Gib acht, denn das Kind ist wieder erwacht

Kurzgeschichte zum Thema Vampire

von  püttchen

Ein Kind saß auf dem steinigen Boden. Mit leeren, großen Augen blickte es hinauf zum eisigen Mond. Voll und Rund blickte er auf das Kind hernieder. Es schneite, kalte, große Flocken segelten auf die schlafende Erde. Bleiches Mondlicht hüllte die gebrochene Ruine in fahles, mystisches Licht. Auf dem harten, kalten Steinboden waren merkwürdige Zahlen und Buchstaben in längst vergessenen Sprachen in den Stein gebrannt. Ein großer, sechseckiger Stern zeichnete den Boden. In der Mitte kauerte das Kind auf dem Boden. Ein kleines Mädchen mit langen braunen Haaren in ein braunes, erdfarbenes Gewand gehüllt. Ein Mädchen, nur in braun. Die Haut war weiß, keine Anzeichen auf leben, nur reines weiß, wie der Schnee, der auf die Erde rieselte. Die Lippen leuchteten in die Dunkelheit von satter, blutroter Farbe. Voll und geschwungen ruhten sie in ihrem Gesicht. Lange, wohlgeformte, dunkle Wimpern umrahmten die tiefschwarzen Augen. Kalt, leer und so tief wie Teiche blickten sie geradeaus ins Nichts. Das Kind weinte schwarze Tränen in die stille nacht. Die schwarzen Perlen liefen ihr über die bleichen Wangen. Vor den Knien des Mädchens lag der langgestreckte Körper eines Mannes. Seine Augen, sein Mund vor Schreck aufgerissen. Seine Gesichtszüge in Entsetzen erstarrt. Sein Körper schlaff und tot, in den Armen des Mädchens, dessen traurige Augen zum Himmel blickten. Aus dem finsteren, undurchdringlichen Wald der die Ruine des alten Klosters umschloß, war das bedrohliche Ächzen der Bäume zu hören. Dreizehn große, schwarze Kerzen bildeten einen Kreis um das Mädchen und den Toten. Schrilles, kreischendes Kichern drang plötzlich aus den tiefen des Waldes hinüber zu dem verlassenen, verdammten, zerstörten alten Kloster. Verrücktes Kinderlachen, hinterlistig und gemein. Das Mädchen wand den Blick vom Mond und starrte auf den Boden, auf den Leichnam. Der blutig rote Mund des Kindes verzog sich zu einem hämischen Grinsen. Ihre leuchtend weißen, kleinen Zähne blitzten gefährlich im Mondlicht auf. Es kicherte.
Da war kein Mädchen mehr. Nur noch eine kleine, schwarze Fledermaus die sich den Weg durch die Dunkelheit der Nacht der silbrigen Scheibe entgegen suchte.

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Kommentare zu diesem Text

rheinfrau (73)
(01.06.04)
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 püttchen meinte dazu am 01.06.04:
vielen Dank Anne, ich verstehe auch nichts davon, aber das Thema interessiert mich, liebe Grüße

 Ravna (08.02.05)
ich liebe dieses thema und muss sagen von der umsetzung her gefällt es mir recht gut. was mich stört, ist der häufig gleiche satzbau, dadurch wirds langweilig. schön das du eine so wortreiche sprache hast, das du diese unebenheiten (eher zu eben, aber was soll's?) wieder ausgleichst. vielleicht versuchst du dich noch tiefer in das thema hineinzuarbeiten und schreibst noch mehr?
püttchen (14) antwortete darauf am 09.02.05:
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