subgeil

Gedicht

von  Diablesse

ich versuche
die graue tapete
vom himmel zu kratzen
doch einzig der
straßenname verspricht
sonnenschein

das rauschen in meinem
kopf wie das eines
ferngesprächs

lärmbelästigung trotz
lärmlosigkeit führt zu
unlauteren quasi leisen
gedanken oder was so
von ihnen übrig ist

tausche gefühle gegen
bitcoins und wundere
mich über den verlust
den die operative entfernung
des glücks bedeutete

die augen singen ein
trauerlied während ich
die hoffnung zusammenkratze
wie andere zellreste

allein zerfetzte floralitäten
als bleibsel der sozialen
kleinstgruppe und dazu ein
atemzug smog als symbol der
freiheit

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Kommentare zu diesem Text


 AZU20 (28.05.14)
Was Du beschreibst, ist wirklich subgeil. LG

 Diablesse meinte dazu am 29.05.14:
ohne frage. danke! VG

 Vessel (28.05.14)
das ist seltsam.
die erste strophe gefällt mir, in ihrer bildlichkeit.
die zweite ist irgendwie nichts-sagend, und mit bezug auf die 3. wird sie auch nicht klarer. auf was bezieht sich das rauschen? auf die gedanken?
später kommen noch bitcoins hinzu, und zellreste. und das glück. und operationen.
mir ist das zuviel, irgendwie. am ende habe ich den anfang vergessen und so richtig sicher bin ich mir nicht, um was es geht.

 Diablesse antwortete darauf am 31.05.14:
dein kommentar ist seltsam. es freut mich, wenn du wenigstens der ersten strophe was abgewinnen konntest, auf den rest hast du dich anscheinend nicht einlassen können. schade. daher mein versuch, dir das ganze analytisch näher zubringen:

subgeil - als wertung

erste strophe - einbettung in die fiktionale welt durch die typische einebnung von wetter- und stimmungslage. bezug zum titel als wertung der szenerie.

zweite strophe - unterstreichung des titels durch den akustischen vergleich. es wird kaum auf meeresrauschen angespielt, eine der wenigen formen, die ich mir angenehm vorstellen kann, sondern auf (kommunikation) störendes rauschen.

da sind wir dann auch schon bei der dritten strophe: die isotopienkette ist eindeutig, denn erneut wird auf die akustik bezug genommen. und nun wird auch spezifiziert, dass die rauschenden, mal laut, mal leise, mal stumm empfundenen gedanken stören.

es folgt die begründung/erklärung der empfindungsbewertungen und ihrer qualitäten in der vierten strophe: ein zwischenmenschliches desaster. etwas wird eingetauscht (abstrakte emotionen gegen virtuelle währung), es erfolgt bestenfalls ein klarer schnitt (operativ) – zumindest das verständnis von medizinischen metaphern hätte ich bei dir erwartet…

dann: die ummalung der situation und was so mit einem zwischenmenschliches desaster einhergeht (trauer, hoffnung..).

die letzte strophe: das ende, fazit des ganzen. das, was bleibt, ist zerfetztes und die verschmutzte form der freiheit. und das ist doch nun wirklich weniger als bzw. ganz und gar nicht geil.

dichtung besteht aus einem zu viel in zu wenig. das macht ihre überstrukturiertheit aus und ist ihr inhärentes merkmal.

ich hoffe, ich konnte dir behilflich sein. viele grüße
(Antwort korrigiert am 31.05.2014)

 Vessel schrieb daraufhin am 31.05.14:
was ich an deinem schreiben sonst so genieße, ist, dass du einen gedanken entwickelst und vor allem weiterentwickelst in deinen texten (egal ob jetzt gedicht oder die neuere prosa). dein analytisches (ein ehrliches danke dafür) zeigt: darauf hinaus wolltest du auch hier.
funktionieren will es für mich hingegen nicht, in einem (etwas pathetischen) kommentar unter mir wird die aneinanderreihung von subgeilitäten lobend erwähnt. für mich ist gerade dass, was ich nicht mag. dein gedanke ist schon klar, keine frage, aber eine entwicklung zeigt sich mir keine. was du sagen willst, steht in der überschrift, was dann kommt ist eine kette aus assoziationen, die lose bezug aufeinander nehmen und dabei dennoch austauschbar bleiben. das zuviel vom zuwenig ist mir hier ein zuviel vom zuviel.

ich hoffe, ich habe dich mit dem kommentar nicht gekränkt. es ist meine meinung, in diesem fall eine etwas kritischere, ich habe sie dir trotzdem gesagt und hoffe, sie nun dezidierter ausgedrückt zu haben.
(Antwort korrigiert am 31.05.2014)

 TrekanBelluvitsh (28.05.14)
Technik ist weder modern noch kann sie etwas ersetzen, was dem Menschen im seinen Inneren wichtig ist. Es ist halt nur Technik...

 Diablesse äußerte darauf am 31.05.14:
es ging weniger um technik, als um eine abstrahierte vergleichsmöglichkeit von virtuellem zahlungssystem mit subjektiven emotionskategorien. beide entitäten sind ungreifbar und geben doch eine realexistenz vor.
lelaT (56)
(28.05.14)
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 Diablesse ergänzte dazu am 31.05.14:
bei deinem kommentar habe ich das gefühl, mich verstanden fühlen zu können. und was gibt es besseres als das urteil, sich nach einem gedicht dem tränen (= substantiviertes verb) hingeben zu wollen. ich danke dir sehr! vg, diablesse
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