Eine Mutter sitzt am Fluss. Hält ein Kind in ihren Armen. Die Sonne sinkt, der Tag kühlt ab. So beruhigend klar rauscht das Wasser des Flusses an ihnen vorüber. Es ist Frühling. Die Blätter grünen, zieren die Bäume um sie herum. Ihr blaues Kleid wirft schillernde Falten und blonde Locken verbergen ihr Gesicht. Das Kind, das sie im Arme hält, umhüllt eine Decke, aus der weißen Wolle der Schafe des Bergschäfers gestrickt. Der Boden ist steinig, aber angenehm kühl. Ein Duft von Salz und Erde liegt in der Luft. Die letzten verirrten Sonnenstrahlen fallen in ihre Augen. Mit dem Abend erwachen die Insekten und tummeln sich hurtig um Mutter mit Kind. Die Mutter bemerkt sie nicht. Zerstechen ihr die blasse Haut und trinken Blut und Tränen. In ihren Augen spiegelt sich das warme Blau des Wassers und des Himmels. Ihr Gesicht ist schlicht und schön. Kein Zeichen des Verfalls. Hält das Kind so fest im Arm. Aus weiter Ferne zerreißt der Schrei des Falken die heilige Stille. Bewegung kommt in Wald, Leben und Frau. Das Rauschen des Flusses bleibt stetig ruhig. Die Frau erhebt sich. Ihre nackten Füße suchen halt auf den Steinen. Fest drückt sie das Kind an ihre Brust. Kein Windhauch ist zu spüren. Von Nah beginnen die Grillen zu zirpen. Sie hält die Decke mit dem Kind nun von sich gestreckt und öffnet ihre Hände. Der Aufprall des Kindes, ihres Kindes, auf dem Wasser lässt den Wald für einen kurzen Moment verstummen. Das Rauschen trägt das Bündel mit sich fort und beruhigt durch sein plätschern den Falken. Die Mutter ist nach Hause gegangen. Die ersten Sterne sind am Himmel zu sehen. Und morgen scheint die Sonne.
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Kommentare zu diesem Text
Knusperhexe (57)
(29.05.07)
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