Liebe per Internet III. und IV. Teil

Text zum Thema Luxus

von  pentz

3. Teil: Analyse


Das gleiche Frauen-Mann-Glücks-Schema:

Svitlana ist eine von vielen Frauen, die mir schreiben. Stets haben sie fast das identisch gleiche Schicksal, Weltanschauung und Verhalten.

Erster Aspekt: sie wurden wohl von einer Dating-Agentur auf meine Adresse aufmerksam gemacht, die eine Suchanfrage gestartet haben musste: ledig, männlich, westlich. Das kann man auf meiner Homepage abgreifen. Wenigstens behaupten sie, dass sie von einer solchen Agentur meine Adresse bekommen haben. Aktuell bin ich jedoch nicht bei einer gemeldet.

Zweiter Aspekt: viele Frauen haben ihr Gefühl für Individualität verloren, nachdem den sie von ihren Ehemännern betrogen worden sind. Das hat sie von einer Illusion befreit, die da heißt: eine Frau gehöre nur einem Mann. Seitdem sind sie enthemmte Konsum-Trägerinnen schöner Kleider, vielen Geldes, schöner Beaus. Wichtig ist ihnen, dass sie von möglichst vielen als begehrenswert betrachtet werden statt nur von einem.

Dritter Aspekt: alle Korrespondentinnen verweisen sie auf ihre Eltern. Sie haben über mich ihren Eltern erzählt. Diese sind glücklich, weil die Tochter glücklich ist und erachten mich als guten Ehemann ihrer Tochter. Sie wünschen beiden Glück und eine gute Ehe. Ich soll geschmeichelt, besänftigt, ich weiß nicht, was werden, dass es sich so verhält: dass die mich Bewundernde mich schon ihren Eltern vorgestellt hat und diese quasi ihr unausgesprochenes Einverständnis zu dieser Liaison mit diesem (unbekannten) Mann gegeben haben.

Vierter Aspekt: Ich sei ein guter Mensch, ein sehr zuverlässiger, lieber, aufmerksamer Mensch von besonderer Güte. Ja, es klinkt beschwörend. Als ob ein Druck dahinter steckte, damit es sich erfüllen möge oder als ob sie es glaube, dass es sich so verhalte und es deswegen so ist. Der Adressat, der Mann, ist gerührt und fühlt sich wirklich als braver Bube, welch gutes Selbstgefühl ihn innerlich schwören lässt, dieser Rollenerwartung zu erfüllen.

Fünfter Aspekt: Seitdem ich in ihr Leben getreten bin, ginge es ihr besser. Jeden Morgen, wenn sie aufwachte, denkt sie schon an mich. Sie sei so viel ausgeglichener geworden, dass es sie schon Freunde und Freundinnen darauf aufmerksam machten: Ihr Glücklichsein spiegele sich in einem strahlendem Lächeln wider, an lustvoll verzogenen Lippen, blinzelnden Augen, das jedem sofort in Blickfeld stäche.


4. Teil: Entweder Oder oder Furie wird zu Erpresserin


Tage später:


Jetzt erpresst sie mich: entweder ich bezahle ihre Schulden oder sie würde nicht kommen, weil sie dann nicht an die Seriosität meiner Liebe zu ihr glauben kann.

Ich habe ihr geschrieben, sie solle sich doch von einem Kreditinstitut den Betrag von 2000 Euro leihen, dann erhielt sie die 100 000 Euro, so daß sie gleich darauf die geliehene Summe wieder zurückzahlen. Aber wegen Krieges würde niemanden jemandem etwas leihen.

Dann schrieb ich, warum sie denn kein Konto habe. Ihr Gehalt wurde stets in Bar ausbezahlt, die wenigsten in der Ukraine hätten ein solches.

Sie solle mir ihre Telenummer zusenden – wieder nicht gemacht, ohne Begründung.


Sie brachte denn eine Tante ins Spiel, die ein Konto hätte. Bislang hat sie mir die Nummer nicht zugesendet. Sie frage bei der nach, ob ich ihr den Betrag zusenden kann.


