"I hate people", stand auf ihrem Button, direkt an die Brust gepinnt. Untypisch eigentlich. Normalerweise machte sie sich die Teile immer an der Jacke fest. Es schien mir fast, als hätte genau dieser Button eine ganz besondere Bedeutung für meine 13 jährige Tochter.
Schade, dass sie nicht mehr mit mir sprach, sonst hätte ich sie fragen können, warum der Spruch da so platziert wurde, was sie sich dabei wohl gedacht hatte. Meine schöne Tochter, die ihrem Vater so ähnlich sah, diesem unzuverlässigen Typen mit dem goldenen Haar, dem zu großen Herzen und der Künstlerseele. Der Fremdgänger, der Mann, der mich zum Lächeln brachte wie kein Anderer, immer noch. Er war nicht da und hatte mir auch nicht erzählt, wo er abgeblieben war.
Ich wagte dennoch einen weiteren Vorstoß, vorsichtig. Fast, als hätte ich Angst vor ihr, vor ihrer Zurückweisung, sprach ich sie an, meine Stimme versagte, ich räusperte mich, flüsterte nur noch: "Lui, hast du was von deinem Vater gehört?" Sie rollte viel- und nichtssagend mit den Augen, stand vom Tisch auf und verließ, den Stuhl geräuschvoll zur Seite schiebend, das Esszimmer.
Dann hörte ich sie im Flur. Anscheinend kramte sie in ihrer Tasche. Ihre nackten Füße tappsten zurück, sie war wieder in Sichtweite, in der Hand ihr Handy. In ihren Augen lag etwas Seltsames wie Einsamkeit. "Schau", wisperte sie und ließ mich auf ihr Handy sehen.
Ein Foto ihrer besten Freundin mit meinem Freund, ihrem Vater, eng umschlungen.