Wo dir niemand guten Tag sagt

Text

von  Cathleen


Wo dir niemand guten Tag sagt

Früher waren hier noch Wälder,
Lerchen schwirrten über Felder
und die Wege führten weit hinaus.
Heute sieht man nur die faden,
trostlos langen Hausfassaden
und dahinter scheint die Welt schon aus.
Alle drei Minuten kommt die Straßenbahn.
Mancher wäre gern für immer weggefahrn.

Wo die Fahrscheinautomaten
übersprüht sind mit Sieg Heil!
und die Mädchen, die dort warten,
bieten ihre Körper feil,
wo dir niemand guten Tag sagt, außer der,
die verzweifelt tut, als ob sie achtzehn wär,

wo dir niemand guten Tag sagt,
weil kein Mensch den andern kennt,
wo man sich nachts nicht hinaus wagt,
weil kaum Licht im Fahrstuhl brennt,
wo Theater nur den Streit zu Hause meint,

dort sieht's auch nach Regen aus, wenn Sonne scheint.


Lächerlich, die bunten Schilder;
Werbung treibt es immer wilder,
gaukelt vor, wie toll das Leben schmeckt.
Wie soll man die Flügel dehnen,
statt vorm Fernsehschirm zu gähnen?
Wer fragt hier, was Großes in dir steckt?
Also hängt man vor der Glotze wie ein Stein,
setzt die letzte Hoffnung auf den Lottoschein.

Wo die Fahrscheinautomaten
übersprüht sind mit Sieg Heil!
und die Mädchen, die dort warten,
bieten ihre Körper feil,
wo dir niemand guten Tag sagt, außer der,
die verzweifelt tut, als ob sie achtzehn wär,

wo dir niemand guten Tag sagt,
weil kein Mensch den andern kennt,
wo man sich nachts nicht hinaus wagt,
weil kaum Licht im Fahrstuhl brennt,
wo Theater nur den Streit zu Hause meint,

dort sieht's auch nach Regen aus, wenn Sonne scheint.



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