Unfall

Groteske zum Thema Essen/ Ernährung

von  Xenia

Dieser Text ist Teil der Serie  Mit Menschen (Hinter dem Vorhang)
Auf der Straße vor meiner Wohnung hat sich heute ein Unfall ereignet. Ich sah, wie das Auto einfach über sie hinweg glitt, als wäre es nichts. Der Fahrer hat nicht einmal gezögert, weiter zu fahren. Die Eingeweide des Opfers sind aus ihrem Körper heraus gerissen, der Darm schnürt sich um die Überreste ihres Unterleibs. Ihre Augen sind verdreht, aus dem Linken tritt Blut aus. Ihr rechter Fuß ist auf eine Art und Weise verdreht, die mit der naturgemäßen Anatomie nichts mehr gemein hat.

Gleich an der Straße befindet sich eine kleine Wiese. Langsam, Schritt für Schritt, bewege ich mich auf dieses Stück Gras zu. Dann nehme ich einen Stock vom Boden auf und kehre zu der Leiche zurück. Sie fasziniert mich. Langsam und behutsam hebe ich mit dem Stock den Darm hoch und sehe mir an, was darunter liegt. Alles ist voller Blut.  Wenn ich mich mit Medizin besser auskennen würde, wäre es sicher möglich, die Organe zu benennen. Die meisten sehen erstaunlich unverletzt aus.

Langsam gehe ich aus der Hocke hoch und dehne mich. Meine Knie werden auch nicht besser. Bis zu meiner Wohnung sind es nur 500 Meter. Innerhalb weniger Minuten bin ich wieder oben in meiner Wohnung und suche dort nach einer Plastiktüte. Ein Lächeln zieht über mein Gesicht. Mit der Tüte in der Hand gehe ich wieder nach unten zu dem Unfallopfer.

Heute Abend gibt es gebratene Taube.

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