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Erzählung zum Thema Abendstimmung

von  philippjonas

Zu der damaligen Zeit befand ich mich gerade in einer Art melancholischen Trauerphase, in der ich meine ganze Lebenslust aus diesem süßen Selbstmitleid, das mein ganzes Leben beherrschte, zog. Ich hatte mich immatrikuliert, hatte den Sprung in die höheren Kreise geschafft, (Das dachte ich zur damaligen Zeit, es dauerte jedoch nicht lange, bis ich anfing die Universität und deren Völkchen zu hassen), hatte einige Freunde und trug regelmäßig Hemden mit aufgeschlagenen Ärmeln. Alles in Allem war ich zufrieden, nach außen hin konnte mich nichts aus der Bahn werfen. Was mir jedoch ebenfalls anhaftete, mitschwang, mit diesen ganzen Facetten die ich Preis bot, war dieser kleine Hauch an depressiver Jugendlichkeit, der sich etwa im Gang und in meiner Mimik anheftete.

Die neue Stadt war mir fremd und ich fand sie eigenartig, so ist mir zu Hause immer alles so einfach vorgekommen, es war selbstverständlich sich dort wohlzufühlen, denn da kam ich her. Ich stellte es nicht in Frage und missfiel mir etwas, so suchte ich den Grund dafür für gewöhnlich zuerst bei mir selbst. Als ich in Wien ankam, änderte sich das. Klara sagte das zu mir. Nach diesem Gespräch. Nach dem Inhalieren, sagte sie das, den Blick nicht senkend.
Sie hatte recht und in gewisser Weise hatte ich das auch gewusst, zwar nicht konkret als Gedanke formuliert, aber ich hatte es gespürt.
Anders gedeutet.

Ich denke die ganze Zuneigung die ich für sie empfand basierte auf diesem einen Satz.
Durch diesen Satz brachte ich den Mut auf sie aus zu bitten und der Moment ist mir bis heute ein lebhafter Begriff.
Geantwortet hat sie nicht, sondern meinen Arm ein klein wenig nach oben gedrückt, um sich anschließend mit ihrem Kopf leicht an meine Brust zu lehnen.  Bis heute bin ich ein klein wenig stolz, dass sie das getan hat, so war ich doch daran beteiligt.

Nach Hause ziehen war weiters keine Alternative mehr für mich und so fand ich Stärke in der Tatsache, dass mir die Stadt so fremd war. Dadurch konnte ich tun was ich wollte. Ich war ein Fremder, wollte ein Fremder bleiben. Ich hatte eine kleine Wohnung im 21 Bezirk, Floridsdorf, in einer kleinen Wohngemeinschaft. Gemeinsam mit einem Typen, der vor fünf Jahren aus China nach Österreich kam um hier Medizin zu studieren und einer Frau, Melanie, die am Wochenende öfters in Wien, unter der Woche jedoch nie zuhause war.

Ich sah sie nur selten und hatte keine Ahnung ob sie an den Samstagen und Sonntagen, an denen ich sie meistens zu Gesicht bekam, arbeitete, oder ob sie andere Beweggründe hatte sich diese Wohnung zu leisten. Auch wusste ich nicht ob sie die gleiche Miete bezahlte wie ich und die Gasrechnung bezahlten wir pauschal über den Vermieter, der uns immer einzeln, formelle Briefe schrieb. Fein säuberlich mit Kugelschreiber unterzeichnet.

Ich fand sie in Ordnung, was nicht bedeutet, dass ich mich wohl dabei fühlte mit ihr zu wohnen. Unsere Küche war klein und wollte man gemeinsam darin Frühstücken, so wäre dies zwangsläufig auf ein unangenehmes Schweigen hinausgelaufen, denn keiner von uns antwortete dem Anderen mit mehr als 3-Silbern.
Mit Tom kam ich besser zurecht. Ich mochte ihn. Für ihn war die Distanz die ich unbewusst einforderte etwas Normales, Selbstverständliches. Ich sah ihn öfters am Tag und wir grüßten uns mit einem kurzen Nicken, ich nuschelte ein „Seas“, dass er vermutlich nicht verstanden hätte, hätte er es verstanden (In Wien grüßt man sich nicht mit Seas) und fuhr mit meiner Tätigkeit fort. Er ging seines Weges. Das fand ich toll.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (28.06.16)
Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder? "Fassette"???
Absinth (62)
(28.06.16)
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 philippjonas meinte dazu am 28.06.16:
Interessant, hab´ den Roman nie gelesen. In dem Fall muss ich mich wohl bedanken.
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