..hofft stets auf Gott, auch wenn er schweigt...

Innerer Monolog zum Thema Glaube

von  Access

Wenigstens gab es diese rechteckigen Filzteile mit dem metalleingefassten Loch oben in der Mitte.
Dünn waren sie, aber besser als nichts, wie sie da baumelten im Halbdunkel an dem schwarzen Haken. Manche hatten sie auch schon auf die Holzbank vor sich gelegt. Knieten beflissen drauf, den Kopf fast auf der Brust, die Hände betend vors Gesicht gekrampft. Andere den Blick auf die rasselnden Perlen eines Rosenkranzes gerichtet. Gerichtet. Gerichtet und gerichtet werden. Den Kranz durch die Hand ziehen, begleitet von diesem Murmeln, gegrüßet seist du Maria voll der Gnaden. Der Herr sei mit --
Hinknien, setzen.
Hinknien, setzen.
Aufstehen.
Rorate caeli desuper.
Dünner Altfrauengesang und dieses dumpfe Leuchten, wenn wir drei, vier Kinder unsere Laternen anzünden durften, aus dem Nebenraum in die immer zu kalte Kirche stapften, Mutter hinter uns. Dienstags und Donnerstags abends brachte unsere Mutter uns hierher, in der Adventszeit, an diesen Ort, der geheimnisvoll war, dunkel und kühl. Wo es nach erloschenen Kerzen roch und ab und zu nach Weihrauch. Ich mochte diesen Ort. Als Kind.


Anmerkung von Access:

gruselig, profan.

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter Wal (31.12.16)
In einer röm.-kathol. Betonkirche meiner Kindheit schnupperte ich wahrscheinlich ähnliche Düfte. Weihrauch, Feuchtigkeit und Stille. Der Text hat was.

 Access meinte dazu am 01.01.17:
...ja, so waren diese Kirchen....
Aha (53)
(27.10.19)
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 Access antwortete darauf am 28.10.19:
...ja, es war ein heimelig-gruseliger Ort voller seltsamer Geschöpfe, diese Kirche...
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