Manchmal frag ich mich
Kindergeschichte zum Thema Andere Welten
von RuJo
Manchmal frage ich mich, was Peter macht!?
Längere Zeit habe ich ihn nicht mehr gesehen. Bald, nachdem er all den Kindern, die im Nimmerland leben und auch mir, seine fabelhaften Tricks und Kniffe beigebracht hat, ist er auf und davon, ohne ein Wort zu sagen.
Besonders Patrick, mein Sohn, vermisst ihn sehr. Wir waren eine Familie: Peter Pan, Glöckchen, Patrick und ich. Was mich wundert ist, dass sie nicht mit ihm gegangen ist. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Es ist schön, dass die Kleine noch da ist.
Eine Möglichkeit, wo er sein könnte war England, denn ab und zu zog es ihn dorthin. Wendy, seine große Liebe wohnt dort.
Die beiden waren vor langer Zeit zusammen in Nimmerland, bis Wendy sagte, dass sie es nicht mehr aushielte. Sie hatte Heimweh und sagte Peter, dass sie nach England zurück wolle. Er wollte nicht für immer zurückkehren, denn ihm war wichtiger, dass er Kind bleiben und Spaß haben konnte. Allerdings begleitete er sie, blieb noch eine Weile, bevor er sich von ihr verabschiedete, weil es ihm zu langweilig wurde. So kehrte er nach Nimmerland zurück, aber ab und an verschwand er und besuchte Wendy. Er kam immer wieder, doch diesmal blieb er verschwunden. Er war schon Monate nicht mehr in Nimmerland gewesen.
Das Leben ging seinen gewohnten Gang, dort, wo viele Kinder spielten, träumten und ihren Spaß hatten. Wie überall auf dieser Welt zankten sie sich und vertrugen sich auch wieder, mit dem Unterschied, dass sie niemals erwachsen wurden und fliegen konnten.
Eines Tages kam Glöckchen auf mich zu und fragte, ob wir nicht Peter suchen wollten. Es ginge ihr langsam aber sicher auf den Keks, dass er nicht da war. Am besten fingen wir in England an zu suchen und zwar bei Wendy, das war auch der einzige Anhaltspunkt, den wir hatten. Dort müssten wir unsere Suche beginnen.
Am nächsten Tag machten wir uns auf die Reise, nachdem wir drei kleine Koffer mit Lebensmittel gefüllt hatten und auf denen wir, während des Fluges sitzen konnten, was natürlich bequemer war, als uns ständig in einer waagerechten Position zu halten. Wir holten unseren Feenstaub heraus und schon ging es los, ab durch die Lüfte. Lustige Geschichten und Witze erzählten wir uns und als wir in England ankamen, war es uns als seien ein paar Minuten nur vergangen.
England empfing uns mit Regen und Schneeschauer und die Menschen dort waren missmutig und schlecht gelaunt. Dichter Nebel versperrte uns die Sicht. Glöckchen aber wusste den Weg zu Wendy haargenau und nach ein paar Minuten standen wir vor ihrem Haus.
Es war sehr einladend, hell angestrichen, schön anzusehen. Ein Haus, in dem jeder gern wohnen wollte, wenn er es sah.
Licht schien in der oberen Etage aus einem Fenster, sodass wir sicher sein konnten, dass wenigstens Wendy zuhause war und uns aufmachte. Wir klingelten an der Haustür, doch sie wurde nicht geöffnet. Wendy war auch nicht am Fenster zu sehen. Allerdings ging jetzt das Licht aus und wir standen wie begossene Pudel vor ihrer Haustür.
Wir flogen zum Fenster, aus dem das Licht vorhin noch brannte, schauten hinein und klopften. Das machte Peter immer so, wenn er Wendy besuchte. So konnte sie sicher sein, dass er es war und nicht einer ihrer Nachbarn.
Leider sahen wir nichts, da es dunkel war. Wir landeten wieder auf dem Boden und gingen ein paar Schritte zu Fuß die Straße entlang. Dort gab es ein Gasthaus, in dem wir einkehrten, weil es immer noch kalt und regnerisch war und wir Hunger hatten, da die „Koffervorräte“ aufgebraucht waren. Glöckchen ernährte sich wie immer von Feenstaub, aber Patrick und ich hatten auf der Speisekarte gelesen, dass es Sauerbraten gab und wir waren nicht mehr zu halten. Sauerbraten mit Knödel und das in England. Nachdem wir uns gestärkt hatten, gingen wir noch einmal zu Wendy`s Haus. Das Licht im oberen Stock brannte wieder. Jetzt flogen wir direkt zum Fenster und klopften. Wir sahen
Wendy und Peter dort sitzen, diskutierend mit Händen und Füßen. Beide drehten die Köpfe zu uns und sie war freudig überrascht, Peter hingegen wenig freudig. Sie kam zum Fenster, öffnete es und ließ uns hinein. Es war sehr gemütlich und heimelig in dem Wohnzimmer und wir setzten uns. Das Kaminfeuer prasselte und der Kamin gab eine wohlige Wärme ab.
Wir diskutieren gerade, ob es für Peter nicht langsam an der Zeit wäre, wieder nach Nimmerland zurückzukehren, sagte sie uns. Er möchte nicht, sagte sie weiter, er möchte hierbleiben, für immer, und heiraten. Ein bürgerliches Leben führen, mit allen Konsequenzen, die es mit sich bringt. Älter, erwachsen, vernünftiger werden und eigene Kinder haben. Diese Idee ist natürlich nicht die schlechteste, entspricht aber nicht Peter`s Naturelle. Nimmerland wird ganz ohne ihn vergessen werden und wäre somit dem Untergang geweiht. Und was das Schlimmste war, ist, dass Peter mit der Zeit Nimmerland und alle Kinder, die dort sind, vergessen würde.
Die Erinnerung daran würde von Jahr zu Jahr immer mehr verblassen, bis nichts mehr übrig bliebe. Das ging auf keinen Fall! Er war der Begründer Nimmerlands. Er hatte Tausenden von Kindern Freiheit und Träume geschenkt:
Zauberformel für Schöne Träume
Sternenbäume, Sternenbäume,
lasst s regnen schöne Sonnenträume.
Lasst ihn nicht das Schön` versäumen,
was es auf sich hat mit Träumen.
Sonnenträume, Sonnenträume,
lasst euch fallen von den Bäumen.
......... will Gutes träumen,
will nicht das Nimmerland versäumen.
Dank an die Sternenbäume und Sonnenträume
All ihr Sterne, ihr dort droben,
hört ihr ........... im Nimmerlande toben?
Ach, ich muss euch alle loben,
gut gemacht! an all dort oben.
Das wollte er wirklich aufgeben? Wir hofften nicht.
Im Moment war er immer noch der kleine Junge, der damals mit Wendy aus England abhaute, doch sie war erwachsen geworden und somit müssten die beiden mit ihrer Heirat sowieso ein paar Jahre warten, bis Peter erwachsen geworden war.
Wir hatten eine Idee und zwar wenn er noch länger bei Wendy bliebe, dann würde es ihm vielleicht langweilig werden und er würde doch wieder ins Nimmerland zurückkehren, weil Spaß, Träume und das Kindsein ihm fehlten. Darauf setzten wir unsere Hoffnung, allerdings wäre es für Wendy natürlich sehr schwer, denn sie hätte nicht die Gewissheit, dass ihr Peter bei ihr bliebe. Sie liebt ihn und es war ihr immer schon schwer gefallen, ihn nach einem Tag wieder gehen zu lassen, wenn er sie besuchte.
Nimmerland vermisste Peter, Wendy vermisste Peter. Das Beste, was passieren konnte war, dass sie sich neu verliebte und ihren Peter vergaß. Somit wäre Peter frei für Nimmerland. Für die beiden wäre es mit sehr viel Herzschmerz verbunden, aber mit der Zeit kämen sie hoffentlich darüber hinweg. Wir erzählten ihnen nichts von dieser Idee, die wir für die beste Lösung hielten.
Da allesamt müde und kaputt waren, gingen wir ins Bett. Ich rauchte noch Zigaretten, trank noch ein Glas Wein, das Wendy mir eingeschenkt hatte und dachte nach, aber ich kam auf keinen besseren Gedanken als den, als dass wir sie mit jemand anderem zusammenbringen mussten.
