Über eine praktische Anwendung der Chaostheorie oder Was mir passierte, als ich versuchte, den österreichischen Plagiatsjäger anzuzeigen
Reportage zum Thema Internet
von DavidW
Als mir ein richtig krasser Skandal zukam, sandte ich den Text in Kopie an drei (es hätten vier sein sollen) im Prinzip ausgewürfelte Regionalzeitungen. Eine in Deutschland, eine in Österreich, eine im deutschsprachigen Teil Frankreichs (die Schweiz überging ich leider). So bin ich der "Schmetterling" (Chaostheorie), und die verursachen vielleicht einen Sturm.
Was mir passierte, als ich versuchte, den östereichischen Plagiatsjäger anzuzeigen
10.07.2021 ff.
Teil 1
Kapitel 1
Ich fand, ich hätte das Zeug dazu, den österreichischen Plagiatsjäger, der Annalena Baerbock angegriffen hatte, anzuzeigen.
Als erstes setzte ich einen Text auf. Die erste Version datiert (letztes Speicherdatum) vom 01.07.2021.
Dann begann ich zu recherchieren, ob das übers Internet ginge. Via E-Mail ging es nicht. Man könne sich aber über so ein Bürgerportal einloggen. Das ist teilweise auch aus dem Ausland möglich. Es gibt eine Technologie, die heißt "Kartenlesegerät" und eine deutsche Software, die heißt "Ausweisapp 2". Die benötige man dafür. Beide waren in einem Exemplar bereits in meinem Besitz.
Kapitel 2
Ich unternahm einen Einlogversuch. Leider bekam ich eine Fehlermeldung.
Ich schrieb eine E-Mail an den Support.
Kapitel 3
""Sehr geehrte Damen und/ oder Herren,
Ein Log-In mit Kartenlesegerät und Ausweisapp 2 gelang mir leider nicht.
Sehr geehrte Damen und/ oder Herren bei der österreichischen Justiz,
wo ist das zuständige Gericht, bei dem man eine Zwangseinweisung des Herrn Stefan Weber (ca. Wien) in die örtliche geschlossene Psychiatrie beantragen kann?
Der Wahlkampf in Deutschland solle hart und schmutzig werden, las ich irgendwo. Und ich glaube es auch. Und ich bin, oder man wird, irgendwie mit Verfahren überzogen.
Also versuche ich, mich kurz zu fassen. Ein (!) österreichischer "Plagiatsjäger" mischt sich prominent in den deutschen Wahlkampf ein und greift die grüne Kandidatin Baerbrock an. Ein Herr Stefan Weber, der Universität Wien assoziiert. Steht in diversen Zeitungen, so und so.
Sein Verhältnis zur Allgemeinbildung ist extrem und prekär.
Sein Verhältnis zur freien Rede und zum 'Weitererzählen' neurologisch grausam.
Überspitzt gesagt: Die Inhalte des deutschen Nachrichtenmagazin des Spiegels seien - im burschenschaftlerischen Sinn - was 'ganz was feines', "ein Geheimtipp" sozusagen. Nicht etwas wie werdender common sense. Nicht auszuhalten.
Zu so einer Position kommt eigentlich nur ein Rechtsextremist, obwohl sogar die da liberaler sind.
Es gilt in jedem demokratischen Land ein Verbot, dass sich das Ausland in den Wahlkampf nicht einmischen dürfe. Das hätte dann auch für irgendwelche bildungsprekären Lümmel der Universität Wien assoziiert zu gelten, gemeint ist Herr Weber. Das war dem Herrn Weber (und der Bild-Zeitung) anscheinend nicht bekannt.
Ich bin deutscher Staatsbürger.
[Name], [Adresse]"
Kapitel 4
Einen Teil meines Textes, oder den ganzen, ich weiß nicht so genau, es ist eine gute Woche her, hatte ich also - um im Zweifelsfall wenigstens ein bisschen gehört zu werden - in diese E-Mail gepackt.
Kapitel 5
Die Antwort des Supports war überaus zügig und freundlich gewesen: Ich solle es noch einmal versuchen, am besten mit dem Browser Google Chrome, nicht Firefox.
