Herzversagen

Kurzgeschichte zum Thema Sterben

von  Februar

Herzversagen
Die Ampel schaltet von grün auf rot.
Hinter dem ersten Wagen ein Hupkonzert. "Springt er nicht an?" Ein Mann steigt verärgert aus,
„können Sie nicht weiterfahren?“ Er reißt die Tür auf und der Oberkörper der Frau kippt ihm entgegen. Vorsichtig prüft er ihren Puls an der Halsschlagader. Dann dreht er sich um schüttelt mit dem Kopf und deutet mit den Händen an, nichts zu machen.
Mittlerweile hat der Gegenverkehr eingesetzt. Geistesgegenwärtig springt ein beherzter junger Mann vor einen LKW. Der bremst abrupt.
„Ein Handy, schnell einen Arzt“. Das Hupkonzert will nicht enden. Etliche steigen aus und kommen neugierig näher. Vorsichtig schob man den Wagen auf die Standspur und zeitgleich traf auch der Notarztwagen ein.
„Wer ist sie, kann jemand nach den Papieren sehen.“ -
„Sie heißt Sophie Barth und kommt aus Klein Bockenheim“-
„Sonst noch etwas?“ –
„Einen Spenderausweis und etwas Geld.“ Es ist nichts mehr zu machen Exitus."
Vor 20 Minuten war sie noch im Sportstudio. Sie machte nicht ihr ganzes Programm weil sie sich nicht wohlfühle, sagte sie noch einer Bekannten. „Das nächste Mal wird es wieder.“ Und so liegt sie schon zum Abtransport auf einer Trage.
In zehn Minuten wird sie in der Pathologie im Klinikum Worms sein. Sie wird auf einem Edelstahltisch in einem kalten unpersönlichen Raum liegen. Es wird nach Lysol riechen.
Sie ging einfach ohne ein auf Wiedersehen zu sagen. Sang und klanglos. Man wird bei ihr zuhause vorbei schauen. Der Hund wird bellen aber keiner wird öffnen. Die Nachbarn sind alle auf der Arbeit.
Schon den ganzen Vormittag war ihr so schwummerig, ein starker Kopfschmerz zuckte hinter ihren Augen. Schnell legte sie sich ins Bett und nahm ein Schmerzmittel. Sie war darauf tatsächlich noch einmal eingeschlafen. Nun ging es ihr besser und so fuhr sie nach Worms.
Und jetzt liegt sie auf der kalten Pritsche.
Man wird ihre Söhne anrufen, sie hatte ihre Telefonnummern gespeichert, sie werden kommen, zuerst der, der am nächsten wohnt. Er muss den Hund unterbringen, Ihre Papiere durchsehen, und er wird sich wundern, dass seine Mutter alles so wohl geordnet hatte.
Sogar eine Patientenverfügung lag nebst dem Testament bei.
Seit ihr Mann vor knapp vier Jahren verstorben war, musste sie ihr Leben neu ordnen.
Es gelang ihr relativ gut und schnell. Sie fing an zu schreiben.
Noch vor einer Woche bekam sie einen neuen PC und war überglücklich. Sie hatte sich eine große Fangemeinde im, Platinnetz, Kantopia, und KV erschrieben. Und nun werden alle sagen, ja die Sophie kannten wir gut.

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Kommentare zu diesem Text

Cora (29)
(26.06.19)
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 EkkehartMittelberg (26.06.19)
Liebe Februar,
das Ende kann so schnell, so sang- und klanglos sein.. Du beschreibst es ohne Pathos. Das beeindruckt mich.
Gruß
Ekki

 Februar meinte dazu am 07.07.19:
Hallo Freunde, ich danke Euch für Eure Worte, Gruß Februar

 Dieter_Rotmund (26.06.19)
Eigentlich ein Sätzer-Text, geht man von der exorbitant hohen Erzählgeschwindigkeit aus.

 Februar antwortete darauf am 19.07.19:
...es ging halt schnell,...seufz.
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