Der nächste Tag brach an als ich ins Bett ging. Ein paar Stunden später stand ich auf und die ganze Truppe war wieder zusammen im Wohnzimmer versammelt. Gott sei Dank holte Wendy Brötchen beim Bäcker um die Ecke, so konnten wir gemeinsam frühstücken. Sie hatte auch schon, bevor sie zum Bäcker ging, Kaffee gemacht, also war das Frühstück komplett. Peter und Wendy erzählten Geschichten von ihren damaligen Erlebnissen als sie zusammen auf Nimmerland waren. Es war lustig, gleichzeitig aber auch traurig, weil uns allen durch den Kopf ging, dass das nicht mehr zu wiederholen war. Sie konnten jetzt die gemeinsame Zeit genießen, was später kam, war unwichtig.
So saßen wir noch bis zum Mittagessen. Wir, das heißt, Glöckchen, Patrick und ich, schmiedeten einen Plan, wie wir Wendy „verlieben“ könnten. Zuerst fiel uns nichts ein, doch dann hatten wir die zündende Idee. Wir selbst müssten einen Mann kennenlernen, den wir dann zu ihr mitbrächten, den wir ihr als unseren guten Freund vorstellten und ihn zum Essen einluden. Allerdings machten wir das erst in den nächsten Tagen, denn es gab noch einiges zu bedenken. Wie lernen wir diesen einen Mann kennen? Wo lernen wir ihn kennen? Dann müsste er auch noch zu Wendy passen usw. Alles nicht so einfach.
Zwei Wochen gaben wir uns Zeit, diesen Plan durchzuführen, mehr nicht, denn wir konnten die Kinder in Nimmerland nicht so lang allein lassen. Wer weiß, was sie alles anstellten, in der Zeit, in der wir nicht da waren.
Am nächsten Tag mussten wir uns etwas einfallen lassen, um von den beiden wegzukommen, damit wir mit der Suche beginnen konnten.
Wir gingen in das Gasthaus, in dem wir gestern waren. Es war gut besucht, aber wir fanden noch ein paar Plätze, sogar am Fenster. Leider hatten wir nicht das Glück, dass wir unseren heiß geliebten „Sauerbraten“ bekamen, aber uns fiel auf der Speisekarte etwas anderes Gutes ins Auge, nämlich „Reibekuchen“. Patrick freute sich riesig darüber.
Er war sowieso die ganze Zeit so still gewesen, dass ich gedacht habe, ihn bedrücke etwas. Ich fragte nach. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, ihm ginge es gut, er sei nur müde und hungrig. Er machte sich auch gleich über die Reibekuchen her und ich vergaß meine Sorgen um ihn.
Ein paar Männer saßen am Tisch gegenüber und auch nebenan waren ein paar, allerdings waren die mit ihren „Damen“ unterwegs, wie es schien.
Die Männer uns gegenüber waren unter sich, unterhielten sich und lachten. Keiner war auch nur annähernd gut aussehend, sodass sie in Frage kämen. Aber noch war nicht aller Tage Abend, doch für uns wurde es langsam Zeit zu gehen, weil Patrick anfing zu gähnen und uns damit ansteckte. Wir bezahlten und verließen das Lokal. Zu Wendy und Peter waren es nur ein paar Schritte. „Zuhause“ angekommen, wollten die beiden uns noch auf ein Gläschen Wein einladen, aber wir lehnten dankend ab. So hatten sie den Abend und die Nacht wieder einmal für sich.
Am nächsten Morgen holte ich Brötchen und machte den Kaffee, allerdings holte ich auch Croissants. Ich wollte wissen, wie die hier schmeckten, sicherlich nicht so gut wie in Frankreich. Da wir nicht jeden Abend unterwegs sein wollten und auch nicht konnten, beschlossen wir, dass wir heute bei Wendy und Peter blieben. Heute klarte es endlich wieder auf, die Sonne schien und es wurde etwas wärmer.
Also gingen wir alle miteinander spazieren, wir lernten so auch die Gegend kennen und das ein oder andere Geschäft, auch andere Lokalitäten. Museen und Kinos gab es auch, wo wir nach und nach hin wollten.
Ich hatte eine Idee und von dieser wollte ich Peter, Wendy, Glöckchen und Patrick erzählen. Alle zwei Monate, meinte ich, könnten wir doch für zwei Wochen Nimmerland verlassen und die beiden in England besuchen. Ob sie damit einverstanden wären... Wir könnten jeweils in einer anderen Besetzung erscheinen, meinte ich weiter, mal kam der eine mit, mal der andere. Sie waren damit einverstanden.
Es vergingen die Tage, bis wir einen Mann fanden, der wenigstens in etwa zu Wendy passte. Wir trafen ihn in einem Museum, an einem ganz bestimmten Bild, das mich fasziniert hat und ihn ebenso. Wir kamen ins Gespräch und waren einen Kaffee trinken. Dass ich ihn nicht gleich mit zu Wendy nehmen konnte, ist augenscheinlich. Also ging die ganze Truppe, inklusive Roland, so heißt der Mann, abends mal etwas trinken, in eine Bar, wo Wendy sich mit ihm auch schon ein wenig allein unterhielt. Als es spät war, ging jeder seine eigenen Wege, das heißt Wendy und wir gingen nach Hause und Roland wollte noch ein bisschen spazieren gehen.
Ich fragte sie, was sie von ihm hielte und sie meinte, es sei ein netter, junger Mann, der höflich und zuvorkommend war, mit dem sie sich blendend unterhalten habe. Zustimmend nickte ich und freute mich insgeheim über ihre Aussage. Ich hoffte, dass unser Plan funktionierte. Der Anfang war geschafft. Es würde zwar noch Monate dauern, wenn es überhaupt klappte, aber das nahmen wir gern in Kauf.
Langsam aber sicher nahte der Abschied von den beiden. Roland hatten wir nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen. Beim nächsten Mal klappt es sicher! Wir verabschiedeten uns von Wendy und Peter und versprachen in acht Wochen wieder zu kommen. Wir freuten uns aufs Nimmerland. Also holte jeder seinen Feenstaub wieder hervor und so flogen wir davon, Richtung „Traumland“ der verlorenen Jungs.
Daheim angekommen, wurden wir von den Kindern umringt und gefragt, wann denn Peter wiederkäme. Wir sagten ihnen, dass das noch ein Weilchen dauern kann, denn er sei jetzt erst einmal mit Wendy beschäftigt. Dann fragten sie nach Wendy... Wie es ihr denn ginge, was sie mache, was los sei in England... Es sei alles in Ordnung, meinten wir, was auch stimmte. England sei immer noch regnerisch, kalt und schaurig, gut um eine Gruselgeschichte zu schreiben. Es ist nicht immer so in England und wenn dort die Sonne scheint und es warm ist, sieht das Land gleich anders aus. Dann ist es freundlich und lieblich. Wir hatten nur die regnerischen Tage, beim nächsten Mal kann es wieder ganz anders aussehen.
Wir machten gleich aus, wer das nächste Mal mitginge. Baby ließen wir daheim, weil er einfach noch zu klein war. Aber Ibo konnte mit. Er war ein stark gebauter Junge, mit etwas längeren Haaren. Er freute sich riesig als er davon hörte, dass er in acht Wochen endlich Peter wiedersähe. Patrick wollte dann zuhause bleiben. Ja, er war alt genug, dass er in Nimmerland bleiben konnte. Glöckchen wollte wieder mitreisen, was sie auch durfte, weil sie Peter`s persönliche Fee war, ist und bleibt.
David war auch vernünftig genug, um mitzugehen, er war ein blond gelockter Junge, schlank, 14 Jahre alt und er war ein fröhlicher Kerl, der immer lachte. Also war es beschlossene Sache, dass wir vier uns bald wieder auf den Weg machten.
Jetzt mussten wir erst einmal nach dem Rechten sehen, in Nimmerland. Alles schien in Ordnung zu sein, keiner der Jungs war krank geworden oder hatte sich verletzt. Genug zu essen und zu trinken war auch da, also alles bestens. Die Behausungen standen auch noch, kein Grund zur Besorgnis.
Dann konnten wir ein Fest veranstalten, worauf jeder Lust hatte. Wir deckten die Tische, wir holten frische Blumen aus unserem Garten, um zu dekorieren. Wir grillten Fleisch, dazu gab es Salate und Brot. Die ganze Truppe saß zusammen und wir unterhielten uns fröhlich und heiter. Es wurde gesungen und gelacht, auf den Tischen getanzt und Spaß gehabt. Es war ein frisches, freches, fröhliches Durcheinander.
