. Das ist das Gute. Liebe Grüße von Su:)

 EkkehartMittelberg (29.09.13)
Zweierlei gefällt mir an diesem Text: Die Naturgewalten werden nachvollziehbar und ohne Pathos geschildert.
Der Gedanke zur Selbstliebe: So ist es, man muss sich selbst lieben können, um sich von der Last der Vergngenheit befreien zu können.
LG
Ekki

 susidie antwortete darauf am 29.09.13:
Vielen Dank für das Kompliment, Ekki. Ich freue mich, dass es nachvollziehbar ist. Ja, und die Selbstliebe - genau davon bin ich überzeugt. Nicht nur, um die Vergangenheit zu besiegen, sondern auch um überhaupt Liebe geben zu können. Denn was ich nicht in mir habe, kann auch nicht nach außen dringen.
In diesem Sinne herzliche Grüße von Su:)

 TassoTuwas (24.12.13)
Die Naturgewalten sind erschreckend und faszinierend.
Deine Schilderung rief ein ähnliches Erlebnis wieder wach.
Liebe Grüße TT

 susidie schrieb daraufhin am 24.12.13:
Wenn die Natur ihre vernichtende Kraft zeigt, wird der Mensch klein und demütig. Und das sollte man öfter beachten. Ihr gegenüber sind wir schutzlos, sie wird immer die stärkere bleiben.
Warst du im Sandsturm?? Liebe Grüße von Su :)
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