Kapitel 6
Ich dachte eigentlich, das wäre in einer Stunde zu erledigen gewesen. Aber das war es nicht. Jetzt hatte ich erst einmal Wichtigeres, nein anderes Wichtiges zu tun. Die Anzeige gegen den Plagiatsjäger musste in der Prioritätenliste auf Platz drei oder vier rutschen. Und mein Urlaub war auch vorbei.
Kapitel 7
Bis zum Donnerstag den 8.7. unternahm ich nichts in der Sache, Kein Einlogversuch über die deutsche Ausweisapp über das EU-Login in das österreichische Justizsystem.
Nach anstrengenderen Arbeitstagen mache ich aus Prinzip nichts schwierigeres Intellektuelles, lieber ganz in der Früh. Diesen Donnerstag hatte ich mir aber freigenommen, weil ich einen längeren Zahnarzttermin haben musste. Ich stand früh auf, und machte die wichtigeren Sachen am PC fertig.
Dann wollte ich noch ein bisschen Verwaltungskram machen. Backups waren überfällig. Aber vorher ging mein Computer kaputt.
Es war 7 Uhr dreißig.
Teil 2
Kapitel 8
Am Donnerstag, dem 08.07.2021 um 7 Uhr 30 ging mein Computer kaputt. Das Betriebssystem Windows 10 fuhr nicht mehr vollständig hoch, fing dann an sich neu hochzuladen, wofür es außergewöhnlich lang brauchte, bis es sich wieder neustartete. So etwas kannte ich schon. Obwohl es diesmal ein bisschen anders aussah. Man hat eine realistische Chance, dass es irgendwann doch noch einmal ein bisschen funktioniert. Es stiehlt einem einfach massiv die Zeit.
Kapitel 9
Früher gab es in den Windows-Versionen einen "abgesicherten Modus", der stabiler war, und dann noch lief, wenn das normale nicht mehr lief. Über den man seine Daten hatte retten können. Aber so gab es den nicht mehr in Windows 10. Angeblich soll es noch einen geben, aber ich fand nicht heraus wie, also nach der Hackerattacke, also "heute".
Kapitel 10
Um 8 Uhr 30 brach ich zum Zahnarzt auf. Unumgängliche Reparaturarbeiten.
Kapitel 11
Irgendwann kam ich zurück.
Irgendwann, den Zeitpunkt notierte ich mir genau, um 12:19 war das erste Mal die Benutzeroberfläche meines Betriebssystem kurz wieder sichtbar.
Sonst hätte ich jetzt Zeit für die Plagiatsjägeranzeige gehabt (So war die Zeit eigentlich auch verplant).
Kapitel 12
Sobald ich wieder etwas Zugriff auf meinen PC hatte, machte ich schnellstmöglich die wichtigsten Backups, und schaltete dann meinen PC wieder aus.
Kapitel 13
Den PC vom Internet trennen, das Passwort ändern, beides half nichts, die Schadsoftware war auf meinem PC. Was für eine? So genau weiß ich es nicht, vielleicht so etwas wie ein Wurm, der die CPU so weit überlastet, dass das Betriebssystem keinen Platz mehr findet.
Kapitel 14
Mein Computer ging SO terminiert kaputt, dass ich davon ausgehe, dass die, die ihn kaputt gemacht haben, auf ihm mitlesen konnten.
Der Angriff verhielt sich so: Den einen wichtigen Brief in einer anderen Sache durfte ich mir noch ausdrucken. Und wenn ich dann nicht endlich sofort diese Ausweisapp starte undsoweiter, sondern was anderes mache: Dann schickt er seine Systemadministrator-Hass-Attacke los, die meinen Computer lahmlegen wird. Wer? Der/ die österreichischen Entwickler dieses EU-Logins.
So sah es eindeutig aus.
Kapitel 15
Mein Computer funktionierte also an diesem Donnerstag Nachmittag manchmal und war verlangsamt.
