Warum ich demnächst eine Bank ausrauben kann, ohne erwischt zu werden

Skizze zum Thema Nachdenkliches

von  tueichler

Als wäre es mir nicht schon einmal in Frankfurt passiert und als hätte ich daraus nichts gelernt hat mich die heutige Erfahrung mal wieder gelehrt, welches Selbstverständnis die Servicekräfte eines Landes vom Kunden - an sich - haben.

 

Um 10 Uhr erreichten wir, auf dem Weg von Düsseldorf über Madrid nach Madeira, den besagten Abflughafen. Es kam, wie es immer kommen sollte, wenn man in Vorfreude auf den Frühling das trübfeuchte Grauen des mitteleuropäisch ausbleibenden Winters vergisst und in den vorgezogenen Frühling reisen möchte.

Man ist von so einer Art stiller Ergriffenheit gepackt, die in mir, ungeachtet eventuell anliegender finanzieller Ansprüche, den Wunsch nach einem schönen Abreisewein an einer der Flughafenbars keinem lässt.

 

Ein Besuch im aberwitzig teuren Duty-Free verhalf zuvor meiner besseren Hälfte zu einem besseren Duft und mir zu einem besseren Aftershave - heut gönnen wir uns was. Jedenfalls leuchtete uns direkt danach eine Bar mit angestrahlten Champagnerflaschen an, es hätte nicht schöner sein können. In London empfiehlt sich übrigens zu solchen Gelegenheiten das Caviar-House. Wir waren also, ich sagte es bereits, innerlich zum Aufbruch und zu einem Abschiedsgetränk bereit und platzierten uns stilvoll auf den Barhockern gegenüber der Champagnerflaschen.

 

Ein Lugana auf der ausliegenden Karte war schnell ausgemacht und nach wenigen Minuten schwebte eine attraktiv geschminkte Servicekraft herbei - und suchte das Weite. Keiner Beachtung wert versuchten wir, uns mit Gesten und lauten Glockentönen aus den Mobiltelefonen bemerkbar zu machen, vergebens.

 

Wir verließen also den ungastlichen Ort und wandten uns der nächsten Bar zu, die schon in Sichtweite war. Hier glänzten Aperolflaschen vor Orangenkörben und zwei Ethanolschwestern bemühten sich scheinbar, zusammen mit einem Herrn, Gästewünsche zu erfüllen. Leider nicht unsere, denn auf der gegenüberliegenden Seite waren die Damen mit der Sandwichausgabe beschäftigt und der Herr räumte, uns keines Blickes würdigend, seine Weinvorräte ein.

 

Nach weiteren 10 Minuten erschien eine der beiden Bediensteten auf unserer Seite des Tresens um der überaus anspruchsvollen konzentrationsfordenden Tätigkeit des Flasche-in-den-Kasten-Stellens nachzugehen.

 

Nachdem diese uns auch nicht bemerkte, sprach ich sie an, ob wir denn bedient würden. Ein herzliches „Nein, andere Seite“ schloss die Kundenkommunikation final ab. Die andere Seite hatte weder Barhocker, wie unsere, noch Getränkekarten, ein Schild ORDER HERE! oder ähnliches. Nur eine Sandwichauslage.

 

Offensichtlich waren wir unsichtbar geworden, ganz ohne Umhang – anders als bei Harry Potter. Das ist die beste Erklärung für die permanente Ignoranz durch die an den Flughafenbars beschäftigten Mitarbeiter.

 

Jedenfalls werde ich demnächst eine Bank ausrauben und mir kann absolut nichts passieren, da ich ja unsichtbar bin. Heute wurde das in 2 getrennten Experimenten eindrucksvoll unter Beweis gestellt.



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Kommentare zu diesem Text


 Regina (18.02.24, 20:31)
Nimm die Tarnkappe ab, wenn du wieder mal eine Flughafenbar betrittst. LG Gina

 diestelzie (19.02.24, 17:49)
Und was machst du mit dem Geld? An der Flughafenbar ausgeben fällt ja schon mal aus 🤔.

Liebe Grüße 
Kerstin ☀️

 tueichler meinte dazu am 19.02.24 um 17:58:
Das ist ja das Problem 😂

 AZU20 (20.02.24, 13:12)
Unsichtbar zu sein, ist sehr gut. Toller Einfall. LG
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