Am nächsten Morgen mussten wir alles aufräumen und sauber machen, das gefiel uns ganz und gar nicht. Was sein muss, muss sein, sagte ich und ging mit gutem Beispiel voran. Die Essensreste räumte ich ab und versorgte sie im Müll und die anderen schauten nicht mehr nur zu, sondern arbeiteten fleißig mit. Innerhalb einer Stunde war alles aufgeräumt.
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug und schon waren wieder alle bereit abzureisen. Was heißt alle, natürlich diejenigen, die für die Reise nach England bestimmt waren. Ibo, David, Glöckchen und ich.
Auf nach England! Wendy und Peter warteten sicher schon auf uns und wir freuten uns natürlich auf die beiden. Den beiden Jungs, Ibo und David, hatten wir natürlich erklärt, was wir in den kommenden Wochen vorhatten. Roland aufsuchen, seine Adresse hatten wir beim letzten Englandbesuch von ihm bekommen.
Wir flogen mittags los und kamen ein paar Stunden später an. Wir waren wieder vor Wendy´s Haus angelangt und klopften ans Fenster, so wie beim letzten Mal. Es gab ein großen Hallo und wir lagen uns in den Armen. Wendy zog mich ein wenig beiseite und erzählte mir ganz kurz, dass sie sich in der Zeit, in der wir nicht da waren, mit Roland getroffen hätte. Es war wie Musik in meinen Ohren. Ich freute mich darüber und fragte sie, was sie von ihm hielte. Sie seien Kaffee trinken gewesen und spazieren gegangen und einen Abschiedskuss gab es auch. Die Frage hatte sich erübrigt. Allerdings blieb noch eine letzte Frage für mich an Wendy. Ob sie sich weiter träfen...? Gar keine Frage, antwortete sie mir, das ginge weiter.
So kam es, dass wir uns nicht mehr darum kümmern mussten, sondern dass sich Wendy weiter darum kümmerte. Es war noch nicht alles im grünen Bereich, sodass wir Peter „heimholen“ konnten, aber es war auf einem guten Weg dorthin. Natürlich unternahmen wir wieder vieles mit Wendy und Peter. Wir zogen als eine Familie los, manchmal mit Roland, ab und zu auch ohne ihn. Er war ein netter, sympathischer Kerl, das muss ich zugeben, das hatten wir prima hinbekommen. Wir gingen in Museen, es waren Kinobesuche dabei, ein Treffen zu einem Abendessen und oft waren wir abends einfach nur etwas trinken. So verging die Zeit in England wieder schnell.
Als wir wieder in Nimmerland waren, sprachen wir darüber, wer das nächsten Mal wieder zu Wendy und Peter durfte. Diesmal machte ich den Vorschlag, dass wir Baby mitnähmen und alle waren dafür, denn Wendy hatte den Kleinen in ihr Herz geschlossen und freute sich ganz bestimmt, ihn wiederzusehen. Da es sehr wenig Mädchen gab, die in Nimmerland wohnten, würden wir wahrscheinlich Nena mitnehmen. Nena war ein aufgeschlossenes Mädchen, mit blonden langen Haaren, ca. 10 Jahre alt. Baby ist zwei Jahre alt, auch blond und rundlich. Glöckchen, klar, die durfte nicht fehlen und ich als „Babysitter“. So war der Plan... Doch wir wussten nicht, dass Wendy und Peter unseren Plan durchkreuzen würden.
Es kam dann doch nicht dazu.
Als sie erfuhren, dass ich diesen einen Plan hatte und ihn durchführen wollte, waren sie so sauer, dass ich mich nicht traute, mich bei ihnen zu melden. Ca. ein Jahr später fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und beschloss sie zu besuchen. Die beiden empfingen mich herzlich, doch sie wollten noch ein ernstes Wörtchen mit mir reden, was nicht verwunderlich war. Als ich dann wieder nach Nimmerland kam, war alles in Ordnung. Er versprach mir hoch und heilig, dass er uns auf jeden Fall einmal im Jahr besuchen käme. Ein paar Mal war es auch der Fall, aber da er jetzt auch immer älter wurde, die beiden heirateten und Kinder bekamen, vergaß er dieses Versprechen und er vergaß leider auch Nimmerland. Natürlich übernahm er Verantwortung und er wollte für seine Kinder da sein, also entweder England oder Nimmerland.
Wir ließen ihm Zeit... Irgendwann würden wir Wendy und ihn besuchen, das war klar. Wir hatten auch einiges in Nimmerland zu tun; da waren die Kinder, die sich niemals ändern würden, tolpatschig, frech und fröhlich und da war auch Glöckchen, die wir dann und wann trösten mussten, wenn sie Heimweh nach ihrem Peter hatte. So vergingen zehn oder auch elf Jahre.
Es kam der Tag, an dem wir Peter in England besuchten. Nicht alle zusammen, sondern Glöckchen, Patrick, Baby und ich. Es war tröstlich zu sehen, wie Wendy, Peter und ihre Kinder sich zusammen verhielten, es war eine liebevolle und glücklicheFamilie, die viel Spaß miteinander hatte.
Wir beobachteten sie durchs Fenster und fragten uns, ob wir sie jetzt ihre heile Welt stören konnten. Die Kinder waren ungefähr acht und zehn Jahre alt, also alt genug, um uns mit ihren Eltern Nimmerland zu besuchen. Wir klopften ans Fenster, so, wie wir es immer machten, wenn wir Peter und Wendy besuchten. Wendy machte auf und war überrascht, dass wir da waren.
Freudestrahlend stellte sie uns ihre Kinder vor. Edda, die Kleine, war neun Jahre alt und Yogi war zehn. Peter konnte mit uns nichts mehr anfangen und seine Kinder sowieso nicht. Sie hatten nie etwas von Nimmerland gehört.
Peter hatte alles vergessen und seine Gedanken an Nimmerland ausgelöscht, als wären sie niemals da gewesen. Inzwischen war er älter, reifer und auch vernünftiger geworden. Er sah uns sprachlos an und fragte seine Frau, wer wir denn seien.
Dies sind deine Freunde, antwortete sie ihm, Freunde aus dem Nimmerland, wo du seit einem Jahrzehnt nicht mehr warst. Was ist Nimmerland, fragte er. Wo ist Nimmerland und was habe ich dort gemacht?
Wendy erzählte ihm, wie er Nimmerland aufbaute, wie er dort hingekommen war, was er dort gemacht hatte, wie er „seine verlorenen Jungs“ dorthin brachte und sagte ihm auch, dass er sich für England und gegen Nimmerland entschied.
Er glaubte ihr nicht, denn seit wann können Kinder und Erwachsene fliegen? Seit wann gab es ein Traumland? Und seit wann werden Kinder nicht mehr erwachsen? Und was ihn noch mehr erstaunte war, dass er eine persönliche Elfe hatte, mit dem Namen Glöckchen.
Darf ich vorstellen? Glöckchen ist mein Name und ich bin Peters persönliche Fee
Sie erklärte ihm auch, dass sie mit ihm dort gewesen sei, aber dass sie sich später für England entschieden hatte. Er hatte sie einmal im Jahr besucht, erzählte sie weiter, denn sie waren füreinander bestimmt, aber Nimmerland hatte immer Vorrang, bis zu dem Zeitpunkt, als er endlich einsah, dass er gegen seine Gefühle nicht mehr ankämpfen konnte und für den Rest seines Lebens bei ihr bleiben wollte.
Um seine Erinnerung aufzufrischen, sagte ich ihm sein Gedichte auf:
Zauberformel für Schöne Träume
Sternenbäume, Sternenbäume,
lasst s regnen schöne Sonnenträume.
Lasst ihn nicht das Schön` versäumen,
was es auf sich hat mit Träumen.
Sonnenträume, Sonnenträume,
lasst euch fallen von den Bäumen.
......... will Gutes träumen,
will nicht das Nimmerland versäumen.
Dank an die Sternenbäume und Sonnenträume
All ihr Sterne, ihr dort droben,
hört ihr ........... im Nimmerlande toben?
Ach, ich muss euch alle loben,
gut gemacht! an all dort oben.
Immer, wenn es Abend wird
Immer, wenn es Abend wird,
gehen Kinder schlafen.
Träumen sich zu Peter Pan,
in den sich`ren Hafen.
Er wird genannt das Nimmerland,
der große Spielplatz dieser Welt.
Es ist das Reich der Kinder,
wo´s ihnen gut gefällt.
