Mon Légionnaire ... oder von Frauen und Männern im Krieg

Betrachtung zum Thema Abschied

von  eiskimo

Er hat sie die ganze Nacht geliebt, der Legionär. Edith Piaf singt die Geschichte von diesem jungen Mann voller Inbrunst. Auch, wenn das Lied aus dem Jahr 1936 stammt – es ist DAS Lied der Piaf, und es steht für den Mythos der Fremdenlegion, für den Krieg in der Wüste. Man denkt an Algerien, der Krieg dort wird präsent, die späten 50er Jahre.

Und natürlich stirbt der Kerl, dessen Haut sie betört hatte. Das blonde Haar, die hellen großen Augen... Denn er war nach dieser Liebesnacht wieder in den Kampf gezogen, der, den die Piaf schmachtend „mon légionnaire“ nennt. Ach, hätte sie doch ihr Glück herausgeschrien, in dieser Nacht, als er ihr so nah war, ganz dicht an ihrem Herzen. Aber, so singt sie, da hatte sie Angst, dass er über sie nur lächeln würde. Und am Morgen, so singt sie weiter, ist er wieder in den Kampf gezogen, hinaus in diesen tödlichen Sand.

Nein, nicht einmal seinen Namen wusste sie, gar nichts Persönliches. Dass er Tattoos hatte am Hals, am Arm und auf der Brust, daran konnte sie sich erinnern. „Nicht gesehen, nicht erwischt!“, dieser Spruch zierte seinen Hals. Und „Darin wohnt niemand!“, das hatte sie auf seiner Brust gelesen.

Ihr Traum sei gewesen, so singt dann die Piaf, dass sie an einem Sonnentag, ganz früh am Morgen, weggehen würden, nur sie beide, weit weg hinein in ein Traumland, voller Licht.

Dass eine Frau das singt, in dieser Melo-Dramatik, hat natürlich etwas. Der Krieg, der ihr den jungen Legionär wegrafft, wird zum Schicksalsschlag, irgendwie vorhersehbar, fast notwendig. Fast zu schön anzuhören, wie Edith Piaf das singt.,

Ganz anders die Version mit einer Männerstimme. Irritierend anders. Serge Gainsbourg hat „Mon Légionnaire“ dreißig Jahre nach der Piaf gecovert. Ohne Pathos. Ohne Tremolo. Da rezitiert er diesen selben Text zum metallischem Beat, und plötzlich ist da eine andere Distanz zum Krieg. Aus Männersicht.Trotzdem erotisch. Das war 1987.


Doch weitere dreißig Jahre später, nein, fast schon vierzig, ziehen wieder Soldaten in den Krieg.



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Kommentare zu diesem Text


 franky (14.07.24, 15:11)
Hi lieber Eiskimo

Wunderschön beschrieben.
Ich hatte dieses Lied auch im Programm, von meiner Phantastischen Sängerin gesungen.

Grüße von Franky

 Quoth meinte dazu am 14.07.24 um 15:35:
Der Krieg ist nicht der Vater aller, aber doch einiger Dinge, darunter auch schöner - wie dieser Chanson - oder die Ilias von Homer. 
Aber man bedenke auch, dass im Rifkrieg unter Beteiligung der Fremdenlegion 500 t in Deutschland gekauftes Senfgas eingesetzt wurden!
Und dass der Text von "Mon légionnaire" von einem Mann geschrieben wurde!

 eiskimo antwortete darauf am 14.07.24 um 20:06:
@ Franky
Das freut mich - für das Thema ist diese Sängerin eigentlich viel zu schade.
LG

@Quoth
Du kennst Dich aus!  Ich will die Fremdenlegion auch nicht romantisieren, ganz sicher nicht.
LG

Antwort geändert am 14.07.2024 um 20:35 Uhr

 Regina (14.07.24, 15:46)
"Doch weitere dreißig Jahre später, nein, fast schon vierzig, ziehen wieder Soldaten in den Krieg."

Wie kommst du auf diese Aussage? Sie haben nie aufgehört, in den Krieg zu ziehen, wenn du es international betrachtest.

Habe ich etwas verpasst? Ziehen jetzt wieder französische Fremdemlegionäre los?

 eiskimo schrieb daraufhin am 14.07.24 um 20:09:
Ja, klar. Du hast Recht. Auf dieser Welt ist permanent Krieg. Wir in Mitteleuropa hatten lange Ruhe, aber das heisst nichts.... leider!

 EkkehartMittelberg (14.07.24, 18:14)
Ein Abschied, der tief berührt

LG
Ekki

 eiskimo äußerte darauf am 14.07.24 um 20:13:
Ja, lieber Ekki. Du sagst es.  Da nehmen Menschen Abschied im Wissen, dass sie sich nicht wiedersehen werden.
Ich bin sehr dankbar, dass mir eine solche "edle" Pflicht erspart geblieben ist.
LG
Eiskimo

 AchterZwerg (15.07.24, 07:46)
Die Piaf und "ihr" Lied sind wunderbar.
Die Legion mit Sicherheit nicht.
Ich habe mal in Frankfurt einen Ehemaligen kennengelernt, der berichtete (heulend!) von Frauen, denen die Brüste abgeschnitten wurden etc.

 eiskimo ergänzte dazu am 15.07.24 um 17:58:
Wer als Söldner in der Fremdenlegion endet....Da gibt es sicher Gründe zum Heulen.
LG
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