Kapitel 17
Der Angriff lief dann auch über den Browser Firefox. der mein Standardbrowser ist, und ein sehr schöner Browser ist. Der benötigte minutenlang 50% der CPU-Leistung. Was im Normalfall völlig übertrieben und unüblich ist.
Kapitel 18
Bloß: Wenn ein hoher österreichischer Beamter eine unbekannte Sicherheitslücke im Firefox-Browser kennt, dann interpretiere ich das ein bisschen anders als er selbst. Und wenn er diese indirekt erwähnt, dann zu seinen Lasten. Und ich wollte meinen PC zurückhaben.
Kapitel 19
Irgendwann nachmittags oder Abends, als mein Computer gerade so weit funktionierte, dass das ging: Setzte ich einen Text (irgendwas zwischen Hilferuf und Protestnote) in einem amerikanischen Hackerforum (Name geändert) ab. Das Original war in Englisch.
"Man sollte der Republik Österreich keine backdoor-Optionen mehr geben. Ich werde seit ein paar Tagen massiv und absolut inkorrekt angegriffen"
(das "seit ein paar Tagen" war offensichtlich die gefühlte Zeit, es war erst seit heute Früh gewesen).
"Ich bekam eine Hacker-Attacke. Mein PC startet sehr langsam. Firefox benötigt 50% der CPU-Leistung für mehrere Minuten.
Ich weiß dass die das sind. sie wollten mich haben als kostenlosen Software-Tester für ihr EU-Login. Ungefragt, für null Euro, und ich bin ihnen zu langsam gewesen.
Passwort ändern hilft nichts.
Der Übergriff stiehlt mir massiv meine Zeit."
Kapitel 20
Für Laien: Ein hoher österreichischer Beamter, der eine unbekannte Sicherheitslücke in einem Browser kennt, darf so nicht mit dieser umgehen. Die darf er auf keinen Fall so benutzen und verraten. Das ist meiner Meinung nach /die/ eine Sicherheitslücke, die die Staaten für ihre Lauschangriffe und Staatstrojaner verlangen. Für Notfälle sozusagen. Nicht einfach dafür, meinen Computer kaputtzuprügeln.
Kapitel 21
Es wurde also wahrscheinlich mitgelesen. Ich verdiene mein Geld zwar anders als Journalist, aber ich bin journalistisch tätig.
Es fand eine massive CPU-Belastung statt. Ich weiß nicht, wie viele Texte und Bilder geklaut worden sind.
UND ES SIND AUF MEINEM COMPUTER SEHR SENSIBLE RECHERCHEN VORHANDEN; DIE ZUM JETZIGEN ZEITPUNKT AUS ETHISCH-JOURNALISTISCHER SICHT AUF KEINEN FALL VERÖFFENTLICHT ODER BENUTZT WERDEN DÜRFEN: UND SIE SIND AUCH ETWAS WERT:
Kapitel 22
Früher wollte ich immer zwei Computer haben. einen für online, und einen für die Texte. Die Texte im Zweifelsfall online brachte ich dann über einen Transfer-USB-Stick. Das war etwas mehr Arbeit, aber angemessen sicher. Irgendwann gab ich das auf. Auch, aber nicht nur, weil Microsofts Windows 10 so lizensiert war, dass man regelmäßig online gehen musste. Man konnte gewissermaßen keinen Offline-PC mehr betreiben. Außerdem ging er schon vorher ungewöhnlich oft kaputt.
Ich bin echt einer der härtesten Leidtragenden dieser Politik.
Kapitel 23
Um 21 Uhr bestellte ich mir bei einem Lieferdienst eine Pizza. Ich koche immer selbst, nur aus frischen oder normalen Zutaten, aber heute hatte ich wirklich keine Zeit mehr dafür.
Teil 3
Kapitel 24
Das war also alles Donnerstags gewesen.
Als ich am Freitag von der Arbeit nach Hause kam, funktionierte mein Computer wieder einwandfrei. Ich denke, dass ich das jemandem zu verdanken habe, der diesen Hilferuf in dem amerikanischen Hackerforum (Name geändert) gelesen hat. Und dass der Angreifer erwischt worden ist.
