der Mineralstein

Kurzgeschichte

von  Augustus

Während das fesselnde Erlebnis um die schwirrenden Glühwürmchen in seinem Innern noch nachklang, schaltete er seine Taschenlampe an. Die Empfindungen, die zuvor ausgelöst wurden, hatten unvermerkt sein ganzes Bewusstsein in eine Lage versetzt, die man durchaus – selten – nennen kann, so dass seine Sinne schärfer, sein Geist befähigt wurde die Umgebung anders wahrzunehmen, während einem alltäglich-gewöhnlichen Bewusstsein dies unmöglich ist. Er entdeckte plötzlich die Schönheit in den gewöhnlichsten Dingen der Welt, selbst der Bach, der neben ihm leise und plätschernd so gemütlich dahin floss, erschloss sich ihm mit den winzigen Wassermolekülen, die sich gegenseitig verketteten, miteinander wechselwirkten und Bindungen eingingen, dadurch sie erst des Wassers ihre anschauliche Form darstellen ließen. Unmittelbar durchdrang ihn eine tiefere Schönheit der Natur, die in allen Dingen schläft und die ihre Geheimnisse sonst wohl zu verbergen weiß; wie denn sonst die toten Klaviertasten bloss Tasten bleiben, wenn sie nicht angerührt werden, während in ihnen die schönsten Melodien gezwungen sind den Dornröschenschlaf  zu halten.  Er sah nicht mehr die äußeren Umrisse der Gegenstände, viel tiefer wurzelten die mannigfaltigen Beziehungen der Moleküle untereinander im Wasser, daraus er die Ästhetik der Natur in den eigenen Geist abzuleiten verstand, die gerade ihre Hüllen vor seinen Augen fallen gelassen hatte und sich ihm komplett nackt offenbarte; gleich einer schönen nackten Frau, die Begehren in seinem Herzen weckte. Langsam bemerkte er, dass unbestimmbare Gase den Sauerstoff in der Luft verdrängten, so dass er anfing trunken zu werden. Als er im Begriff stand aufzubrechen, verleitete ihn der siebte Sinn oder die plötzliche Eingebung oder – weiß Gott was genau – näher das Wasser zu untersuchen. Im Lichtstrahl der Taschenlampe erglänzte unter dem Wasser eine bläuliche Farbe – es sah nach einem Stein oder Mineral aus – er wurde neugierig und griff danach, während seine Hand in das kalte Wasser eindrang und den Stein vom matschigen Boden herausholte. Es war ein hübscher Opal der in seinen Besitz gelangte und wie er zu seinem größeren Erstaunen feststellen dürfte, glitzerte im klaren Innern des Opals der Ozean.

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Kommentare zu diesem Text


 Livia (07.04.17)
Schläft ein Lied in allen Dingen ...

 Augustus meinte dazu am 08.04.17:
wenn etwas unsterblich ist dann dies...
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