Das Nimmerland, das große,
das man durch Traum erreichen kann.
War man dort und kehrt zurück,
wird mancher Mensch zu Peter Pan.
Der Abend, er wird wiederkommen,
sie spielen mit dem Ungeheuer.
Peter Pan und seine Kinder,
besteh` n so manches Abenteuer.
In einem fort erlegen sie,
Dinos, Mammuts, Feuerdrachen.
Peter nimmt sein Wasserschwert,
wirft` s dem Drachen in den Rachen.
Es zischt, es blubbert, alle lachen,
jetzt kann er nicht mehr Feuer spucken.
Da kommt der Dino angerannt,
will jetzt nach dem Drachen gucken.
Was ist dem Dino denn passiert?
Er stolpert und fällt um.
Wendy nimmt die Wunderwaffe,
ihr Parfum und schon macht` s Wumm.
Das Mammut, es ist gar nicht schlau,
macht sich schnell vom Acker.
Gut gemacht, ihr Nimmerländer,
das nenn` ich mutig, nenn` ich wacker.
Der Morgen bleibt nicht allzu weit,
schon hat der Traum ein Ende.
Kinder freu` n sich auf den Abend schon,
und reiben sich die Hände.
Die Erinnerung wollte sich bei ihm nicht einstellen, aber vielleicht würden Geschichten und das, was wir zusammen erlebt hatten, dem Gedächtnis ein wenig nachhelfen. Also erzählten wir ihm alles, an was wir uns noch erinnern konnten. Aber es war für ihn zuviel auf einmal. Er musste eine Nacht darüber schlafen, vielleicht sähe er morgen klarer, sagte er uns. Wir gingen alle schlafen, aber nicht bevor wir von Wendy gut versorgt wurden, mit Wein und einem Essen, das uns mal wieder die Sprache verschlug, so gut war es.
Nachdem sich alle verzogen hatten, trank ich noch einen letzten Schluck und rauchte eine Zigarette. Überlegte, wie wir Peter helfen konnten, damit er sich wieder an uns erinnerte und auch an Nimmerland.
Am nächsten Morgen machte ich Wendy einen Vorschlag und zwar, dass wir allesamt nach Nimmerland zurückkehrten und vielleicht würde das die Erinnerung wieder bringen. Peter wollte allerdings nicht mit, er meinte, das sei alles Unfug. Wendy sagte, dass er wohl mitkommen müsse, sie sei mit ihm auch dort gewesen, obwohl sie nicht wollte. Sie gab ihm noch einige Tage Zeit, um sich das in Ruhe zu überlegen. Wir verbrachten eine wundervolle Zeit miteinander, aber Peter blieb uns gegenüber distanziert, er traute der ganzen Sache nicht so ganz, was nicht weiter verwunderlich war, denn wer konnte so etwas schon glauben.
Nach ein paar Tagen des Nachdenkens war er bereit, mit uns zu gehen bzw. zu fliegen und da kam schon die erste Schwierigkeit auf ihn zu. Er hatte, wie viele Erwachsene auch, Höhenangst und wollte lieber am Boden bleiben. Wir übten mit ihm und den Kindern das Fliegen mit dem Feenstaub, es gab jede Menge Bruchlandungen, aber zuguterletzt lernten sie es doch. Wir begaben uns also in die Lüfte und flogen. Das Haus wurde vorher gesichert und alles, was wir gebrauchen konnten, nahmen wir mit. Da wir den Feenstaub so verfeinert und aktualisiert hatten, dass auch Dinge allein fliegen konnten und sie uns gehorchten, machten wir uns keine Sorgen, dass unterwegs irgendetwas verloren ginge.
So kamen wir in Nimmerland an und alle Kinder begrüßten uns und hießen uns herzlich willkommen, doch sie fragten, wer denn der fremde Mann sei, der mit uns gekommen war. Ich erklärte ihnen, dass das Peter war, der von allen geliebte Peter. Natürlich war es kaum zu glauben, weil er als Junge ging und als Erwachsener wieder kam. Sie bedrängen ihn etwas mit ihnen zu spielen, doch Peter weigerte sich. Er musste erst einmal zur Ruhe kommen, so erzählte ich es den Kindern, weil dieses Nimmerland fremd für ihn sei. Über die Jahre, die er nicht hier gewesen war, hatte er alles vergessen, sagte ich weiter und es dauert eine Weile, bis er sich wieder eingewöhnt hatte. Als erwachsene Person ist es schwierig sich an Veränderungen zu gewöhnen und sie zu akzeptieren.
Mit der Zeit lebte sich Peter ein, aber ich merkte, dass es nicht mehr so wie früher war. Er konnte nicht mehr spontan sein, er flog nicht und er wollte auch nicht spielen. Spielen, sagte er, sei etwas für Kinder, aber nicht für ihn. Die Kinder ließen nicht locker, sie wollten ihn immer und immer wieder mit einbeziehen, in ihr Spiel, in deren Spaß, in die Fröhlichkeit. Irgendwann hatten sie ihn doch überzeugt, dass er mit ihnen ein Spiel spielte. Zuerst etwas vorsichtig und auf Distanz bedacht, dann immer selbstvergessener und schließlich hatten sie ihn soweit, dass er einfach nur noch spielte.
Als jeder Hunger hatte, zogen sie ihn mit zu ihrem Tisch, auf dem Obst stand, allerlei andere leckere Sachen, weil jeder für sich sein Lieblingsessen wünschen konnte. Doch Peters Platz blieb leer, denn er wusste nicht, wie er sich das wünschen sollte. Die Kinder zeigten ihm, wie es geht und er machte es, so gut es ging, nach. Allerdings hatte er nach Stunden erst ein paar Trauben auf seinem Tisch und eine Orange. Er hatte so sehr die Nase voll, dass er vom Heimgehen sprach. Also zurück nach England? Nein, das ginge auf keinen Fall!
Die Jungs übten so lange mit Peter, bis er endlich etwas Richtiges zu essen hatte. Er machte alles bereitwillig mit, was ich bewunderte, weil es doch für ihn völlig fremd war, aber es zeigte auch, dass Nimmerland seine Wirkung nicht verfehlte.
Dieses Traumland machte aus jedem Erwachsenen ein Kind, solange er bereit war, das mit sich machen zu lassen. Es verändert jeden. Ob jemand gut oder schlecht war, interessiert nicht, denn er war in Nimmerland gut. Natürlich gab es auch dort böse Menschen, aber das sind die Ausnahmen.
Es war ein halbes Jahr vergangen, seit Peter, Wendy, Edda und Yogi aus England hierher kamen, da kam Peters Frau auf die Idee, wieder dorthin zurückzukehren. Peter hatte sich gerade wieder eingelebt und es gefiel ihm langsam wieder in Nimmerland zu sein. Er sprang herum wie ein Kind, fröhlich und unbeschwert, mit seinen Kindern, aber auch ohne sie. Er wollte noch nicht gehen, aber er wollte auch Wendy nicht verlieren.
Es musste einen Kompromiss geben, mit dem jeder zufrieden war. Er machte seiner Frau einen Vorschlag und zwar, dass sie alle noch ein halbes Jahr hierblieben und dann nach England zurückkehrten. Ein halbes Jahr England, ein halbes Jahr Nimmerland, das würde ihnen allen gut tun. Sie kämen entspannt, fröhlich und ausgeglichen in England an, nahmen das Leben halb so schwer und wenn es wieder etwas unentspannter zuginge, wäre es fast schon an der Zeit, nach Nimmerland zu gehen. Damit war Wendy einverstanden. Und wir alle natürlich auch. Wir hatten unseren Peter wieder und in England wären die beiden, bzw. die vier, wieder unter sich.
Dieser Kompromiss hält bis heute an und wir haben jede Menge Spaß und Abenteuer, wenn „unser“ Peter bei uns ist. Wir erleben jedes Jahr etwas Neues, Spannendes, Fröhliches und Lebendiges.
Aber diese neuen Spiele, die neuen Abenteuer werden ein anderes Mal erzählt...
Längere Zeit habe ich ihn nicht mehr gesehen. Bald, nachdem er all den Kindern, die im Nimmerland leben und auch mir, seine fabelhaften Tricks und Kniffe beigebracht hat, ist er auf und davon, ohne ein Wort zu sagen.
Besonders Patrick, mein Sohn, vermisst ihn sehr. Wir waren eine Familie: Peter Pan, Glöckchen, Patrick und ich. Was mich wundert ist, dass sie nicht mit ihm gegangen ist. Die beiden waren ein Herz und eine Seele. Es ist schön, dass die Kleine noch da ist.
