Bücher machen Leute

Skizze zum Thema Buch/ Lesen

von  Shagreen

Ein Sketch.


Im Buchladen
Eine Kundin (K) steht ziemlich ratlos zwischen den Buchregalen herum. Eine Verkäuferin (V) spricht sie an.

V: Guten Tag. Darf ich Ihnen behilflich sein?
K: Ja, äh, ich suche ein Buch.
V: Ja, das dachte ich mir. Dann sind sie bei uns goldrichtig. Darf ich fragen, für welchen Anlass es ist?
K: Naja, also, ich fahre demnächst zu meiner Mutter, mit dem Zug. Also die Fahrt wird so 8 Stunden hin und zurück dauern. Da dachte ich mir, ich nehme mir ein Buch mit. Es sollte also nicht zu dick sein.
V: Eine ausgezeichnete Idee. Gut. Darf ich fragen, was sie besonders mögen. Ein Genre vielleicht?
K: Also ich mag sehr gern Tiere.
V: Ah. Da habe ich etwas für Sie.
Die Verkäuferin greift ein Buch aus dem Regal und gibt es der Kundin.
V: Das hier ist ein Krimi. Ein Reh wird von einem Auto angefahren, stirbt. Und jetzt wird der Täter des Fahrzeugs ermittelt. Sehr spannend. Es handelt sich um eine gekürzte Ausgabe; nur jedes 10. Wort wurde beibehalten. Deshalb sind es auch nur 50 Seiten. Das schaffen sie bestimmt während ihrer Zugfahrt.
Die Verkäuferin reicht das Buch der Kundin.
K: Oh, danke schön.
Wiederum greift die Verkäuferin ein Buch aus einem der Regale.
V: Und hier ist eine kurze Übersicht, ein Band aus Brehms Tierleben für Eilige. Ich empfehle ihnen Band "A". Sie können bei der nächsten Gelegenheit dann ja bei Band "B" weiterlesen. Bei Band "A" sind so tolle Tiere wie Affe, Antilope und Alligator enthalten, so viel sei verraten.
Die Verkäuferin reicht auch dieses Buch der Kundin.
K: Das ist nett von Ihnen. Danke.
Und noch ein Buch greift die Verkäuferin aus einem Regal und reicht es der Kundin.
V: Das hier ist etwas für Leseanfänger. Es heißt "Alfred lernt tanzen". Da geht es um ein Krokodil, das tanzen lernen will, um von anderen Tieren akzeptiert zu werden.
K: Könnte ich die Bücher einmal anlesen?
V: Aber sicher. Hier ist gleich eine Kabine frei.
Die Kundin geht in die Kabine, schließt den Vorhang hinter sich, knippst das Leselicht an und legt die Bücher in das Regal ab. Sie nimmt das erste Buch und beginnt murmelnd zu lesen: "Der ... Straße ... grün ... an ... Opel ... 100km/h". Sie klappt das Buch zu und nimmt das zweite Buch aus dem Regal: "Aal ... Adler ... Affe ... Alligator ... Alpaka ... Ameise". Schließlich probiert sie das dritte Buch: "Es war einmal ein Krokodil. Das hieß Alfred. Alle Tiere hatten große Angst vor ihm." Sie klappt das Buch zu und verlässt mit ihren drei Büchern die Lesekabine. Sie stellt das Lexikon zurück in das Verkaufsregal und geht zur Kasse.
K: Ich denke, ich nehme einmal den Krimi. Die Handlung nimmt rasant Fahrt auf und ich bin schon gespannt, wie es zu dem Unfall kommt.
V: Eine sehr gute Wahl. Sie werden zufrieden sein.
K: Und dann nehme ich für meinen nächsten Ausflug den Alfred mit. Ich hätte aber eine Bitte.
V: Sie wünschen?!
K: Mir würde die Geschichte besser gefallen, wenn Alfred ein Pinguin wäre. Schauen sie, so einer mit Frack. Der würde sich doch toll beim Tanzen machen. Und Alfred wäre dann auch kein so schöner Name. Wie wäre es mit Pingi?!
V: Sicher, das lässt sich machen. Ich gebe das Buch gleich in die Änderungsschriftstellerei und sie können es dann in einer Woche abholen.
K: Danke. Das wäre sehr nett.
V: Ok, dann haben wir hier einmal den Krimi und einmal "Alf...", ich meine "Pingi lernt tanzen". Das macht 9.99 € für den Krimi und 80 € für Pingi, zusammen 89.99 €.
K: Sehr gern.
V: Wir haben auch noch etwas im Angebot, das Sie interessieren könnte, gleich hier im Wühltisch. Das Büchlein heißt "Die Möwe". Da Sie ja Tiere so lieben. Wohl etwas Komisches, von den Russen, auch schon älter. Naja, wegen dem Boykott muss das jetzt raus aus den Regalen. Kostet auch nur 99 Cent.
K: Oh ja, das nehme ich mit.
Die Kundin zahlt, bekommt den Abholschein für Pingi, packt den Krimi und "Die Möwe" ein und verlässt zufrieden den Buchladen.


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