SONETTJESüber dies & über das – wer sucht der findet selbst zu KLIMT auch was... (18)
Sonett
von harzgebirgler
oh muttererde und oh mutterboden
was du doch alles trägst von anfang an
ertragreich bist du weil dich menschen roden
der’n umtrieb kaum ein ende finden kann
vermüllt wirst du verdreckt und ausgebeutet
„die wüste wächst“ hat wer einst festgestellt
ein warnruf der profitgier nichts bedeutet
der deine gunst längst voll zum opfer fällt
sich aufzuopfern ist der mutter wesen
die viel erträgt zugunsten ihres kinds
doch warnungen sind keine bloßen thesen
nein zeichen, sehr beängstigende, sind’s -
es kommt der tag wo alle ignoranten
erbleichen die den lagenernst verkannten...
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die aussichten vom alten fuchs sind trübe:
mit jungen füchsen hält er kaum mehr mit
hat bisweil'n gar schon depressive schübe
zum glück aber noch nicht auf schritt und tritt
die jungen füchse machen jetzt das rennen
da kennen die echt nichts und kein pardon
wenn's darum geht mit füchsinnen zu pennen
trägt stets ein junger fuchs den sieg davon
doch halt: auf schnelle spritzer stehen diese
nun keineswegs blindlings von vornherein
denn da weht meist nur kurz ne laue brise
das kann der sinn der hingabe nicht sein -
ein alter fuchs hingegen ist erfahren
und bricht kaum übers knie auch was beim paaren...
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der schneepflug kann noch immer gar nicht fassen
dass er nun pflügen darf nach herzenslust
denn schnee fiel ja inzwischen fast in massen -
den nimmt der kleine schneepflug sich zur brust
und schiebt ihn von den straßen an die seite
was autofahrern sehr willkommen ist
die schieben ziemlich frust meist wenn es schneite
weil dann ihr fahrzeug griffigkeit vermisst
auf schneebedeckter, ungeräumter strecke
wovon der kleine schneepflug gleichsam träumt:
mit ketten kommt er wunderbar vom flecke
was da an schnee im weg liegt wird geräumt
zu weißen haufen an den straßenrändern -
daran kann selbst frau holle wenig ändern...
(1/21)
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wo’s langgeht sagen und das sagen haben
ja nicht nur diktatoren liebend gern
am liebsten hätten gar noch küchenschaben
befehlsgewalt auf unserm wandelstern
daraus erhell’n reiz und gewalt der sprache
die uns als menschen eigen ist - das wort
zu führen : welch verführerische sache
drum labern manche quasi im akkord
was bleibet allerdings stiften die dichter
sagt hölderlin - der’n sage(n) ist total
verschieden vom gelaber kleiner lichter
zum dichterischen braucht’s erheblich mehr
als selbstverzücktes spreizen das im schwange
weltweit und überdies auch schon sehr lange...
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gustav klim(m)t längst nach oben ohne ende
was angeht für ein bild von ihm den preis
da reibt sich manch auktionshaus voll die hände
denn auf ein klimt-werk sind echt alle heiß
es gibt nämlich kaum eines zu ersteigern
wer einen klimt hat gibt ihn selten her
man kann versteh'n daß sich so sammler weigern
denn meistens sind die multimilliardär
das letzte bild konnt' herr lauder erwerben
die “goldene adele” und der preis *
tat ihm die laune sicher nicht verderben
denn klimt ist äußerst rar wie jeder weiß
zumal eh keins berühmter als “adele”
obwohl sein vieles gold fast ohne seele...
* 135 Mio. $
https://de.wikipedia.org/wiki/Adele_Bloch-Bauer_I#/media/File:Gustav_Klimt_046.jpg
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ne trulla musste kürzlich zum psychiater
und hatte ihren vogel mit dabei
der machte in ihr’m kopf total theater
ja legte hin und wieder schon ein ei
das sollte nun die trulla voll verhindern:
der platz im oberstübchen wurde rar
man merkte ihr’n verstand sich längst auch mindern
der eh noch nie der allergrößte war
der seelenklempner sah sie an und sagte:
"so meisen die behandele ich nicht
es gab mal wen der solche vögel jagte
doch zerrte ihn der tierschutz vor gericht -
sie sollten ihr’n mit meisenknödeln ködern
bevor sie noch am ende ganz verblödern!"...
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der vögel nist- und brutzeit hat begonnen
ja offiziell bereits am ersten märz
den hauptpreis hat dabei alsbald gewonnen
dies vogelkind das sich dann ohne scherz
im nest doppelt so breit macht wie die alten
das kann fürwahr ein kuckuckskind nur sein
was keiner von den zweien bislang schnallte
nein beide fallen auf den trick herein
sie schleppen futter ran schier ohne pause
für diesen wirklich großen nimmersatt
der kackfrech tut als wär' das sein zuhause
und kein erbarmen mit den eltern hat -
im gegenteil: hat aus dem nest geschmissen
der'n eig'ne junge ohne schlecht's gewissen...
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am lenz noch mit das tollste ist sein kommen
da hat er vielen mackern was voraus
den’ hat der frust längst die potenz genommen -
drob zieht jung lenz die sonnenstirn nicht krauß
nein einzieht er mit kraftstrotzenden lenden
ins land und treibt herrn winter vor sich her
des alten zausels herrschaft zu beenden
und ein pardon gewährt ihm lenz nicht mehr
nein zeit wird’s jetzt für strahlendere tage
wo alles ringsum sprießt und grünt und blüht
jung lenz befreit uns von des winters plage
es atmet der mensch auf und herz erglüht
im bund mit hormonellen turbolenzen
die lenzens kommen jahr für jahr ergänzen...
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der tausendfüßler egon hat antennen
mit denen er sat1 zwar nicht empfängt
und war auch sonst so wellen nicht am kennen
die welt durchdringen dichter als man denkt
doch egon selbst bewegt sich fort in wellen
von hier nach dort und sonst wohin seit je
natürlich langsam, nicht schnell wie gazellen
da täten ihm die füße viel zu weh
illacme plenipes hat noch die meisten
so siebenhundertfünfzig sind bekannt
wer die einst zählte muste schon was leisten
und hoffte sicher dass er tausend fand
was ihm bei egon höchstwahrscheinlich glückte
wenn der sich nicht stets ganz geschickt verdrückte...
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