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Unterwerfungspazifismus

Text

von  Quoth

Das im Titel genannte Wort soll von Herfried Münkler geprägt worden sein (ich weiß nicht, an welcher Stelle) und hat sicherlich eine Chance, zum Unwort des Jahres vorgeschlagen zu werden. Die Bezeichnung "Sofapazifisten" missfiel mir immer, sie ist diffamierend wie "couchpotato", und Pazifisten sind alles andere als bequemlich, sie machen Ostermärsche, Spaziergänge usw. Aber "Unterwerfungspazifismus" gefällt mir, denn er entkleidet den Pazifismus der Aura, neutral und überparteilich zu sein. Ich würde ihn zum Wort des Jahres vorschlagen!


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Kommentare zu diesem Text


 Regina (22.05.22, 13:46)
Dona nobis pacem!
Lieber einen faulen Frieden als einen "gerechten" Krieg!

Kommentar geändert am 22.05.2022 um 14:11 Uhr

 Quoth meinte dazu am 23.05.22 um 10:04:
Hallo Regina, dem Friedensgebet schließe ich mich gerne an, aber der von Dir vorgeschlagenen Bevorzugung eines faulen (sprich: unterwürfigen) Friedens widerspreche ich ausdrücklich. Ein Verteidigungskrieg ist nicht gerecht, aber gerechtfertigt. Gruß Quoth

Herzlichen Dank für die Empfehlung, klausKuckuck!

Antwort geändert am 23.05.2022 um 10:10 Uhr

 Graeculus antwortete darauf am 24.06.22 um 23:18:
Ein fauler Friede ist - historisch gesehen - nichts weiter als der Grund zum nächsten Krieg.
Als klassisches Bespiel gilt der Versailler Vertrag.
Ein Friede als Grundlage für eine bessere Nachkriegsordnung hat eine andere Struktur. Es ist doch klar, daß erzwungene Unterwerfung jede Menge Motive für einen Revanchekrieg erzeugt.

 Regina schrieb daraufhin am 25.06.22 um 12:16:
"Unterwerfungspazifismus" ist herabsetzend. Pazifismus will keine auf Bajonette aufgespießte Kinder, keine Massaker, keine Vergewaltigungen, keine totgeschossenen Familienväter und keine kriegsversehrten Rollstuhlfahrer mehr sehen, sondern erst einmal Waffenstillstand, dann Verhandlungen. Und eben nicht den totalen Krieg bis zur bedingungslosen Kapitulation, auch nicht aus der Verteidigungshaltung heraus. Unwort des Jahres, jawohl.

 Graeculus äußerte darauf am 19.08.22 um 16:09:
Ein Waffenstillstand in der Ukraine würde faktisch bedeuten, daß diese auf einen erheblichen Teil ihres Territoriums (20 %) verzichtet, denn freiwillig (auf dem Verhandlungswege) gibt Rußland nicht mehr heraus, was es in Händen hält; das täte Rußland erst, wenn es militärisch nicht mehr zu halten ist.

"Ja, dann verzichtet doch!" kann man leichter sagen, wenn es sich um den Besitz anderer handelt, leichter als wenn Rußland beispielsweise unser Ostdeutschland besetzt hätte.

Es ist sehr gut bekannt, daß Erfolg als positive Verstärkung wirkt, und jede gemachte und verteidigte Eroberung ist für Rußland ein Erfolg, den Putin als Bestätigung seiner Politik bewerten wird. Nur ein Mißerfolg bringt einen dazu, seine Handlungsweise zu revidieren.

 Regina ergänzte dazu am 03.09.22 um 04:03:
Eskalation resultiert nicht aus der Friedensbereitschaft, sondern aus dem Motto "Wie du mir, so ich dir", vor allem, wenn es sich um Drittstaaten handelt, die sich einmischen. Lieferst du Waffen, stell ich dir das Gas ab. Stellst du das Gas ab, schließe ich dich aus dem Handel aus. Erweiterst du die Nato, verbünde ich mich mit Nordkorea. Lieferst du Flugzeuge, rekrutiere ich noch mehr Soldaten. Wer an der Eskalation bis hin zum 3. WK nicht mitspielen will, wird derogatorisch als Unterwerfungspazifist bezeichnet. Ostermärsche, Demonstrationen, Verurteilung der Grausamkeiten wären das Mittel der Wahl, nicht der Geist der Rache, der das Recht des Stärkeren zelebriert und derogatorisch vom Unterwerfungspazifismus spricht.
Taina (39) meinte dazu am 03.09.22 um 07:02:
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 FrankReich (24.06.22, 21:45)
Warum sollte das Wort eine Chance haben, zum Unwort des nächsten Jahres vorgeschlagen zu werden? Es prangert doch lediglich eine Haltung an, die sowohl bescheuerter nicht sein könnte als auch nur von einer Minderheit befürwortet wird, die sie in der Beziehung nicht alle auf dem Zaun hat. Bei dem Begriff "Coronadiktatur" kann ich die Unwortwahl durchaus nachvollziehen, in diesem Fall jedoch dürfte schon eine Nominierung außer Frage stehen.

Ciao, Frank

Kommentar geändert am 24.06.2022 um 21:51 Uhr

 Quoth meinte dazu am 24.06.22 um 23:04:
Ich hatte auf mehr Widerspruch wie Deinen gehofft, aber er blieb aus, warum auch immer ... ;)

 harzgebirgler (19.08.22, 15:47)
krieg und frieden die bedingen sich
wohl wie licht und schatten deucht es mich.

gruß
harzgebirgler
Taina (39)
(03.09.22, 06:54)
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 Dieter Wal (13.02.24, 11:15)
Ich würde ihn zum Wort des Jahres vorschlagen!
Auch dafür.
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