Eine Möglichkeit, wo er sein könnte war England, denn ab und zu zog es ihn dorthin. Wendy, seine große Liebe wohnt dort.
Die beiden waren vor langer Zeit zusammen in Nimmerland, bis Wendy sagte, dass sie es nicht mehr aushielte. Sie hatte Heimweh und sagte Peter, dass sie nach England zurück wolle. Er wollte nicht für immer zurückkehren, denn ihm war wichtiger, dass er Kind bleiben und Spaß haben konnte. Allerdings begleitete er sie, blieb noch eine Weile, bevor er sich von ihr verabschiedete, weil es ihm zu langweilig wurde. So kehrte er nach Nimmerland zurück, aber ab und an verschwand er und besuchte Wendy. Er kam immer wieder, doch diesmal blieb er verschwunden. Er war schon Monate nicht mehr in Nimmerland gewesen.
Das Leben ging seinen gewohnten Gang, dort, wo viele Kinder spielten, träumten und ihren Spaß hatten. Wie überall auf dieser Welt zankten sie sich und vertrugen sich auch wieder, mit dem Unterschied, dass sie niemals erwachsen wurden und fliegen konnten.
Eines Tages kam Glöckchen auf mich zu und fragte, ob wir nicht Peter suchen wollten. Es ginge ihr langsam aber sicher auf den Keks, dass er nicht da war. Am besten fingen wir in England an zu suchen und zwar bei Wendy, das war auch der einzige Anhaltspunkt, den wir hatten. Dort müssten wir unsere Suche beginnen.
Am nächsten Tag machten wir uns auf die Reise, nachdem wir drei kleine Koffer mit Lebensmittel gefüllt hatten und auf denen wir, während des Fluges sitzen konnten, was natürlich bequemer war, als uns ständig in einer waagerechten Position zu halten. Wir holten unseren Feenstaub heraus und schon ging es los, ab durch die Lüfte. Lustige Geschichten und Witze erzählten wir uns und als wir in England ankamen, war es uns als seien ein paar Minuten nur vergangen.
England empfing uns mit Regen und Schneeschauer und die Menschen dort waren missmutig und schlecht gelaunt. Dichter Nebel versperrte uns die Sicht. Glöckchen aber wusste den Weg zu Wendy haargenau und nach ein paar Minuten standen wir vor ihrem Haus.
Es war sehr einladend, hell angestrichen, schön anzusehen. Ein Haus, in dem jeder gern wohnen wollte, wenn er es sah.
Licht schien in der oberen Etage aus einem Fenster, sodass wir sicher sein konnten, dass wenigstens Wendy zuhause war und uns aufmachte. Wir klingelten an der Haustür, doch sie wurde nicht geöffnet. Wendy war auch nicht am Fenster zu sehen. Allerdings ging jetzt das Licht aus und wir standen wie begossene Pudel vor ihrer Haustür.
Wir flogen zum Fenster, aus dem das Licht vorhin noch brannte, schauten hinein und klopften. Das machte Peter immer so, wenn er Wendy besuchte. So konnte sie sicher sein, dass er es war und nicht einer ihrer Nachbarn.
Leider sahen wir nichts, da es dunkel war. Wir landeten wieder auf dem Boden und gingen ein paar Schritte zu Fuß die Straße entlang. Dort gab es ein Gasthaus, in dem wir einkehrten, weil es immer noch kalt und regnerisch war und wir Hunger hatten, da die „Koffervorräte“ aufgebraucht waren. Glöckchen ernährte sich wie immer von Feenstaub, aber Patrick und ich hatten auf der Speisekarte gelesen, dass es Sauerbraten gab und wir waren nicht mehr zu halten. Sauerbraten mit Knödel und das in England. Nachdem wir uns gestärkt hatten, gingen wir noch einmal zu Wendy`s Haus. Das Licht im oberen Stock brannte wieder. Jetzt flogen wir direkt zum Fenster und klopften. Wir sahen
Wendy und Peter dort sitzen, diskutierend mit Händen und Füßen. Beide drehten die Köpfe zu uns und sie war freudig überrascht, Peter hingegen wenig freudig. Sie kam zum Fenster, öffnete es und ließ uns hinein. Es war sehr gemütlich und heimelig in dem Wohnzimmer und wir setzten uns. Das Kaminfeuer prasselte und der Kamin gab eine wohlige Wärme ab.
Wir diskutieren gerade, ob es für Peter nicht langsam an der Zeit wäre, wieder nach Nimmerland zurückzukehren, sagte sie uns. Er möchte nicht, sagte sie weiter, er möchte hierbleiben, für immer, und heiraten. Ein bürgerliches Leben führen, mit allen Konsequenzen, die es mit sich bringt. Älter, erwachsen, vernünftiger werden und eigene Kinder haben. Diese Idee ist natürlich nicht die schlechteste, entspricht aber nicht Peter`s Naturelle. Nimmerland wird ganz ohne ihn vergessen werden und wäre somit dem Untergang geweiht. Und was das Schlimmste war, ist, dass Peter mit der Zeit Nimmerland und alle Kinder, die dort sind, vergessen würde.
Die Erinnerung daran würde von Jahr zu Jahr immer mehr verblassen, bis nichts mehr übrig bliebe. Das ging auf keinen Fall! Er war der Begründer Nimmerlands. Er hatte Tausenden von Kindern Freiheit und Träume geschenkt:
Zauberformel für Schöne Träume
Sternenbäume, Sternenbäume,
lasst s regnen schöne Sonnenträume.
Lasst ihn nicht das Schön` versäumen,
was es auf sich hat mit Träumen.
Sonnenträume, Sonnenträume,
lasst euch fallen von den Bäumen.
......... will Gutes träumen,
will nicht das Nimmerland versäumen.
Dank an die Sternenbäume und Sonnenträume
All ihr Sterne, ihr dort droben,
hört ihr ........... im Nimmerlande toben?
Ach, ich muss euch alle loben,
gut gemacht! an all dort oben.
Das wollte er wirklich aufgeben? Wir hofften nicht.
Im Moment war er immer noch der kleine Junge, der damals mit Wendy aus England abhaute, doch sie war erwachsen geworden und somit müssten die beiden mit ihrer Heirat sowieso ein paar Jahre warten, bis Peter erwachsen geworden war.
Wir hatten eine Idee und zwar wenn er noch länger bei Wendy bliebe, dann würde es ihm vielleicht langweilig werden und er würde doch wieder ins Nimmerland zurückkehren, weil Spaß, Träume und das Kindsein ihm fehlten. Darauf setzten wir unsere Hoffnung, allerdings wäre es für Wendy natürlich sehr schwer, denn sie hätte nicht die Gewissheit, dass ihr Peter bei ihr bliebe. Sie liebt ihn und es war ihr immer schon schwer gefallen, ihn nach einem Tag wieder gehen zu lassen, wenn er sie besuchte.
Nimmerland vermisste Peter, Wendy vermisste Peter. Das Beste, was passieren konnte war, dass sie sich neu verliebte und ihren Peter vergaß. Somit wäre Peter frei für Nimmerland. Für die beiden wäre es mit sehr viel Herzschmerz verbunden, aber mit der Zeit kämen sie hoffentlich darüber hinweg. Wir erzählten ihnen nichts von dieser Idee, die wir für die beste Lösung hielten.
Da allesamt müde und kaputt waren, gingen wir ins Bett. Ich rauchte noch Zigaretten, trank noch ein Glas Wein, das Wendy mir eingeschenkt hatte und dachte nach, aber ich kam auf keinen besseren Gedanken als den, als dass wir sie mit jemand anderem zusammenbringen mussten.
Der nächste Tag brach an als ich ins Bett ging. Ein paar Stunden später stand ich auf und die ganze Truppe war wieder zusammen im Wohnzimmer versammelt. Gott sei Dank holte Wendy Brötchen beim Bäcker um die Ecke, so konnten wir gemeinsam frühstücken. Sie hatte auch schon, bevor sie zum Bäcker ging, Kaffee gemacht, also war das Frühstück komplett. Peter und Wendy erzählten Geschichten von ihren damaligen Erlebnissen als sie zusammen auf Nimmerland waren. Es war lustig, gleichzeitig aber auch traurig, weil uns allen durch den Kopf ging, dass das nicht mehr zu wiederholen war. Sie konnten jetzt die gemeinsame Zeit genießen, was später kam, war unwichtig.
