Die Frau vom See

Kurzgeschichte zum Thema Mythisch

von  püttchen

Es war ein nebliger, diesiger Abend als ich die Frau das erste Mal sah. Ich saß am Seeufer und rauchte heimlich eine meiner ersten Zigaretten. Damit meine Eltern mich nicht entdeckten schlich ich mich von unserer kleinen Ferienhütte zum Seeufer davon. Das sind ungefähr fünfzig Meter, aber der Nebel war so dicht an jenem Abend das ich sicher war nicht entdeckt zu werden. Das Wasser schwappte um den Anlegesteg und dieser schwankte stark als ich darüber schritt. An dem Steg war nur ein einziges Boot festgebunden. Ein festes Schlauchboot mit einem kleinen Elektromotor mit dem wir tagsüber auf dem See herumfahren durften. Ich setzte mich ganz vorne an den Steg und zündete mir eine Marlboro Lights an, die ich von meiner Mutter geklaut hatte. Ich paffte ein bisschen, richtig auf Lunge rauchen traute ich mich noch nicht. Ich stierte in den Nebel. Die Trennung von Wasser und Luft schien aufgehoben. Grauweiße Fetzen hingen mir vor den Augen. Ich sog an meiner Zigarette und spürte die Feuchtigkeit in meine Kleidung kriechen. Plötzlich meinte ich Schemen im Nebel ausmachen zu können. Zuerst dachte ich es wäre nur eine Sinnestäuschung, doch dann zeichnete sich immer klarer, immer deutlicher der Umriss einer Frau ab. Ungläubig starrte ich ihr entgegen. Sie stand auf dem Wasser, oder im Nebel oder vielleicht auf einem Floß. Ihre Gestalt war grau und zäh wie der Nebel aber eindeutig menschlich. In ihrer Nähe schien der Nebel lichter zu werden. Ihr Gesicht war unbeweglich und schlicht. Ihre Erscheinung war so hölzern, dass ich kurz dachte es könne sich um eine geschnitzte Marienfigur handeln. Neue Nebelschwaden ließen die Konturen sanft verlaufen, so dass sie plötzlich weich und formbar schien. Ich fühlte mich im Stich gelassen von meinen Sinnen und wagte nicht mich zu bewegen. Ich hatte keine Angst, war gespannt was passieren würde. Vorerst passierte nichts. Sie stand vor mir. Und schwieg. Meine Haare klebten mir klamm an Nacken und Gesicht und meine Kleidung fühlte sich schwer an. Ich spürte ein heißes Stechen zwischen Zeige- und Mittelfinger und lies erschrocken die Zigarette ins Wasser fallen, die inzwischen bis zum Filter abgebrannt war. Als ich wieder aufsah, war sie fort. Ich kann nicht sagen, ob sie verschwunden ist oder vom Nebel verschluckt worden war.

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Kommentare zu diesem Text

Graeculus (69)
(09.06.17)
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 Dieter_Rotmund (13.04.20)
Es fehlen außerdem ein paar Kommas. Ansonsten gerne gelesen.

 Dieter_Rotmund meinte dazu am 04.08.22 um 10:36:
Eine Unart, überall die giftigen, hochbelasteten Zigarettenfilter hinzuschmeißen.
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