für (drei gedichte, gewidmet)

Gedicht

von  W-M

für Jürgen Becker

                                          und
es ist ein gröbkörniger tag

wie sand kies moränen im blick auf den einen schatten
der lange still steht und sich dann
plötzlich bewegt
ums haus
über die straße vor dem haus
bis er weitergeht
in eine andere fotografie

[die im abend verschwimmt
mit deinem eigenen leben]

auf der du keinen mehr kennst

.

für Nicolas Born

unterwegs die häuser alle hatten weiße fenster

gelbe drehkreuze in den scharnieren
eine rote zeichnung unter dem neuen lack
schaut piwitt aus rom herunter auf die straße
ich beobachte die radfahrer mit ihren gefetteten ketten
wie sie am flussufer gegen die strömung fahren
talwärts ziehenden lastkähnen entgegen
beladen mit schwermut die einen
die anderen mit leichtem licht aus den bergen
lang fallen die schatten der lenker und räder
hinaus auf die treibende flut
ich gedenke dem wasser
der stadt

.

für Pier Paolo Pasolini

die zeichnung auf dem käferflügel wies scharfe konturen auf
filmschnitte im grauen chinin
marschierten junge faschisten durch ein drehbuch pasolinis
er schrieb es in erinnerung an ein treffen in weimar
später am strand von ostia
die stelle ist bekannt
fehlte ihm die zeit für ein letztes gebet
[verschwamm im abendhimmel
graues chinin]


Anmerkung von W-M:

.

erschienen in   Signaturen-Magazin, Forum für Autonome Poesie, Rubrik Montags=Text, 12.08.2019

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Kommentare zu diesem Text


 Access (13.08.19)
... sehr schöne Gedichte...mir als Wahl-Wendländerin gefällt das Gedicht für Nicolas Born am besten... Habe eine Vorliebe für seine Bücher. Seine Frau lädt ab und zu zu kleinen, privaten Lesungen mit verschiedenen Autoren ein -- und sie hat schon zweimal bei Lesungen in unserem "Archiv der unveröffentlichten Texte" vorgetragen (wenn auch keine Texte von ihrem Mann).

 W-M meinte dazu am 14.08.19:
Danke sehr! Oh, das interessiert mich natürlich außerordentlich ... ich werde irgendwann bald mal nach Danneberg kommen müssen ... sag ihr, Nicolas hat mindestens noch einen Fan, Borns gedichte begleiten mich schon sehr sehr lang, lg, werner

Antwort geändert am 14.08.2019 um 19:53 Uhr

 Access antwortete darauf am 14.08.19:
ja, komm mal ins Wendland -- es ist vor allem im Frühjahr und Sommer besuchens-, lebens- und liebenswert. Das Grab von Nicolas Born ist, soweit ich weiß, in Damnatz (ein kleiner, wunderschön an der Elbe gelegener Ort). Ich bin bisher --Asche auf mein Haupt-- noch keiner Einladung seiner Frau zu einer Lesung gefolgt, bin zu scheu. Ich sehe sie nur ab und zu bei unseren Archivlesungen (die nächste ist übrigens am 23.08 "30 Jahre nach der Wende: Aus dem Inneren der DDR-Opposition", es liest u.a. Gabriele Stötzer. LG, Cora

 W-M schrieb daraufhin am 15.08.19:
auf wikipedia ist sein grab abgebildet ... ddr könnte mich auch interessieren ... muss mal schauen, ob ich es mal nach sachsen-anhalt, schönebeck an der elbe, zu meinem privaten lektor Holger Benkel schaffe ... von dort wäre es ja nicht mehr ganz so weit ins Wendland? ...

 Access äußerte darauf am 15.08.19:
...es ist zwar noch ein Eckchen von da, aber wir sind eine ganz putzige Truppe, die Lesungen finden im Saal einer in den 50er Jahren stehen gebliebenen und dadurch so urigen Dorfkneipe statt...
wa Bash (47)
(14.08.19)
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 W-M ergänzte dazu am 15.08.19:
Danke sehr.
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