Das dringliche Dilemma

Kurzgeschichte zum Thema Entwicklung(en)

von  S4SCH4


Malik hatte Glück bei den Frauen- zumindest was die Menge an Zuspruch betraf, mit der er seine frühen Mannesjahre erheiterte, was ihn allerhand Erfahrungen brachte und –wie er meinte- eine Art Gespür für die „Richtige“. Schließlich, sagen wir er war gerade dreißig Jahre alt geworden, heiratete jener Mann, eine hübsche Frau aus der Stadt, die ein paar Jahre jünger als er war, aber durch ihren Lebenslauf außerordentlich reif- und ihm reizend.        
Malik arbeitete als Chauffeur bei einem Shuttleservice für Politiker, Modells und Schauspieler und war mit seinem Leben, insbesondere besagter Heirat, zufrieden, bis sich etwa zu einem Zeitpunkt, als seine Frau, ein Buch mit dem Titel „Der zweite Mond“ zu veröffentlichen begann, erste Kontroversen in die Beziehung mischten, derartiger Art man sie bald öfter als Irrlichter zwischen den Beiden sah.      
Agathe, Maliks Frau, hatte sich im Zuge des Buchschreibens, wie für so ein Unterfangen typisch, so dachte er, oft zurückgezogen, dabei sinniert, allein gelesen und in Abgeschiedenheit geschrieben. Und als ihr Schriftwerk schließlich veröffentlicht war, fragte sie ihn, ob er nicht umziehen wolle, in eine größere Wohnung, vielleicht sogar eine neue Stadt, und eventuell sogar ins Ausland. Mit außerordentlichem Elan und Begeisterung trug Agathe ihren Vorschlag vor, so das Malik nur schwer Widerspruch fand und sich schließlich bereiterklärte. Der Mann begann entsprechende Wohnungen zu suchen, Annoncen zu beantworten, selber welche zu schreiben, persönliche Kontakte aufzunehmen und all das in den verschiedenen Sprachen deutsch, englisch, französisch und spanisch.    
Als er seiner Frau den Stand der Offerten zeigte, ignorierte sie ihn samt dem Gezeigten und sagte nichts dazu. Verwundert, auf eine Erklärung pochend, zuckte sie mit den Schultern und meinte, sie hätte gerade keine Zeit dafür. Malik versuchte es weitere Male, doch erhielt stets dieselbe Unergiebigkeit aus dem Gebaren seiner Frau. Die Zeit verging und das Vorhaben verlief im Sand; der Mann hatte sich mit der Laune seiner Frau abgefunden. Seine Unternehmungen hinsichtlich der neuen Wohnsituation waren zum Erliegen gekommen und irgendwie in Vergessenheit geraten.

An einem bald darauffolgenden Morgen, eröffnete Agatha ihm erneut einen verwandten Vorschlag, diesmal ging es darum, jemanden als Untermieterin in die Wohnung der Beiden zu holen, sie hätten doch diese Parterrekammer und könnten etwas Einfluss von außen (die Beiden waren im Übrigen kinderlos) doch gut gebrauchen. Die Frau hatte auch schon jemanden im Sinn, ein etwas sehbehindertes Mädchen von etwa zwanzig Jahren aus einem benachbarten Dorf –Agathe kannte das Gesuch einer Verkäuferin vom Wochenmarkt (für eine ihrer Nichten) her und meinte es passe doch. Malik grübelte, konnte sich schwer dafür entscheiden und erbat Bedenkzeit.    
Jeder Tag der von nun an verging, wurde Vorwurf. Ein Vorwurf durch Agathe an ihren Mann gerichtet. Sie habe sich Mühen gemacht etwas zu bewirken und er könne dies nicht würdigen, lasse ihre Beziehung an Grenzen gehen und setze sie sogar auf´s Spiel. Malik Entscheidungskraft war dahin, er reagierte nur noch auf die Tiraden seiner Frau und auf –was um einiges öfter vorkam- die unterbewussten Blicke und Regungen jener, die ihm entsprechende Vorwürfe innerlich ein-ahndeten. Es vergingen Wochen und Monate ehe die Sache irgendwie vergessen wurde.

Die ehemalige Rätselhaftigkeit der Anwandlungen von Agathe wurden bald eingespielter, verspielter und unsagbarer Mechanismus; Die Frau eröffnete ihm regelmäßig Vorschläge, und, sobald er sich dafür begeisterte, ließ sie ihm links liegen, und, sobald er sich dagegen entschied, oder nicht entscheiden konnte, strafte sie mit Vorwürfen und Vorhaltungen.          
Alles in allem setze sie den Dingen noch die Krone auf, indem sie Vergangenes vertauschte und meinte, hier und dort hätte er nicht reagiert, obwohl er es sehr wohl tat, und hier und dort habe sie nicht den Freiraum erhalten den sie brauche, obwohl ihm die Entscheidung doch selbst schwer bis unmöglich war.

Malik fragte sich einmal –und bald auch einmal mehr-, ob seine Frau noch ganz richtig sei, doch blieb er über die Jahre bei ihr…



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Kommentare zu diesem Text


 Teichhüpfer (23.03.24, 15:28)
Ich lege das mit einer Frau nicht mehr so auf die Goldwaage, das erleichtert vieles.

 S4SCH4 meinte dazu am 23.03.24 um 18:04:
:) auch die(se) Leichtigkeit will erlernt werden.

 Teichhüpfer antwortete darauf am 24.03.24 um 08:38:
Das Leben, Sasch. Ich war so ein bißchen am überlegen, wegen Statistik und Chef, der das Leben aus schließt. Das ist ein Fehler, Sasch.

 S4SCH4 schrieb daraufhin am 24.03.24 um 14:06:
Statistik ist ein gutes Stichwort, das könnte helfen. Den Boss spielen, beziehungsweise klar machen, wer, wann und wie in einer Beziehung die Hosen anhat eventuell auch. Wenn ich deine Überlegungen so lese kommen sie gut an. danke. 

vg

 Dieter_Rotmund (26.03.24, 16:48)
Vorsicht mit den Geviertstrichen!

 S4SCH4 äußerte darauf am 26.03.24 um 17:14:
Okay, sounds fair. 
[Dann klammere ich eben (noch) mehr]

Antwort geändert am 26.03.2024 um 17:20 Uhr
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