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Erzählung zum Thema Erwachen

von  philippjonas

Wenn ich heute an den Abend zurück denke, ist das erste was mir einfällt die Situation in der wir nebeneinander saßen. Es war bereits später und ein paar der Gäste hatten sich schon verabschiedet, der Großteil war jedoch noch da und gut gelaunt. Wir drehten Zigaretten. Ich hatte meine Füße locker übereinander geschlagen und wir benutzen mein Knie als Ablage. Ein weißer Filter in meinem Mund, an der Spitze bereits ein wenig feucht, das Papier auf meinem Knie. Wir unterhielten uns zu dritt. Ich, Klara und Peter, welcher zwei Semester über ihr studierte. Peter hatte nie wirklich geraucht, jetzt aber gelegentlich angefangen den ein oder anderen Zug zu tätigen, vor allem wenn er getrunken hatte. Er vertrat die Ansicht, dass es doch viel einfacher ist einfach eine Packung zu kaufen, da man besser einschätzen kann, wie viel man denn nun tatsächlich geraucht hat. Außerdem macht man weniger Mist in Lokalen. Diesen Teil betonte er besonders, es war ihm offenbar wichtig. „Die Menschen vergessen den Sinn des Allgemeinwohles“, sagte er, „wo kommen wir hin, wenn jeder nur noch das tut, was ihm in den Sinn kommt?“ Er war betrunken und ich hatte keine Lust nachzufragen, deshalb nickte ich nur kurz und Klara begann zu erklären warum sie das anders sehe. Er kannte ihre Meinung, wir hatten schon öfter darüber gesprochen. Er kam jedoch immer wieder darauf zurück, wenn wir tranken und er um eine Zigarette bat. Eigentlich rauchte er nicht und so kam es nicht selten vor, dass er sich erst spät in der Stadt eine Packung kaufte. Oft auch zwei, wenn er keinen fünf Euro Schein und kein Kleingeld dabei hatte. Dann rauchte er, tanzte, war gut gelaunt. Wenn es hell wurde und wir das Lokal verließen, kam es nicht selten vor, dass er die gekauften Packungen zusammenknüllte und wie beiläufig in einen Mistkübel warf. Ich mochte ihn, fand ihn aber zeitweise anstrengen. Er versuchte oft ein politisches Gespräch zu erzwingen, dann hörte er einem nicht zu und unterbrach die Leute stümperhaft, sodass es jedes Mal mit einem längeren allgemeinen Schweigen endete, bis jemand das Thema wechselte.
Während wir redeten, legte Klara ein Zigarettenpapier auf mein Knie, schüttelte etwas braunen Tabak aus der Packung, legte ihn behutsam auf das Papier und zupfte ein wenig daran, um ihn aufzulockern. Es folgte ein Filter und schließlich hob sie alles hoch, drehte, befeuchtete den kleinen Streifen mit der Zunge und fügte alles zusammen. Sie nahm ein Feuerzeug vom Tisch, ließ es Funken schlagen, legte den Kopf ein wenig schief und inhalierte, dann lehnte sie sich zurück und blickte mich an. Sie war wirklich hübsch, dachte ich. Lange braune Haare, dunkle Augen, rote Wangen, ein ruhiger Blick der sagte, dass sie gerne lange schlief und Kaffee ohne Milch und Zucker trank. Zucker ist für Optimisten und andere Unzufriedene, dachte ich. Zigaretten dagegen nicht. Zigaretten sind für Realisten, wie ältere Freunde und Bekannte, die man um Hilfe bittet, weil man tatsächlich einen guten Rat von ihnen erwartet und nicht nur um sich mit seinen Gedanken aufzudrängen. Ich stellte mir vor wie sie an einem Samstag Morgen in einem großen Bett aufwacht, zwei Decken, viele Polster, verschlafen, das lange Haar über ihrem Gesicht liegend, ein Buch auf dem Nachtkästchen, irgendwas von Knausgård oder Giordano. Keinen interessierte die Situation und ich nehme sie jetzt im Nachhinein auch anders war, als ich es währenddessen tat. Eine starke Verbundenheit, diese Selbstverständlichkeit, die man normal nicht erwarten würde, wenn man sich noch nicht lange kennt, die für Außenstehende kaum merkbar zu sein scheint. Die kleinen zufälligen Berührungen und Gesten, Blicke, die nichts bedeuten, sondern einfach nur da sind und Haare, ihre Haare. Dunkel und lange. Ein wenig zerzaust, nicht weil sie es gewollt hätte, sondern weil es praktisch war zerzauste Haare zu haben. In diesem Moment wäre ich überall mit ihr hingegangen und sie hätte dasselbe für mich getan. Alles war unwichtig, auf eine schöne Weise.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und blieb noch einige Momente im Bett liegen, bevor ich die Welt Einzug finden ließ. Draußen regnete es. Der Wind peitschte gegen das Fenster. 


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Kommentare zu diesem Text

parkfüralteprofs (57)
(19.03.16)
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 idioma (19.03.16)
Fragwürdig formuliert :
"..., welcher zwei Semester über ihr studierte."

Bitte (!) ausbessern :
"Diesen Teil Teil (!) betonte er besonders, es war im(!) offenbar wichtig."

fragwürdige Wiederholung + fehlendes Komma :
"... und so kam es nicht selten vor, dass ..."
"... verließen,(Komma) kam es nicht selten vor, dass ...."

Warum erscheint hier plötzlich kursive Schrift ?
Und fehlen auch hier Kommata ?
"wo kommen wir hin, (Komma)
wenn jeder nur noch das tut, (Komma?)
was ihm in den Sinn kommt?“

Ganz unten in der vorletzten Zeile :
"ließ" anstatt "lies"

idi
Mondscheinsonate (40)
(19.03.16)
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 Dieter_Rotmund (20.03.16)
Nein, bin nicht zufrieden, etwas zu viele fehlende Kommas, die das Lesen erschweren und dann noch so ganz offensichtliche Schlampigkeiten wie " fand ihn aber zeitweise anstrengen".

Inhaltlich wird das hohe Lied auf das Zigarettenrauchen gesungen, hat schon fast was von einem Werbetext...

Hier und da auch gute Stellen, aber da geht's nicht ums Rauchen.
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