der eitlen „geist“ reicht selten für gedanken
die sich im grunde nicht ums ego ranken -
den meisten kram kann man eh voll vergessen
und "zeit" heißt außerdem das große fressen
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beizeiten sich den kopf nicht zu zerbrechen
kann sich auf mannigfache weise rächen.
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ein dorn im auge sind längst manchem staate
so rückzugsortschaften wie das private.
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der tod kommt voll dem leben in die quere
das ohne ihn nur niemals selber wäre.
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liegt was im trend ist sonnenklar
dass es kaum schnee von gestern war.
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wenn gar der geist erst einmal blitzt
in des salats köpfen im beet
kann’s sein der grinst dann ganz verschmitzt
während die gurke ratlos steht.
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gäb’s was in wahllokal’n zu saufen
es würden massen zur wahl laufen
die ohne sich groß mit zu quälen
prompt den getränkesponsor wählen.
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rampenlicht tut viele reizen
die mit show abzieh'n kaum geizen.
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es keimen oft in monstern auch ideen
an denen massen dann zugrundegehen.
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hat aurora hauer erst im mund
geht es hier auf erden richtig rund.
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wer liebe eine chance gibt
ist selten gänzlich selbstverliebt.
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gelegenheit macht diebe
von herzen in der liebe.
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kommt wer mit sich am besten aus
bleibt dem erspart viel zoff im haus.
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einst machte wer durch kieselsteine
seiner mehr schwachen stimme beine:
sprach mit im mund und alsobald
beeindruckt’ er durch stimmgewalt.
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erinnerung hat lücken und auch lecke -
so bleibt im leben manches auf der strecke.
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die liebe ist seit je ja mehr als leib
und feuchtgebieterischer zeitvertreib.
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selbst hintergedanken benötigen denken
das tradierte sichten beschränken und lenken.
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von unten wird voll umverteilt nach oben
nur soll’n den tag nicht vor dem abend loben
die so ein volk hinter die fichte führ’n -
es könnte schon den aufstand mal probier’n
und unterdes besteht ein riesenstau
bekanntlich im sozialen wohnungsbau.
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ein NESQUICKIE ist auch ganz schön
wenn zwei auf schokolade steh’n.
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der geist ist willig doch das fleisch ist schwach
und torpediert den vorsatz durch satz nach.
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es gehen manchem auf-die-waage-steiger
die zahl’n die die dann anzeigt auf den zeiger.
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der dünkel ist seit je des geistes grab
doch bricht gern übers einfache den stab:
"Zu Geringem auch kann kommen
Großer Anfang"
(Hölderlin, Griechenland)
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glücksspiel ist dann immer frustig
geht wer seines gelds verlustig.
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einst waren masken schauspielern zu eigen
wie’s darsteller in japans no-spiel zeigen.
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wird erst der mensch den willen los
geht’s einst ihm nicht um sich mehr bloß.
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es dehnten sich einst dänen bei uns aus -
ihr königshaus entstammt drum glücksburgs haus.
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den himmel lassen wir von jeher kalt
zu dem empor so viel an schreien schallt.
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wer nicht berechnet ist meist recht direkt
während doch im kalkül viel maske steckt.
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bauchkitzelei ist überall im schwange -
so halten sich auch gecken voll die stange.
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macht sich wer auf ist er kaum zu
und oft auf bestem weg zum „du“.
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hört einst das leben erst voll auf
nimmt’s nicht nur hörverlust in kauf.
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beuys schuf einst, seltsam, "zeige deine wunde"
sonst geht vielleicht das herz bald vor die hunde.
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da kann wer sagen was er will -
die zeit steht einfach niemals still
hält uns in atem lebenslang
allein schon durch der uhren gang
(vielleicht - ist ein gedanke nur -
trägt selbst der weihnachtsmann ne uhr
und schaut andauernd im verlauf
all des bescherens auf sie drauf).
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man merkt der sprache an, reich an vokalen,
dass doch im süden wärm’re sonnen strahlen -
das hört man auch O SOLE MIO an
wenn es wer wie caruso singen kann.