Lager Leben

Gedicht zum Thema Schmerz

von  Terminator

Sie nahmen dir alles: die Zukunft, die Freude,

das Glücklichseinkönnen, die Liebe, die Lust.

Dein Leben ist Grenze und Kippe und Kante.


Sie zerrten und schnitten dich, ritzten dir Fratzen,

du warst für sie Klostein und Monster und Ding.

Du hattest nur Rachsucht und Hoffnung zu essen,

verweigertest schließlich (verhungertest nicht).


Mehr schmerzte als alles, so machtlos zu sein,

nicht helfen zu können, als jene geschunden,

denen du, weil sie litten, längst warst egal.


Du rettetest, halfst, immerhin, wo es ging.

Zerstört, lachst du herzlich, und bitter ist nur

die Schuld, die du als Überlebender fühlst.



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Kommentare zu diesem Text

Daniel (50)
(11.08.23, 01:30)
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 Terminator meinte dazu am 11.08.23 um 01:42:
Können ist nicht das richtige Wort. Es liest sich schon im normalen Rhythmus wie das  Springen der gequälten Katze, die Rhythmusbrüche zum Ende der letzten beiden Strophen sind wie Überdruss, Erbrechen, Herzrasen. Ein Gedicht, das diese Welt verdient, aber nicht braucht. Poe war dagegen ein Poet. Auch Trakl wusste das Schreckliche zu ästhetisieren. Mein Werk ist nur hässlich, wie eine Aussage unter Folter.
Daniel (50) antwortete darauf am 11.08.23 um 10:25:
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Daniel (50) schrieb daraufhin am 11.08.23 um 14:17:
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 Terminator äußerte darauf am 11.08.23 um 21:17:
Liest sich für mich nach mehrmaligem Lesen wie von einem KZ-Überlebenden.
Ich denke, die Gulag-Erfahrung, der Stalinismus, hat die sowjetische Gesellschaft nachhaltig geprägt, mindestens drei Generationen. Ein theologisch studierter russischer Youtuber nennt die typische russische Familie "ein KZ für Kinder". Misshandelte und vernachlässigte Kinder entwickeln oft eine narzisstische Persönlichkeitsstörung. Die Generation, die unter Stalin aufgewachsen ist, hat massive Vernachlässigungserfahrung und viele haben ihre Kinder vernachlässigt oder misshandelt. Ich gehöre zur Enkelgeneration, so wie der Youtuber Ioann Sebastian, und viele von uns haben Kindheiten, die an KZ erinnern. Die russische Gesellschaft hat sich vom Stalinismus noch nicht erholt, die deutsche noch nicht vom Nationalsozialismus. Das Grauen war nicht einfach 1945 oder 1953 (Tod Stalins) oder 1991 (Ende der UdSSR) vorbei, es wirkt bis heute nach.
Daniel (50) ergänzte dazu am 11.08.23 um 21:34:
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 Terminator meinte dazu am 11.08.23 um 22:05:
Es war die frustrierendste Erfahrung in meinem Leben, wie langsam Traumata heilen, trotz intensiver Beschäftigung. Ich beschäftige mich seit 2016 mit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung und deren Auswirkung auf Kinder oder Partner (narzisstischer Missbrauch nach Sam Vaknin), und bis 2021 war es nur ein Zuwachs an Wissen, aber keine Heilung. Da gibt es also keine Zeit zu verlieren, denn die Aufarbeitung und die Heilung dauern eine immense Zeit. Und falls es ein Leben danach gibt, wäre es schade, es zu verpassen.
Taina (39)
(11.08.23, 06:14)
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 harzgebirgler (11.08.23, 10:45)
es rächt der mensch sich vielleicht an der zeit
für seine sichere vergänglichkeit
durch das was er verursacht selbst an leid.

Kommentar geändert am 13.08.2023 um 09:20 Uhr

 EkkehartMittelberg (12.08.23, 20:20)
Dieser Schmerz ist auch deshalb ein Verhängnis, weil er nicht mit Logik bekämpft werden kann.
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