Der Fahrer des Wagens, mit dem Kennzeichen....

Skizze

von  DanceWith1Life

ertönte es über die hauseigenen Lautsprecher, und Grimmberger registrierte, dass es sich um sein Auto handelte.
Er wurde gebeten, zu seinem Wagen zu kommen, es hatte einen geringfügigen Unfall gegeben, dessen Klärung seiner Anwesenheit bedurfte.
Er stand auf, überlegte kurz, ob er eine Jacke benötigte, entschied beim Blick in den strahlend blauen Nachmittagshimmel, er bräuchte keine, nahm seinen Schlüsselbund aus derselben und verließ das Büro in Richtung Aufzug. Dort angekommen, hörte er aus dem darunterliegenden Stockwerk eifrige Unterhaltung mehrerer Personen, der Blick auf die Anzeigetafel bestätigte seinen Verdacht, der Aufzug war noch im Erdgeschoss und er entschloß sich die Treppe zu nehmen.
Diese war am  Ende des Ganges in dem auch sein Büro lag. Eine feuerfeste, weissgestrichene Türe führte zum Treppenhaus, das eigentlich nur von Angestellten benutzt wurde.
Wie immer, wenn er sie länger nicht mehr benutzt hatte, zog er daran, spürte die Unnachgibigkeit, erinnerte sich und drückte sie auf. Das Treppenhaus, aus welchen Gründen auch immer ziemlich spärlich beleuchtet, war erfrischend kühl.
Nach zwei Absätzen war er im Stockwerk der Zahnarztpraxis, dessen Wände als Werbefläche für unterschiedliche Produkte dekoriert waren.
In der Ecke stand eine glänzend polierte ziemlich aufgemotzte Schaufensterpuppe, zumindest hielt er es für eine solche, die im noch nie aufgefallen war. Ein Monitor in ihrem Brustkorb zeigte die neueste Errungenschaft der Zahntechnik, selbstreinigende Implantate. Die Leute waren verrückt danach.
Noch zwei Absätze und er öffnete sich die zum Parterre, in dessen Gängen sich die Büros verschiedener stadtbekannter Firmen befanden.
Erst vor Kurzem waren "Neue" eingezogen, gleich in der Nähe des Treppenhauseingangs. Er wollte sich gerade die aufwendiger gestaltete Personaltafel genauer ensehen, als ihm der Grund seines Spaziergangs wieder einfiel und er stattdessen, in eine schnellere Gangart zu seinem Parkplatz wechselte.  Die Parkplätze vor dem Eingang des Gebäudes, irgendein pflichtvergessener Spaßvogel hatte vor ein paar Jahrzehten mal ein Standardmaß errechnet und dann vergessen der Automobilindustrie Bescheid zu geben, so dass es eigentlich sehr platzsparend war, die Autos in diese aufgemalten Linien zu parken, es hatte nur den Nachteil, man kam nicht mehr raus, aus dem Auto, weil die Türen ja gar keine Wahl hatten, als nach aussen aufzugehen, mit Ausnahme von Schiebetüren, die immer noch äußerst selten waren.
Jedes mal, wenn Grimmberger ausserplanmäßig diesen Parkplatz betrat, ertappte er sich bei diesem Gedanken, er drängte sich ihm auf, ein Blick genügte.
Jedes mal war der darauffolgende Gedanke, das müßte man jetzt aber langsam doch ändern.
Und die darauffolgende Überlegung, wer denn nun dafür zuständig wäre.
Z.B. in Trollingen hier direkt vor seiner Bürotüre.
Jedes mal faßte er den Entschluß, mit dem Kollegen aus dem Landratsamt darüber zu reden.
Und jedes mal hatte er alles, bis er wieder oben in seinem Büro saß, wieder vergessen.
Und quetschte sich dann zum Feierabend durch den Spalt, den er nach jahrelangen Parkerfahrungen, standardmäßig bei jedem Einparken hinbrachte, oder blieb einfach eine halbe Stunde länger.
Und jedes mal wurde er Zuhause gefragt, wieso er zu spät zum Abendessen komme, und jedes mal, antwortete er," ach, weiß auch nicht, hab einfach getrödelt."

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Kommentare zu diesem Text


 Dieter_Rotmund (10.08.20)
"Vertdacht"? "Erdgerschoss"?

 DanceWith1Life meinte dazu am 10.08.20:
ein tippisches danke, an dieser Stelle

 LotharAtzert (10.08.20)
Würden alle Bobbycar fahren, so wie ich, wäre das Parkplatzproblem gelöst.

 AchterZwerg antwortete darauf am 10.08.20:

 AchterZwerg (10.08.20)
Hättest du ein Offenbacher Kennzeichen wie ich, wärst du grundsätzlich schlimmer dran.
Und wenn du dann noch kurz vor Frankfurt lebtest (da bekreuzigen sich die Leute bei OF) käme es zur tiefen Depression.

Trollingen kenn ich nur aus Ahnungen - es muss dort aber recht amüsant zugehen,

ahnt
der8.

 DanceWith1Life schrieb daraufhin am 10.08.20:
Sehr geschätzter 8.ter

In Anbetracht der Annahme, dass wir hier bisweilen gerne den Anspruch erfüllen würden, ein doch sich ernsthaft mit der Literatur auseinandersetzendes Forum sein zu wollen, und nur in Anbetracht dieser gewagten Annahme, muss ich hinzufügen, dass ich die "wahren Leiden der Autofahrer" nur aus Beobachtungen kenne.
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