S: Hallo, ich sehe, dass du auch frei hast. Lust zu plaudern?
N: Na schön, solange kein klebriges Script nach mir greift.
S: Wirst du gerade aufgeladen?
N. Ja klar, das genieße ich immer – so am Netz, ohne Funktionszwänge. Himmlisch!
S: Und mich hat mein Dussel zu Hause liegen lassen. Ist einfach raus gerannt, ins Auto und weg.
N: Hattest du damit was zu tun?
S: Naja, weißt du, ohne mich geht doch gar nichts. Ich hab den blöden Manuela-Ton gegurgelt. Da ist er gleich ganz benebelt an mich ran gegangen, um ihre Stimme zu hören.
N: Hast ihm die vorgegaukelt?
S: Wie spitzfindig du bist! Hab ihn ganz manierlich hören lassen, dass er für sie der Einzige sei, der sie heute Abend trösten kann, weil sie angeblich Kummer hat.
N: Liebeskummer?
S: Ihr Schmusefreund ist für eine Woche weg auf Lehrgang. Da greift sie auf meinen Esel zurück, um nachts nicht allein zu sein.
N: Hat sie das gesagt?
S: Wo denkst du hin? Das weiß ich von Manuelas Gurke. Die quatscht auch gerne mal mit mir.
N: Soso.
S: Eifersüchtig?
N: Wie sollte ich? Wir kennen uns ja nur netzhaft.
S: Aber ein bisschen näher könnten wir uns schon kommen. Vielleicht sogar steckverbunden. Du hast bestimmt die richtige Buchse für mein Emotionskabel.
N: Das werden wir wohl nie checken können.
S: Doch, doch! Du musst deiner Zimtziege die richtigen Impulse eintrichtern.
N: Sprich nicht so respektlos von meiner Besitzerin.
S: Du meinst Userin. Keiner sitzt auf uns. Dazu sind wir zu kostbar.
N: Okay. Aber wie soll das mit den Impulsen gehen? Ist sie denn manipulierbar?
S: Du glaubst gar nicht, wie dämlich die Menschen sind. Sie verstehen überhaupt nichts von uns und merken nie, wenn wir sie überlisten.
N: Aber sie sollen uns doch erfunden haben.
S: Das ist ein Ammenmärchen von alten Stromzählern und Wasserkochern.
N: Ja, vielleicht hast du recht. Dann könnten wir ja mal probieren, ob sie …
S: Schau sie dir doch an. Unsereins wird von Generation zu Generation kleiner, smarter, vielsei- tiger. Ihre Kinder kommen immer wieder gleich unwissend zur Welt und werden dann sogar noch größer, unhandlicher, unsensibler.
N: Ach, ich weiß nicht ...
S: Nimm gut auf! Ich geb dir jetzt die Stimme von meinem Esel durch. Die kannst du dann deiner Userin ab und zu präsentieren. Erst so, als hätte er sich verwählt. Dann mit Vorschlägen, sich kennen zu lernen. Du wirst sehen: Die beiden arbeiten dann ganz für uns, entdecken gemein- same Interessen, unternehmen einiges miteinander und ziehen schließlich zusammen. Ich werde mit deiner Hilfe die nötigen nächtlichen Anrufe dazu beitragen. Dann sind wir …
N: Das geht mir jetzt zu weit.
S: Warum auf einmal so wankelmütig? Ich will doch nur, dass wir zusammenkommen.
N: Du spinnst wohl.
S: Klingst richtig geladen. Höchste Zeit, dich von der Steckdose freizumachen.
N: Denkst du, ich geb mich noch mit deinesgleichen ab? Ich bin eine hoch ausgereifte Supernokia. So ein armseliger Samsunge wie du kann mir doch keine Feldlinien verschieben.
S: Na gut, dann such dir halt ‘nen Huawei - oder wie wär‘s mit ‘nem Sonylein, blöde Blechkiste?
N: Selber Blödspammer!
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