Geister

Text

von  Zeder

Ich kann noch nicht auf Gleisen schlafen. Ich liege wach und träume weit und doch lauschen meine Ohren noch immer auf ein leises Surren. Der Wind weht hart heut Nacht. Ich hab das Bündel Sachen an den Baum gehängt, der träge seine Stunden steht.
Die Kiefern duften, wie können sie auch anders, sie duften immergrün das ganze Jahr. Der Wald bläst ihren Duft über die Wiesen. Im Frühjahr haben wir aus den Zipfeln Sirup gekocht und den Keller damit gefüllt bis jemand krank wurde. Bräunlich golden wie Holz.
Bald wird es regnen.
Wolken sammeln sich und speisen dunkelgrau den Horizont. Die Sonne steht und wirft die Strahlen durch die Luft wie Clublicht. Jetzt heult der Wind und lässt mein Bündel tanzen.
Später dann, da schlägt der erste Blitz in einen Baum. Ich reiße die Augen auf, sie müssen doch zugefallen sein, und mein Herz pocht in den Ohren. Die Umgebung leuchtet Silbern für den Augenblick, ein Donnern, dann verschwinden wir wieder in der Stille. Der Regen kommt, ich stehe nun und sehe zwischen Wasserfällen die Blitze nach und nach all die Kiefern zerstören. Einer nach dem andern schlägt ein mit einem Knall, sie spalten und fetzen das Holz auseinander. Es riecht verkohlt und alt, es riecht nach alten Seelen und Feuchtigkeit. Und ganz zum Schluss, als alles verzogen ist, da qualmt und raucht der Wald wie eine ausgebrannte Stadt. Ich stehe einem Friedhof gegenüber und alles schweigt wie nach der Schlacht.

Hinweis: Du kannst diesen Text leider nicht kommentieren, da der Verfasser keine Kommentare von nicht angemeldeten Nutzern erlaubt.

Kommentare zu diesem Text


 Vessel (10.12.14)
was für ein rästelhafter text.
ein wenig fühle ich mich in den mächtigen allegorien verloren. für was stehen die kiefern? wer ist das wir?
es scheint, als würde jedes bild, bevor es klarer wird wieder verlassen und durch ein neues ersetzt. das gefällt mir, auch wenn ich mich zu einer deutung nicht durchringen kann.
Zur Zeit online:
keinVerlag.de auf Facebook keinVerlag.de auf Twitter keinVerlag.de auf Instagram