So saßen wir noch bis zum Mittagessen. Wir, das heißt, Glöckchen, Patrick und ich, schmiedeten einen Plan, wie wir Wendy „verlieben“ könnten. Zuerst fiel uns nichts ein, doch dann hatten wir die zündende Idee. Wir selbst müssten einen Mann kennenlernen, den wir dann zu ihr mitbrächten, den wir ihr als unseren guten Freund vorstellten und ihn zum Essen einluden. Allerdings machten wir das erst in den nächsten Tagen, denn es gab noch einiges zu bedenken. Wie lernen wir diesen einen Mann kennen? Wo lernen wir ihn kennen? Dann müsste er auch noch zu Wendy passen usw. Alles nicht so einfach.
Zwei Wochen gaben wir uns Zeit, diesen Plan durchzuführen, mehr nicht, denn wir konnten die Kinder in Nimmerland nicht so lang allein lassen. Wer weiß, was sie alles anstellten, in der Zeit, in der wir nicht da waren.
Am nächsten Tag mussten wir uns etwas einfallen lassen, um von den beiden wegzukommen, damit wir mit der Suche beginnen konnten.
Wir gingen in das Gasthaus, in dem wir gestern waren. Es war gut besucht, aber wir fanden noch ein paar Plätze, sogar am Fenster. Leider hatten wir nicht das Glück, dass wir unseren heiß geliebten „Sauerbraten“ bekamen, aber uns fiel auf der Speisekarte etwas anderes Gutes ins Auge, nämlich „Reibekuchen“. Patrick freute sich riesig darüber.
Er war sowieso die ganze Zeit so still gewesen, dass ich gedacht habe, ihn bedrücke etwas. Ich fragte nach. Er meinte, ich solle mir keine Sorgen machen, ihm ginge es gut, er sei nur müde und hungrig. Er machte sich auch gleich über die Reibekuchen her und ich vergaß meine Sorgen um ihn.
Ein paar Männer saßen am Tisch gegenüber und auch nebenan waren ein paar, allerdings waren die mit ihren „Damen“ unterwegs, wie es schien.
Die Männer uns gegenüber waren unter sich, unterhielten sich und lachten. Keiner war auch nur annähernd gut aussehend, sodass sie in Frage kämen. Aber noch war nicht aller Tage Abend, doch für uns wurde es langsam Zeit zu gehen, weil Patrick anfing zu gähnen und uns damit ansteckte. Wir bezahlten und verließen das Lokal. Zu Wendy und Peter waren es nur ein paar Schritte. „Zuhause“ angekommen, wollten die beiden uns noch auf ein Gläschen Wein einladen, aber wir lehnten dankend ab. So hatten sie den Abend und die Nacht wieder einmal für sich.
Am nächsten Morgen holte ich Brötchen und machte den Kaffee, allerdings holte ich auch Croissants. Ich wollte wissen, wie die hier schmeckten, sicherlich nicht so gut wie in Frankreich. Da wir nicht jeden Abend unterwegs sein wollten und auch nicht konnten, beschlossen wir, dass wir heute bei Wendy und Peter blieben. Heute klarte es endlich wieder auf, die Sonne schien und es wurde etwas wärmer.
Also gingen wir alle miteinander spazieren, wir lernten so auch die Gegend kennen und das ein oder andere Geschäft, auch andere Lokalitäten. Museen und Kinos gab es auch, wo wir nach und nach hin wollten.
Ich hatte eine Idee und von dieser wollte ich Peter, Wendy, Glöckchen und Patrick erzählen. Alle zwei Monate, meinte ich, könnten wir doch für zwei Wochen Nimmerland verlassen und die beiden in England besuchen. Ob sie damit einverstanden wären... Wir könnten jeweils in einer anderen Besetzung erscheinen, meinte ich weiter, mal kam der eine mit, mal der andere. Sie waren damit einverstanden.
Es vergingen die Tage, bis wir einen Mann fanden, der wenigstens in etwa zu Wendy passte. Wir trafen ihn in einem Museum, an einem ganz bestimmten Bild, das mich fasziniert hat und ihn ebenso. Wir kamen ins Gespräch und waren einen Kaffee trinken. Dass ich ihn nicht gleich mit zu Wendy nehmen konnte, ist augenscheinlich. Also ging die ganze Truppe, inklusive Roland, so heißt der Mann, abends mal etwas trinken, in eine Bar, wo Wendy sich mit ihm auch schon ein wenig allein unterhielt. Als es spät war, ging jeder seine eigenen Wege, das heißt Wendy und wir gingen nach Hause und Roland wollte noch ein bisschen spazieren gehen.
Ich fragte sie, was sie von ihm hielte und sie meinte, es sei ein netter, junger Mann, der höflich und zuvorkommend war, mit dem sie sich blendend unterhalten habe. Zustimmend nickte ich und freute mich insgeheim über ihre Aussage. Ich hoffte, dass unser Plan funktionierte. Der Anfang war geschafft. Es würde zwar noch Monate dauern, wenn es überhaupt klappte, aber das nahmen wir gern in Kauf.
Langsam aber sicher nahte der Abschied von den beiden. Roland hatten wir nicht mehr gesehen, geschweige denn gesprochen. Beim nächsten Mal klappt es sicher! Wir verabschiedeten uns von Wendy und Peter und versprachen in acht Wochen wieder zu kommen. Wir freuten uns aufs Nimmerland. Also holte jeder seinen Feenstaub wieder hervor und so flogen wir davon, Richtung „Traumland“ der verlorenen Jungs.
Daheim angekommen, wurden wir von den Kindern umringt und gefragt, wann denn Peter wiederkäme. Wir sagten ihnen, dass das noch ein Weilchen dauern kann, denn er sei jetzt erst einmal mit Wendy beschäftigt. Dann fragten sie nach Wendy... Wie es ihr denn ginge, was sie mache, was los sei in England... Es sei alles in Ordnung, meinten wir, was auch stimmte. England sei immer noch regnerisch, kalt und schaurig, gut um eine Gruselgeschichte zu schreiben. Es ist nicht immer so in England und wenn dort die Sonne scheint und es warm ist, sieht das Land gleich anders aus. Dann ist es freundlich und lieblich. Wir hatten nur die regnerischen Tage, beim nächsten Mal kann es wieder ganz anders aussehen.
Wir machten gleich aus, wer das nächste Mal mitginge. Baby ließen wir daheim, weil er einfach noch zu klein war. Aber Ibo konnte mit. Er war ein stark gebauter Junge, mit etwas längeren Haaren. Er freute sich riesig als er davon hörte, dass er in acht Wochen endlich Peter wiedersähe. Patrick wollte dann zuhause bleiben. Ja, er war alt genug, dass er in Nimmerland bleiben konnte. Glöckchen wollte wieder mitreisen, was sie auch durfte, weil sie Peter`s persönliche Fee war, ist und bleibt.
David war auch vernünftig genug, um mitzugehen, er war ein blond gelockter Junge, schlank, 14 Jahre alt und er war ein fröhlicher Kerl, der immer lachte. Also war es beschlossene Sache, dass wir vier uns bald wieder auf den Weg machten.
Jetzt mussten wir erst einmal nach dem Rechten sehen, in Nimmerland. Alles schien in Ordnung zu sein, keiner der Jungs war krank geworden oder hatte sich verletzt. Genug zu essen und zu trinken war auch da, also alles bestens. Die Behausungen standen auch noch, kein Grund zur Besorgnis.
Dann konnten wir ein Fest veranstalten, worauf jeder Lust hatte. Wir deckten die Tische, wir holten frische Blumen aus unserem Garten, um zu dekorieren. Wir grillten Fleisch, dazu gab es Salate und Brot. Die ganze Truppe saß zusammen und wir unterhielten uns fröhlich und heiter. Es wurde gesungen und gelacht, auf den Tischen getanzt und Spaß gehabt. Es war ein frisches, freches, fröhliches Durcheinander.
Am nächsten Morgen mussten wir alles aufräumen und sauber machen, das gefiel uns ganz und gar nicht. Was sein muss, muss sein, sagte ich und ging mit gutem Beispiel voran. Die Essensreste räumte ich ab und versorgte sie im Müll und die anderen schauten nicht mehr nur zu, sondern arbeiteten fleißig mit. Innerhalb einer Stunde war alles aufgeräumt.
