Reisen im Elfenbeinballon (6) - Steinbrüche

Lyrischer Prosatext

von  autoralexanderschwarz

Der Steuermann musste eingeschlafen sein,
denn ohne dass uns eine Kursänderung bewusst gewesen wäre,
hatten wir in der Nacht die Grenze zum Symbolismus überflogen.

Der Mond ist hier längst aufgegangen,
unser Elfenbeinballon schwebt über versilberten Steinbrüchen.
Es ist fast still hier.
Nur von irgendwoher
dringt gelegentlich ein leises Lachen.

„Achtung“, raunt der Steuermann,
„alles hier ist Rätsel,
alles hier hat mehr als nur eine Bedeutung.“

Wir sehen uns um und suchen nach einem Zeichen.
Herren flanieren unter uns im Gleichschritt mit Messer oder Dynamit.
In der Ferne tummeln sich Karawanen.
Tiere suchen Quellwasser.

Wir entdecken eine Sphinx mit verträumten, psychedelischen Augen.

„Stellt mir eine Frage“, ruft die Sphinx, als wir uns ihr nähern,
„als Antwort werde ich euch ein Rätsel schenken.“

„Warum ist der Park totgesagt?“,
fragen wir die Sphinx, als wir an ihr vorbeischweben,
„das haben wir nie verstanden.“

„Es hat mit den Silben zu tun“, antwortet die Sphinx mit einem Lächeln,
„es hat immer mit den Silben zu tun.“


Anmerkung von autoralexanderschwarz:

Der obenstehende Text ist Teil der Textsammlung „Reisen im Elfenbeinballon“, die im Athena-Verlag erschienen ist.  Reisen im Elfenbeinballon

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Kommentare zu diesem Text

Sätzer (77)
(27.10.17)
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Graeculus (69)
(27.10.17)
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 autoralexanderschwarz meinte dazu am 22.11.17:
Danke für die Aufklärung, aber der "Steuermann" ist eine Metapher (und die Mannschaft recht überschaubar).
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