Der Teufel in der Hosentasche

Kurzprosa zum Thema Wahnsinn

von  hehnerdreck

Ich wusste nichts von alledem, bis er, der Leibhaftige, sich in meiner Hosentasche bemerkbar machte. Als pflichtbewusster Bürger ging ich natürlich sofort zur Kriminalpolizei, denn schließlich war mein Mitbewohner ein Mörder, ach was, ein Massenmörder. Der Kriminalkommissar hat dann jemanden angerufen. Zehn Minuten später kamen Männer in weißen Klamotten und weißen Turnschuhen. Ich hörte ihn schon lachen, den Bösen in der Tasche. Da wurde es mir einfach zu blöd. Ich zog das schlimmste Gespenst aller Zeiten aus meiner Hosentasche. Der Kriminalkommissar und die kräftigen Männer in den weißen Turnschuhen staunten nicht schlecht, als der Leibhaftige mit seiner typischen arroganten Körpersprache vor ihnen stand.

Einer der kräftigen Männer mit den weißen Turnschuhen meinte zuerst, das sei alles sicherlich nur ein billiger Zaubertrick, wie ich diesen finsteren Gesellen, der jetzt in voller Größe vor ihnen stand, aus meiner Hosentasche gezogen hatte. Plötzlich sah ich durchs Fenster den Gegenspieler meines blinden Passagiers, den Erzengel Michael, der nicht gerade freundlich dreinschaute und mit seinen riesigen Schwingen uns gegenüber hoch oben im dritten Stock herumflatterte. Auch dafür müsse es eine logische Erklärung geben, kommentierte derselbe ungläubige Mann in weißen Turnschuhen. Währenddessen standen der Kommissar, zwei seiner Assistenten und die anderen Männer in weißen Turnschuhen mit auffällig herunterhängenden Unterkiefern wie erstarrt da und schwiegen.

Als der Herr der Welt seinen ehemaligen Kollegen durch das Fenster erblickte, verwandelte sich sein zuvor feuerrotes Gesicht in ein blasses Altrosa - Ist schon meine letzte Stunde geschlagen? fragte der Gefallene zähneknirschend den Erzengel, der mit hellem Licht, keiner wusste woher, wie in einem Blockbusterfilm mit Special Effects dauernd angestrahlt wurde und traurig den Kopf leicht nach links und rechts schwenkte, um die mit zitternder Stimme und großer Angst vorgetragene Frage mit einem für den Finsteren erlösenden Nein zu beantworten. Das war alles, sagte ich meiner Psychoanalytikerin, die hinter mir ihre Notizen machte, als ich ihr den Traum zu Ende erzählt hatte, der sich später zu meinem Entsetzen in der Realität genauso abspielte.


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Kommentare zu diesem Text


 S4SCH4 (22.07.24, 20:45)
geht in die richtige Richtung

 hehnerdreck meinte dazu am 23.07.24 um 01:47:
Scho! Gell?!
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