Die nächsten Wochen vergingen wie im Flug und schon waren wieder alle bereit abzureisen. Was heißt alle, natürlich diejenigen, die für die Reise nach England bestimmt waren. Ibo, David, Glöckchen und ich.
Auf nach England! Wendy und Peter warteten sicher schon auf uns und wir freuten uns natürlich auf die beiden. Den beiden Jungs, Ibo und David, hatten wir natürlich erklärt, was wir in den kommenden Wochen vorhatten. Roland aufsuchen, seine Adresse hatten wir beim letzten Englandbesuch von ihm bekommen.
Wir flogen mittags los und kamen ein paar Stunden später an. Wir waren wieder vor Wendy´s Haus angelangt und klopften ans Fenster, so wie beim letzten Mal. Es gab ein großen Hallo und wir lagen uns in den Armen. Wendy zog mich ein wenig beiseite und erzählte mir ganz kurz, dass sie sich in der Zeit, in der wir nicht da waren, mit Roland getroffen hätte. Es war wie Musik in meinen Ohren. Ich freute mich darüber und fragte sie, was sie von ihm hielte. Sie seien Kaffee trinken gewesen und spazieren gegangen und einen Abschiedskuss gab es auch. Die Frage hatte sich erübrigt. Allerdings blieb noch eine letzte Frage für mich an Wendy. Ob sie sich weiter träfen...? Gar keine Frage, antwortete sie mir, das ginge weiter.
So kam es, dass wir uns nicht mehr darum kümmern mussten, sondern dass sich Wendy weiter darum kümmerte. Es war noch nicht alles im grünen Bereich, sodass wir Peter „heimholen“ konnten, aber es war auf einem guten Weg dorthin. Natürlich unternahmen wir wieder vieles mit Wendy und Peter. Wir zogen als eine Familie los, manchmal mit Roland, ab und zu auch ohne ihn. Er war ein netter, sympathischer Kerl, das muss ich zugeben, das hatten wir prima hinbekommen. Wir gingen in Museen, es waren Kinobesuche dabei, ein Treffen zu einem Abendessen und oft waren wir abends einfach nur etwas trinken. So verging die Zeit in England wieder schnell.
Als wir wieder in Nimmerland waren, sprachen wir darüber, wer das nächsten Mal wieder zu Wendy und Peter durfte. Diesmal machte ich den Vorschlag, dass wir Baby mitnähmen und alle waren dafür, denn Wendy hatte den Kleinen in ihr Herz geschlossen und freute sich ganz bestimmt, ihn wiederzusehen. Da es sehr wenig Mädchen gab, die in Nimmerland wohnten, würden wir wahrscheinlich Nena mitnehmen. Nena war ein aufgeschlossenes Mädchen, mit blonden langen Haaren, ca. 10 Jahre alt. Baby ist zwei Jahre alt, auch blond und rundlich. Glöckchen, klar, die durfte nicht fehlen und ich als „Babysitter“. So war der Plan... Doch wir wussten nicht, dass Wendy und Peter unseren Plan durchkreuzen würden.
Es kam dann doch nicht dazu.
Als sie erfuhren, dass ich diesen einen Plan hatte und ihn durchführen wollte, waren sie so sauer, dass ich mich nicht traute, mich bei ihnen zu melden. Ca. ein Jahr später fasste ich meinen ganzen Mut zusammen und beschloss sie zu besuchen. Die beiden empfingen mich herzlich, doch sie wollten noch ein ernstes Wörtchen mit mir reden, was nicht verwunderlich war. Als ich dann wieder nach Nimmerland kam, war alles in Ordnung. Er versprach mir hoch und heilig, dass er uns auf jeden Fall einmal im Jahr besuchen käme. Ein paar Mal war es auch der Fall, aber da er jetzt auch immer älter wurde, die beiden heirateten und Kinder bekamen, vergaß er dieses Versprechen und er vergaß leider auch Nimmerland. Natürlich übernahm er Verantwortung und er wollte für seine Kinder da sein, also entweder England oder Nimmerland.
Wir ließen ihm Zeit... Irgendwann würden wir Wendy und ihn besuchen, das war klar. Wir hatten auch einiges in Nimmerland zu tun; da waren die Kinder, die sich niemals ändern würden, tolpatschig, frech und fröhlich und da war auch Glöckchen, die wir dann und wann trösten mussten, wenn sie Heimweh nach ihrem Peter hatte. So vergingen zehn oder auch elf Jahre.
Es kam der Tag, an dem wir Peter in England besuchten. Nicht alle zusammen, sondern Glöckchen, Patrick, Baby und ich. Es war tröstlich zu sehen, wie Wendy, Peter und ihre Kinder sich zusammen verhielten, es war eine liebevolle und glücklicheFamilie, die viel Spaß miteinander hatte.
Wir beobachteten sie durchs Fenster und fragten uns, ob wir sie jetzt ihre heile Welt stören konnten. Die Kinder waren ungefähr acht und zehn Jahre alt, also alt genug, um uns mit ihren Eltern Nimmerland zu besuchen. Wir klopften ans Fenster, so, wie wir es immer machten, wenn wir Peter und Wendy besuchten. Wendy machte auf und war überrascht, dass wir da waren.
Freudestrahlend stellte sie uns ihre Kinder vor. Edda, die Kleine, war neun Jahre alt und Yogi war zehn. Peter konnte mit uns nichts mehr anfangen und seine Kinder sowieso nicht. Sie hatten nie etwas von Nimmerland gehört.
Peter hatte alles vergessen und seine Gedanken an Nimmerland ausgelöscht, als wären sie niemals da gewesen. Inzwischen war er älter, reifer und auch vernünftiger geworden. Er sah uns sprachlos an und fragte seine Frau, wer wir denn seien.
Dies sind deine Freunde, antwortete sie ihm, Freunde aus dem Nimmerland, wo du seit einem Jahrzehnt nicht mehr warst. Was ist Nimmerland, fragte er. Wo ist Nimmerland und was habe ich dort gemacht?
Wendy erzählte ihm, wie er Nimmerland aufbaute, wie er dort hingekommen war, was er dort gemacht hatte, wie er „seine verlorenen Jungs“ dorthin brachte und sagte ihm auch, dass er sich für England und gegen Nimmerland entschied.
Er glaubte ihr nicht, denn seit wann können Kinder und Erwachsene fliegen? Seit wann gab es ein Traumland? Und seit wann werden Kinder nicht mehr erwachsen? Und was ihn noch mehr erstaunte war, dass er eine persönliche Elfe hatte, mit dem Namen Glöckchen.
Darf ich vorstellen? Glöckchen ist mein Name und ich bin Peters persönliche Fee
Sie erklärte ihm auch, dass sie mit ihm dort gewesen sei, aber dass sie sich später für England entschieden hatte. Er hatte sie einmal im Jahr besucht, erzählte sie weiter, denn sie waren füreinander bestimmt, aber Nimmerland hatte immer Vorrang, bis zu dem Zeitpunkt, als er endlich einsah, dass er gegen seine Gefühle nicht mehr ankämpfen konnte und für den Rest seines Lebens bei ihr bleiben wollte.
Um seine Erinnerung aufzufrischen, sagte ich ihm sein Gedichte auf:
Zauberformel für Schöne Träume
Sternenbäume, Sternenbäume,
lasst s regnen schöne Sonnenträume.
Lasst ihn nicht das Schön` versäumen,
was es auf sich hat mit Träumen.
Sonnenträume, Sonnenträume,
lasst euch fallen von den Bäumen.
......... will Gutes träumen,
will nicht das Nimmerland versäumen.
Dank an die Sternenbäume und Sonnenträume
All ihr Sterne, ihr dort droben,
hört ihr ........... im Nimmerlande toben?
Ach, ich muss euch alle loben,
gut gemacht! an all dort oben.
Immer, wenn es Abend wird
Immer, wenn es Abend wird,
gehen Kinder schlafen.
Träumen sich zu Peter Pan,
in den sich`ren Hafen.
Er wird genannt das Nimmerland,
der große Spielplatz dieser Welt.
Es ist das Reich der Kinder,
wo´s ihnen gut gefällt.
Das Nimmerland, das große,
das man durch Traum erreichen kann.
War man dort und kehrt zurück,
wird mancher Mensch zu Peter Pan.
Der Abend, er wird wiederkommen,
sie spielen mit dem Ungeheuer.
Peter Pan und seine Kinder,
besteh` n so manches Abenteuer.
In einem fort erlegen sie,
Dinos, Mammuts, Feuerdrachen.