Kapitel 25
Ich habe einen Zweitcomputer. Der nur noch manchmal funktioniert. Zur Probe habe ich ihn mal wieder eingeschaltet, und als Schreibmaschine benutzt. Von ungefähr sieben Versuchen, ihn, hochzufahren, klappten dann fünf.
Ich wunderte mich sowieso, dass er funktionierte. Und keinen Protest von sich gab, dass die Windows-Version online verifiziert werden müsse.
Dann habe ich meinen Zweitcomputer ans Internet angeschlossen. Klar: Diverse Programme wollen automatisch updaten. Windows selbst natürlich auch.
Seltsame Dinge geschehen: Das Windows Update: Die Fehlermeldung für den Fall des Nichthochfahrens wurde aktualisiert und auf deutsch gefasst: "Keinen CPU-Lüfter gefunden", oder so ähnlich. Vorher hieß es immer etwas anderes.
Mein Erstcomputer ist zur Zeit vom Internet getrennt, fd Dauer dieses Textes.
Kapitel 26
In meinen Notizen fand ich einen Hinweis darauf, dass ich zuerst gar keine Anzeige erstatten hatte wollen. Sondern einen Brief an die Grünen schreiben.
"Annalenas Anwaltswahl ist eine sehr schlechte. Freiwillig macht der eh nichts richtig, bevor er nicht muss, sondern will mit seinem Sermon möglichst oft in der Zeitung stehen.
Irgend jemand einfacheres, bisschen kaputtes, linksgrünes wäre sympathischer rübergekommen. Ein sozialerer "Pick" sozusagen. Was weiß ich - hättet ihr bspw. Franziska Drohsel den Job gegeben, und sie ein bisschen Krawall machen lassen...
Dem Anwalt von Annlena hab ich übrigens (rein diskursiv natürlich) schon mal eine reingehauen. Mit einem Text "Böhmermann und das Schaf". Der Text stand mal im Internet und ist nach wie vor ausleihbar und kaufbar."
Notiz vom ca. dem 01.07.2021.
Kapitel 26a
Ich glaube an Subtext. Ich gehe davon aus, dass mein Text bei der taz gelandet ist, also auch bei den Grünen.
Kapitel 27
Es ist Sonntag der 11.07.2021
Ich darf mich fragen, wie ich und in welchem Grad ich diesen Text veröffentliche.
Und anfangen darüber nachzudenken, mich endlich in Österreich einzuloggen.
Kapitel 28
Ich meine: Die absichtlich schlechten Computer sind Nachwehen der Regierungszeiten George W. Bush & Trump.
Kapitel 29
Psychologie: Ich bin vom Verhalten her auf keinen Fall als üblich für Überwachungsfälle zu sehen. Nein, das würde zu viele Selbstmorde ernötigen.
Ich weiß seit vielen Jahren, dass ich überwacht und gewalttätig überwacht werde. Mit einer anderen Technologie. Und irgendwann habe ich eine bewusste Entscheidung getroffen, weiterzuleben. (*)
Kapitel 30
Ich bin diesen Beamten mit ihrem Wissen um die Firefox-Hintertür, egal von woher, hilflos ausgeliefert. Die können jederzeit wieder reinhauen in meinen PC. Das ist ein schlechter Witz, die Menschenrechte betreffend.
Kapitel 31
Meinung. Hier in Deutschland ist gerade Wahlkampf: Wenn der deutsche Souverän links regieren lassen würde, bekäme er bessere Computer zu kaufen.
Kapitel 32
Das ist eine wahre Geschichte.
Als literarisch aktiver Mensch weiß ich, wie einfach es ist, etwas zu erfinden. Es gehörte sogar schon mehrfach zu meinem literarischen Konzept, zu demonstrieren, wie einfach es ist, etwas zu erfinden. Satirisch zu demonstrieren.
Das hier ist aber eine wahre Geschichte. Die Nachweisbarkeit ist natürlich nicht sicher. Aber ich weiß, dass es (mindestens) eine zweite und dritte Person auf dieser Erde gibt, die weiß, dass es eine wahre Geschichte ist.
[Adresse]
(*) bspw.:
AZ...