Eine ganz besondere Schokolade
Kindergeschichte zum Thema Abenteuer
von Soshura
Es war einmal eine kleine Tafel Schokolade. Derjenige, der sie aus Milch und Kakao goss, sagte zu ihr: "Du bist eine ganz besondere Schokolade. Du wirst einen ganz besonderen Menschen ganz besonders glücklich machen." Darauf bildete sich die Schokolade natürlich etwas ganz Besonderes ein. Und so kam es, dass sie, feinsäuberlich verpackt, mit einem Schleifchen gut verschnürt, unter dem Geburtstagsgabentisch eines kleinen Mädchens landete. Nina, so hieß das Mädchen.
Ritsch Ratsch ... und schon war sie ausgepackt, die Schokolade. Da war sie nun, in ihrer vollen Schönheit. Mit ihren regelmäßigen, ebenholzfarbenen, dunklen Facetten reckte sie sich, denn sie war sich sicher, dass Nina ein ganz besonderer Mensch sein musste. Doch plötzlich erblickte das Kind ein weiteres Geschenk. Was sich wohl in diesem goldgelben Karton verbergen würde? Sie ließ die Schokolade fallen und lief, das andere Geschenk zu schauen. Da wurde die Schokolade traurig. Was sollte nun aus ihr werden? All ihre zarten, kleinen Stückchen, die vielleicht nie in diesem Kindermund schmelzen würden?
Plötzlich kam der Hund der Familie dahergelaufen und schnupperte mit seiner kalten, nassen Schnauze an der Schokolade. "Hey! Verschwinde! Ich gehöre einem ganz besonderen Menschen! Nur dass Du es weißt!", schimpfte die Schokolade trotzig. Der Hund jedoch lachte und bellte, "Jetzt gehörst Du einem ganz besonderen Hund.", schnappte sie und brachte die Schokolade, die sich nicht wehren konnte, in seine Hütte. Klar, die Schokolade zeterte und wehklagte, doch es half alles nichts. Sie musste sich in ihr Schicksal fügen, und das war wahrlich nicht unbedingt ein alltägliches Schokoladenschicksal.
Da lag sie nun, die Schokolade, ein großes Eckstück hatte sie bereits an den schmatzenden Hund abgeben müssen. Halb zerbissen, angekratzt und sehr, sehr traurig. Ben, so hieß der Hund, war inzwischen mit Nina in den Garten spielen gegangen. Ein tägliches Ritual. Eines jener Dinge, die auf einem Bauernhof auch heutzutage, ganz unabhängig von Jahreszeit und Wetter sowohl Ben, als auch dem kleinen Geburtstagskind viel Spaß machten. Immer und immer wieder. Manchmal warf Nina im Übermut einen kleinen Ast durch das stets offene Fenster des Kuhstalls, doch Ben brachte ihn stets gehorsam zurück, wenn auch jener oftmals mit einem ganz besonderen Duft versehen war. Ben natürlich sowieso.
Derweil besuchte die Maus, welche unter der Diele beheimatet war, die Hundehütte. Das war auch ein Ritual, ein tägliches. Sie wusste genau, wann dort die Luft rein war, und das Bisschen, was die Maus regelmäßig stibitzte, reichte ihr, ohne dass es Ben jemals aufgefallen wäre. Als sie die Schokolade erblickte, klatschte sie in ihre beiden Pfötchen. Sie hatte bereits von einem so wunderbaren Ding wie Schokolade gehört, doch das waren alles Geschichten, Märchen, Legenden, die ihre Großmutter oft erzählt hatte. Damals, als sie, selbst noch ein Mäusekind, zum Zirkus gehen wollte, als jonglierende Minimaus auf einem Einrad. Vergangenen Zeiten, an welche sich die Maus gerade erinnerte. So schnappte sie die Schokolade mit beiden Händen und biss herzhaft hinein. "Au! Was erlaubst Du Dir?", schrie die Schokolade. Sie hatte die Maus gar nicht bemerkt in ihrer Traurigkeit. Und nun das! Reichte ein Hund nicht? Die Maus ließ sich nicht stören, "Du bist eine ganz besondere Schokolade. Du bist die erste Schokolade in meinem Mäuseleben", sagte sie schmatzend, doch für die Schokolade klang es, als würde sie soeben von der ganzen Welt verhöhnt werden. Die Schokolade bekam es noch nicht einmal mit, als die Maus sie unter Aufbietung aller Kräfte in ihr Mauseloch hievte. Nun war sie nur noch die Hälfte ihrer einstmals so prachtvollen Schönheit. Überall zierten kleine Mäusebisse die ehemals glatten, glänzenden Kanten, so, als würde ein kleiner Künstler ein ganz eigenes Muster in den Saum eines Teppichs knabbern. Was war von der einstmals so prächtigen Schokolade geblieben?