Peter nimmt sein Wasserschwert,
wirft` s dem Drachen in den Rachen.
Es zischt, es blubbert, alle lachen,
jetzt kann er nicht mehr Feuer spucken.
Da kommt der Dino angerannt,
will jetzt nach dem Drachen gucken.
Was ist dem Dino denn passiert?
Er stolpert und fällt um.
Wendy nimmt die Wunderwaffe,
ihr Parfum und schon macht` s Wumm.
Das Mammut, es ist gar nicht schlau,
macht sich schnell vom Acker.
Gut gemacht, ihr Nimmerländer,
das nenn` ich mutig, nenn` ich wacker.
Der Morgen bleibt nicht allzu weit,
schon hat der Traum ein Ende.
Kinder freu` n sich auf den Abend schon,
und reiben sich die Hände.
Die Erinnerung wollte sich bei ihm nicht einstellen, aber vielleicht würden Geschichten und das, was wir zusammen erlebt hatten, dem Gedächtnis ein wenig nachhelfen. Also erzählten wir ihm alles, an was wir uns noch erinnern konnten. Aber es war für ihn zuviel auf einmal. Er musste eine Nacht darüber schlafen, vielleicht sähe er morgen klarer, sagte er uns. Wir gingen alle schlafen, aber nicht bevor wir von Wendy gut versorgt wurden, mit Wein und einem Essen, das uns mal wieder die Sprache verschlug, so gut war es.
Nachdem sich alle verzogen hatten, trank ich noch einen letzten Schluck und rauchte eine Zigarette. Überlegte, wie wir Peter helfen konnten, damit er sich wieder an uns erinnerte und auch an Nimmerland.
Am nächsten Morgen machte ich Wendy einen Vorschlag und zwar, dass wir allesamt nach Nimmerland zurückkehrten und vielleicht würde das die Erinnerung wieder bringen. Peter wollte allerdings nicht mit, er meinte, das sei alles Unfug. Wendy sagte, dass er wohl mitkommen müsse, sie sei mit ihm auch dort gewesen, obwohl sie nicht wollte. Sie gab ihm noch einige Tage Zeit, um sich das in Ruhe zu überlegen. Wir verbrachten eine wundervolle Zeit miteinander, aber Peter blieb uns gegenüber distanziert, er traute der ganzen Sache nicht so ganz, was nicht weiter verwunderlich war, denn wer konnte so etwas schon glauben.
Nach ein paar Tagen des Nachdenkens war er bereit, mit uns zu gehen bzw. zu fliegen und da kam schon die erste Schwierigkeit auf ihn zu. Er hatte, wie viele Erwachsene auch, Höhenangst und wollte lieber am Boden bleiben. Wir übten mit ihm und den Kindern das Fliegen mit dem Feenstaub, es gab jede Menge Bruchlandungen, aber zuguterletzt lernten sie es doch. Wir begaben uns also in die Lüfte und flogen. Das Haus wurde vorher gesichert und alles, was wir gebrauchen konnten, nahmen wir mit. Da wir den Feenstaub so verfeinert und aktualisiert hatten, dass auch Dinge allein fliegen konnten und sie uns gehorchten, machten wir uns keine Sorgen, dass unterwegs irgendetwas verloren ginge.
So kamen wir in Nimmerland an und alle Kinder begrüßten uns und hießen uns herzlich willkommen, doch sie fragten, wer denn der fremde Mann sei, der mit uns gekommen war. Ich erklärte ihnen, dass das Peter war, der von allen geliebte Peter. Natürlich war es kaum zu glauben, weil er als Junge ging und als Erwachsener wieder kam. Sie bedrängen ihn etwas mit ihnen zu spielen, doch Peter weigerte sich. Er musste erst einmal zur Ruhe kommen, so erzählte ich es den Kindern, weil dieses Nimmerland fremd für ihn sei. Über die Jahre, die er nicht hier gewesen war, hatte er alles vergessen, sagte ich weiter und es dauert eine Weile, bis er sich wieder eingewöhnt hatte. Als erwachsene Person ist es schwierig sich an Veränderungen zu gewöhnen und sie zu akzeptieren.
Mit der Zeit lebte sich Peter ein, aber ich merkte, dass es nicht mehr so wie früher war. Er konnte nicht mehr spontan sein, er flog nicht und er wollte auch nicht spielen. Spielen, sagte er, sei etwas für Kinder, aber nicht für ihn. Die Kinder ließen nicht locker, sie wollten ihn immer und immer wieder mit einbeziehen, in ihr Spiel, in deren Spaß, in die Fröhlichkeit. Irgendwann hatten sie ihn doch überzeugt, dass er mit ihnen ein Spiel spielte. Zuerst etwas vorsichtig und auf Distanz bedacht, dann immer selbstvergessener und schließlich hatten sie ihn soweit, dass er einfach nur noch spielte.
Als jeder Hunger hatte, zogen sie ihn mit zu ihrem Tisch, auf dem Obst stand, allerlei andere leckere Sachen, weil jeder für sich sein Lieblingsessen wünschen konnte. Doch Peters Platz blieb leer, denn er wusste nicht, wie er sich das wünschen sollte. Die Kinder zeigten ihm, wie es geht und er machte es, so gut es ging, nach. Allerdings hatte er nach Stunden erst ein paar Trauben auf seinem Tisch und eine Orange. Er hatte so sehr die Nase voll, dass er vom Heimgehen sprach. Also zurück nach England? Nein, das ginge auf keinen Fall!
Die Jungs übten so lange mit Peter, bis er endlich etwas Richtiges zu essen hatte. Er machte alles bereitwillig mit, was ich bewunderte, weil es doch für ihn völlig fremd war, aber es zeigte auch, dass Nimmerland seine Wirkung nicht verfehlte.
Dieses Traumland machte aus jedem Erwachsenen ein Kind, solange er bereit war, das mit sich machen zu lassen. Es verändert jeden. Ob jemand gut oder schlecht war, interessiert nicht, denn er war in Nimmerland gut. Natürlich gab es auch dort böse Menschen, aber das sind die Ausnahmen.
Es war ein halbes Jahr vergangen, seit Peter, Wendy, Edda und Yogi aus England hierher kamen, da kam Peters Frau auf die Idee, wieder dorthin zurückzukehren. Peter hatte sich gerade wieder eingelebt und es gefiel ihm langsam wieder in Nimmerland zu sein. Er sprang herum wie ein Kind, fröhlich und unbeschwert, mit seinen Kindern, aber auch ohne sie. Er wollte noch nicht gehen, aber er wollte auch Wendy nicht verlieren.
Es musste einen Kompromiss geben, mit dem jeder zufrieden war. Er machte seiner Frau einen Vorschlag und zwar, dass sie alle noch ein halbes Jahr hierblieben und dann nach England zurückkehrten. Ein halbes Jahr England, ein halbes Jahr Nimmerland, das würde ihnen allen gut tun. Sie kämen entspannt, fröhlich und ausgeglichen in England an, nahmen das Leben halb so schwer und wenn es wieder etwas unentspannter zuginge, wäre es fast schon an der Zeit, nach Nimmerland zu gehen. Damit war Wendy einverstanden. Und wir alle natürlich auch. Wir hatten unseren Peter wieder und in England wären die beiden, bzw. die vier, wieder unter sich.
Dieser Kompromiss hält bis heute an und wir haben jede Menge Spaß und Abenteuer, wenn „unser“ Peter bei uns ist. Wir erleben jedes Jahr etwas Neues, Spannendes, Fröhliches und Lebendiges.
Aber diese neuen Spiele, die neuen Abenteuer werden ein anderes Mal erzählt...
Kommentare zu diesem Text
und auf denen wir, während des Fluges sitzen konnten
Herzlich willkommen bei kV.
Vielen Dank fürs Willkommen heißen 🙂 Dieter_Rotmund
Wenig Kritik für viel Text meine ich. Sonst nichts zu beanstanden?
Liebe Grüße,
RuJo
Wenig Kritik für viel Text meine ich. Sonst nichts zu beanstanden?
Liebe Grüße,
RuJo
Lust auf mehr bekommen?
Klassisches sog. Deppenapostroph:
"Wendy`s"
Schöne Träume -> schöne Träume
Komma fehlt in:
Klassisches sog. Deppenapostroph:
"Wendy`s"
Schöne Träume -> schöne Träume
Komma fehlt in:
Aber diese neuen Spiele, die neuen Abenteuer werden ein anderes Mal erzählt...