#keinland

Gedicht zum Thema Heimat

von  sandfarben

nein keine fahne
brauche ich
kein vaterland

nur
erde unter den füßen

einen reisepass
für amerika
wenn die sehnsucht größer ist
als der berg
vor meinem haus

und wenn du vorbeigehst
dein "ciao bella"


Anmerkung von sandfarben:

veröffentlicht in der Anthologie "All over Heimat" - März 2019

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Kommentare zu diesem Text


 TassoTuwas (23.01.18)
Und was ist wenn bello vorbei geht???
LG TT

 sandfarben meinte dazu am 23.01.18:
Spaßvogel )))

 Isaban (23.01.18)
Die Frage ist immer: Brauche ich das?

Hier ist das, was wirklich gebraucht wird zusammengefasst zu:

1. Erde unter den Füßen
2. eine Fluchtmöglichkeit, falls
3. das Gefühl gemocht/begehrt/geliebt zu werden.

Ok, gebongt, packe ich - bis auf die Erde unter meinen Füßen, die mir einfach zu schwer ist - auch alles in meinen Koffer.

Liebe Grüße
Sabine

 sandfarben antwortete darauf am 24.01.18:
Danke Sabine, du findest, irgendwie fast zu dick aufgetragen? Ja, beim zweiten Durchlesen fand ich das auch, habs ein wenig abgeändert.
lg christa

 Irma schrieb daraufhin am 24.01.18:
Liebe Christa,

ich weiß nicht so recht warum, aber ich hadere auch beim mehrfachen Lesen (gestern und heute) immer noch etwas mit dem Titel, der mir einfach nicht so viel sagen will. Klar, er stellt einen italienischen Bezug zum letzten Vers her. Aber das "uno due tre" klingt für mich eher, als würde jetzt ein Wettbewerb beginnen, ein Tanz oder ähnliches.

Das Gedicht selbst hingegen gefällt mir sehr gut. Brauchen wir Nationalstolz, Heimatbewusstsein? Statt Vaterlandsliebe lieber Mutter Erde huldigen und den Mutterboden unter den Füßen genießen. (Wäre "Mutterboden eventuell ein Titel?)

Ein Zigeunerleben führen und frei sein, frei zu reisen und frei für die Liebe, das klingt toll! (Da steht nicht: "und wenn du mitgehst", sondern: "und wenn du vorbeigehst".)

Die Mutigeren unter uns folgen ihrer Sehnsucht und werden auch die höchsten Berge erklimmen. Wen der Berg ruft, der soll sich auf den Weg machen. Das "Ciao bella" wirkt wie ein nahrhafter Weg-Proviant, aber es lässt eben auch die Möglichkeit zur Rückkehr / Wiederkehr offen.

Leider habe ich selbst kaum jemals über meinen Haushügel hinausgeschaut, der sich vor mir wie ein Berg auftürmt.

Man sieht (oder liest) sich wieder! "Ciao bella", LG Irma

Antwort geändert am 24.01.2018 um 11:04 Uhr

 W-M äußerte darauf am 07.03.18:
@Irma: "uno due tre" ist verschwunden ... als italienischer einstieg zum ciao bella am schluss als rahmenhandlung tauglich ... das leben ist ein wettbewerb: wer ist als letzter tot! mal krass ausgedrückt. in alto adige hat ja ein wort wie heimat, nicht nur historisch gesehen, verschiedene schweren und bedeutungen. gibt es doch inzwischen auch dort sehr nationalistische deutschtümelnde entwicklungen, die sich an einen anschluss nach A zurücksehnen ... als ich als junger geologe vor 40 jahren dort (z.B. sterzing an der brennerstraße) auf exkursion unterwegs war, gab es dort noch bombenleger (manche von ihnen haben es später in die regionalregierung geschafft, so viel ich weiß ?, und an brückenpfeilern der autobahn stand "wie sind Deutsche" oder "Südtirol ist deutsch" oder so ähnlich ... und, als ich ca. 1990 im schönen Villnößtal unter den geißlerspitzen urlaub machte, schimpften unsere tiroler vermieter auf Italien und die Italiener in ihren Andreas-Hofer-revolutionsblauen Arbeitsschürzen auf denen stand "Braunvieh immer gefragt" (gut, da ging es um nette Kühe und Rinder)

@Sabine: mit der zu schweren erde unter den füßen, muss ich dir als geologe widersprechen. das passt zum thema heimat: die eigene scholle, blut und boden mythos usw.

Antwort geändert am 07.03.2018 um 21:05 Uhr

 sandfarben ergänzte dazu am 08.03.18:
Danke für eure ausführlichen Kommentare.
Wir haben hier in Südtirol wirklich eine Ausnahmesituation: mir gehört kein Land, nicht Italien und nicht Österreich.
Diese Sprüche, Werner "Südtirol ist nicht Italien", die auf der Grenze zu Österreich angebracht werden, betreffen eine Handvoll Leute, die noch immer nicht akzeptieren wollen, dass wir zu Italien gehören. Ich habe dieses Gedicht für die Anthologie "Heimat" geschrieben, in der auch Werner vertreten ist. Heimat ist für mich einfach nur dieses kleine Stück Erde rund um die Menschen, die ich mag. Nicht mehr.
Die "blauen Schürzen" gibt es immer noch, dort stehen solche Sprüche wie: Ich bin der Chef, wenn meine Frau nicht zu Hause ist oder: lustig und ledig. Nichts Geistreiches.
Danke jedenfalls für euer Feedback.
lg christa

 tueichler (25.01.18)
Find ich sehr schön. Es erinnert an Christine Kane 'She don't like Roses'

https://www.youtube.com/watch?v=XQOslI8vNE8

 miljan (10.02.18)
Das ist richtig schön.

 sandfarben meinte dazu am 08.03.18:
oh.. danke, das freut mich sehr.

 W-M (07.03.18)
schön, hattest du schon mal hier ... und mein Glückwunsch! dann ruhen wir ja demnächst zusammengeklemmt zwischen Buchdeckeln, und sind dort wenigsten nicht alleine, haben Bekannte um uns herum, auch aus kV. das klingt ja fast nach Lesetour im Familienkreis ... mal schauen, was die kleine Sigune dazu meint?

 sandfarben meinte dazu am 08.03.18:
Ich habe gesehen, dass auch du und Sigune in der Anthologie vertreten seid. Wenn wir uns sonst nie treffen, ist es doch gut, zusammen in einem Buch, Blatt an Blatt zusammen zu rücken.
c.

 W-M meinte dazu am 08.03.18:
und Inge Wrobel ist drin, und natürlich Matthias, sind wir also schon fünf (die wir sicher kennen) aus kV.
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