Die Maus indes hielt sich den Bauch, so vollgefressen war sie mit all der leckeren Schokolade. Und schlief ein. So bemerkte sie auch nicht, wie ihr Vetter hereinschlich, die freche Feldmaus, angelockt vom Duft des Kakaos. Neugierig beschnupperte er das braune Ding. Noch nie hatte er von so etwas gehört, und gesehen schon gar nimmer nicht. Schließlich wächst Schokolade nicht auf dem Feld. Leise fragte er: "Was bist Du?" Die Schokolade schaute ihn traurig an, "Ich war einmal eine ganz besondere Schokolade, doch dann ...". Ihre Worte versanken unter Schluchzen in einem imaginären Meer aus bittersüßen Schokoladentränen. Auch die Feldmaus hatte ganz schön mit sich zu kämpfen, einenteils empfand sie Mitleid, anderenteils war da auch der Appetit. Und dieser Duft erst! So entschied sie sich, zuerst einmal den gerade gefundenen Schatz in Sicherheit zu bringen, bevor die Küchenmaus wieder aufwachen würde.
Gesagt, getan. Schnell den ringsherum angeknabberten Schokoladenrest aufgeschultert und ab auf das Feld. Weit war es nicht, doch leider ein wenig zu weit. Denn die stets wachsame Katze, die auf einem Bauernhof niemals fehlen darf, hatte die Feldmaus bereits bemerkt, als jene sich und ihre Beute neben der Haustür über den Feldweg hinwegstehlen wollte. Da hieß es, die Beine in die Hand nehmen. Schon war die Feldmaus im Feld, doch das große Katertier kam schnell näher. Wenn es die Maus in das rettende Loch schaffen wollte, musste sie die Schokolade abwerfen. Schweren Herzens nahm sie einen ersten und letzten Biss und warf die Süßigkeit ins Gras. Und schwupps, war sie im Mauseloch verschwunden. Die Katze bemerkte die Schokolade nicht. Doch blieb sie noch eine ganze Weile vor dem Mauseloch hocken, und schaute sehnsuchtsvoll hinein, denn für sie war die Maus ein zarter, süßer Leckerbissen.
Und die Schokolade? Was war von ihr übrig geblieben, der ehemals so imposanten, ganz besonderen Schokolade. Mutterseelenallein lag sie dort, gedemütigt, zerbissen, verschleppt und zerschrammt. Die Sonne ging langsam unter, und eine der Kühe schnüffelte auf dem Heimweg in den Stall gelangweilt im Gras. Ob es nun Zufall war, oder ob die dicke Kuh die restliche Schokolade mit einer besonderen Wahrnehmung samt Grasbüchel in ihrem Maul genüsslich schmatzend zerkaute, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. "Hey, Du schmatzt ja, als würdest Du gerade Schokolade fressen!", lachte Nina, als sie eben gerade mit Ben an der Kuh vorüberhüpfte, "Ich bin ja mal gespannt, wie meine Milch morgen früh schmeckt."
Ritsch Ratsch ... und schon war sie ausgepackt, die Schokolade. Da war sie nun, in ihrer vollen Schönheit. Mit ihren regelmäßigen, ebenholzfarbenen, dunklen Facetten reckte sie sich, denn sie war sich sicher, dass Nina ein ganz besonderer Mensch sein musste. Doch plötzlich erblickte das Kind ein weiteres Geschenk. Was sich wohl in diesem goldgelben Karton verbergen würde? Sie ließ die Schokolade fallen und lief, das andere Geschenk zu schauen. Da wurde die Schokolade traurig. Was sollte nun aus ihr werden? All ihre zarten, kleinen Stückchen, die vielleicht nie in diesem Kindermund schmelzen würden?
Plötzlich kam der Hund der Familie dahergelaufen und schnupperte mit seiner kalten, nassen Schnauze an der Schokolade. "Hey! Verschwinde! Ich gehöre einem ganz besonderen Menschen! Nur dass Du es weißt!", schimpfte die Schokolade trotzig. Der Hund jedoch lachte und bellte, "Jetzt gehörst Du einem ganz besonderen Hund.", schnappte sie und brachte die Schokolade, die sich nicht wehren konnte, in seine Hütte. Klar, die Schokolade zeterte und wehklagte, doch es half alles nichts. Sie musste sich in ihr Schicksal fügen, und das war wahrlich nicht unbedingt ein alltägliches Schokoladenschicksal.
Da lag sie nun, die Schokolade, ein großes Eckstück hatte sie bereits an den schmatzenden Hund abgeben müssen. Halb zerbissen, angekratzt und sehr, sehr traurig. Ben, so hieß der Hund, war inzwischen mit Nina in den Garten spielen gegangen. Ein tägliches Ritual. Eines jener Dinge, die auf einem Bauernhof auch heutzutage, ganz unabhängig von Jahreszeit und Wetter sowohl Ben, als auch dem kleinen Geburtstagskind viel Spaß machten. Immer und immer wieder. Manchmal warf Nina im Übermut einen kleinen Ast durch das stets offene Fenster des Kuhstalls, doch Ben brachte ihn stets gehorsam zurück, wenn auch jener oftmals mit einem ganz besonderen Duft versehen war. Ben natürlich sowieso.