Plötzlich ist das Geld wichtig, alles entscheidend geworden.

Zunächst hatte sie vor, mir das Geld von 100 000 Euro für ihren Besitz auf mein Konto zu überweisen (sollte ich gierig gemacht werden?). Dann meinte sie, sie wolle es erst ihren Eltern überweisen, bevor sie zu mir käme. Ich glaube, ich hatte dieses Ansinnen abgelehnt, jedenfalls war ich bei meiner Bank und habe mich erkundigt. Diese haben besonders wegen Immobilien-Geld von das rieche nach Betrug und eventueller Geldwäsche gemunkelt. „

„Wenn Sie da mit drinstecken, dann kommen Sie schlecht wieder heraus.“ Nebenbei haben sie von einem ähnlichen Fall geraunt.

Nun aber hatte ich ja eine Bremse reingehauen mit der Behauptung, das Geld hätte ich einen Bootsverleiher, der auf Hochsee wäre, gegeben. Damit war der unverrückbare Fakt gegeben. Heute fragt sie nach, wann dieser von seiner Tour zurückkäme und wann ich dann das Geld erhielte. Sie stehe momentan unter Druck, jeden Tag könne das Appartement weggebombt werden und wenn sie nicht in einer gewissen Frist ihre Schulden beglichen hätte, würde der Immobilienkäufer sein Angebot zurückziehen. Deswegen solle ich das Geld überweisen, ich würde doch eher als Kredit erhalten. Sie wäre auch bereit, mir dann das doppelte der 2000 Euro für meine Umstände wieder zurückzuzahlen. Würde dies nicht gehen, dann müsse sie unsere Beziehung „abschreiben“, weil es ihr zeige, dass ich nicht seriös genug und sie nicht genug liebe, oder so?

Hat sie letzteres so geschrieben. Bestimmt in diesem Sinne. Ich bin es jedoch leid, noch einmal ihre verlogene Nachricht zu lesen.


Brief erhalten: Bitte schweige nicht! Ich tue alles, um unsere Zusammenkunft zustande zu bringen und warte auf Austausch mit dir.

Brief geschrieben: Ich sei enttäuscht, dass sie so schnell aufgibt. Hat sie kein Rückgrat. Will sie unter ihrem Appartement in Schutt und Asche gelegt werden, anstatt zu mir nach Deutschland zu kommen und nach ein paar Monate zusammen zurückzufahren, um die Problem gemeinsam zu lösen.

Außerdem bin ich noch immer schwer enttäuscht, dass ich keine Adresse und keine Telefonnummer von ihr habe.


Dann hat sie wieder geschrieben, aber mit mehr Verve. Scheinbar hat sie gemerkt, dass ich noch viel Hoffnung in unsere Beziehung habe. Sie tue alles, alles in ihrer Macht Stehende, zu mir zu kommen. Doch sie brauche das Geld von mir. Danach würde sie mich niemals mehr um Geld bitten. (Dies ist schon das zweite Mal, dass sie das tut.) Und so bald sie den Nebenkostenbetrag von 2000 erhalten habe, werde sie schon die Woche darauf bei mir sein. Ich bekäme das Doppelte später von ihr zurückbezahlt von den 100 000 Euro, die sie fürs Appartement bekäme, sie würde uns ein neues Auto kaufen, mir neue Möbel und im übrigen habe sie jetzt ihre Adresse und ihre Telefonnummer beigelegt. Sie werde nun die Kontonummer ihrer Tante kopieren und sie mir auch schicken. Dies ist jedoch nach zwei Tagen nicht erfolgt.

Ich überlege, ob ihr schreibe, dass mir Geld und materieller Wohlstand egal ist, aber ich habe ihr ja schon mal mitgeteilt, dass ich ihr „keinen Cent geben würde, wenn ich auch Millionär wäre“. Kann sie nicht lesen?



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