Derweil besuchte die Maus, welche unter der Diele beheimatet war, die Hundehütte. Das war auch ein Ritual, ein tägliches. Sie wusste genau, wann dort die Luft rein war, und das Bisschen, was die Maus regelmäßig stibitzte, reichte ihr, ohne dass es Ben jemals aufgefallen wäre. Als sie die Schokolade erblickte, klatschte sie in ihre beiden Pfötchen. Sie hatte bereits von einem so wunderbaren Ding wie Schokolade gehört, doch das waren alles Geschichten, Märchen, Legenden, die ihre Großmutter oft erzählt hatte. Damals, als sie, selbst noch ein Mäusekind, zum Zirkus gehen wollte, als jonglierende Minimaus auf einem Einrad. Vergangenen Zeiten, an welche sich die Maus gerade erinnerte. So schnappte sie die Schokolade mit beiden Händen und biss herzhaft hinein. "Au! Was erlaubst Du Dir?", schrie die Schokolade. Sie hatte die Maus gar nicht bemerkt in ihrer Traurigkeit. Und nun das! Reichte ein Hund nicht? Die Maus ließ sich nicht stören, "Du bist eine ganz besondere Schokolade. Du bist die erste Schokolade in meinem Mäuseleben", sagte sie schmatzend, doch für die Schokolade klang es, als würde sie soeben von der ganzen Welt verhöhnt werden. Die Schokolade bekam es noch nicht einmal mit, als die Maus sie unter Aufbietung aller Kräfte in ihr Mauseloch hievte. Nun war sie nur noch die Hälfte ihrer einstmals so prachtvollen Schönheit. Überall zierten kleine Mäusebisse die ehemals glatten, glänzenden Kanten, so, als würde ein kleiner Künstler ein ganz eigenes Muster in den Saum eines Teppichs knabbern. Was war von der einstmals so prächtigen Schokolade geblieben?
Die Maus indes hielt sich den Bauch, so vollgefressen war sie mit all der leckeren Schokolade. Und schlief ein. So bemerkte sie auch nicht, wie ihr Vetter hereinschlich, die freche Feldmaus, angelockt vom Duft des Kakaos. Neugierig beschnupperte er das braune Ding. Noch nie hatte er von so etwas gehört, und gesehen schon gar nimmer nicht. Schließlich wächst Schokolade nicht auf dem Feld. Leise fragte er: "Was bist Du?" Die Schokolade schaute ihn traurig an, "Ich war einmal eine ganz besondere Schokolade, doch dann ...". Ihre Worte versanken unter Schluchzen in einem imaginären Meer aus bittersüßen Schokoladentränen. Auch die Feldmaus hatte ganz schön mit sich zu kämpfen, einenteils empfand sie Mitleid, anderenteils war da auch der Appetit. Und dieser Duft erst! So entschied sie sich, zuerst einmal den gerade gefundenen Schatz in Sicherheit zu bringen, bevor die Küchenmaus wieder aufwachen würde.
Gesagt, getan. Schnell den ringsherum angeknabberten Schokoladenrest aufgeschultert und ab auf das Feld. Weit war es nicht, doch leider ein wenig zu weit. Denn die stets wachsame Katze, die auf einem Bauernhof niemals fehlen darf, hatte die Feldmaus bereits bemerkt, als jene sich und ihre Beute neben der Haustür über den Feldweg hinwegstehlen wollte. Da hieß es, die Beine in die Hand nehmen. Schon war die Feldmaus im Feld, doch das große Katertier kam schnell näher. Wenn es die Maus in das rettende Loch schaffen wollte, musste sie die Schokolade abwerfen. Schweren Herzens nahm sie einen ersten und letzten Biss und warf die Süßigkeit ins Gras. Und schwupps, war sie im Mauseloch verschwunden. Die Katze bemerkte die Schokolade nicht. Doch blieb sie noch eine ganze Weile vor dem Mauseloch hocken, und schaute sehnsuchtsvoll hinein, denn für sie war die Maus ein zarter, süßer Leckerbissen.
Und die Schokolade? Was war von ihr übrig geblieben, der ehemals so imposanten, ganz besonderen Schokolade. Mutterseelenallein lag sie dort, gedemütigt, zerbissen, verschleppt und zerschrammt. Die Sonne ging langsam unter, und eine der Kühe schnüffelte auf dem Heimweg in den Stall gelangweilt im Gras. Ob es nun Zufall war, oder ob die dicke Kuh die restliche Schokolade mit einer besonderen Wahrnehmung samt Grasbüchel in ihrem Maul genüsslich schmatzend zerkaute, wird wohl ihr Geheimnis bleiben. "Hey, Du schmatzt ja, als würdest Du gerade Schokolade fressen!", lachte Nina, als sie eben gerade mit Ben an der Kuh vorüberhüpfte, "Ich bin ja mal gespannt, wie meine Milch morgen früh schmeckt."
Anmerkung von Soshura:
Es ist die Geschichte über das Abenteuer einer Schokolade, in der das Wort Schokolade sehr oft vorkommt, und welche durch das Abenteuer zu einer besonderen Schokolade wird. Sonst nichts.
Bitte verfüttern Sie keine Schokolade an Kühe.