In unserm Dorf hält sich ein jeder
Der Bauern einen scharfen Köter.
Der soll das Haus, den Hof bewachen,
Aufpassen auf der Bauern Sachen
Und fremden Leuten Beine machen.
Auch Bauer Grös hat einen Hund!
Zum Klagen hat der keinen Grund:
Aufpassen soll der bei den Schafen,
Doch ist er einer von den Braven:
Man sieht den Köter meistens schlafen.
Der Bauer Grös, der säh' es gerne,
Dass dieser Hund noch etwas lerne
Und eines Tages sprechen täte.
'Nen Satz nur. Eine kleine Rede?
Vielleicht auch dichten, so wie Goethe?
Denn dass dies manche Hunde können,
Hat ihm sein Knecht erzählt, der Tönnen.
Und Tönnen hat ihm auch berichtet,
Er habe einen Mann gesichtet,
Der Hunde sprachlich unterrichtet!
"Ich ging", sagt Tönnen, "hin zur Stadt,
Wo der die Hundeschule hat!
Ich habe dort mal nachgehakt
Und einfach nach dem Preis gefragt.
Fünfhundert, wurde mir gesagt."
"Viel Geld", sagt skeptisch Bauer Grös,
"Ist das auch wirklich seriös?"
Der Tönnen: "Glaub' es oder nicht:
Ich war ja selbst im Unterricht!
Ein Hund sprach grade ein Gedicht!"
Die Phantasie ist angeregt.
Jetzt wird nicht lange überlegt.
"Den Hund bringst du zum Unterricht
Und kommst erst wieder, wenn er spricht.
Hier ist das Geld. Versauf' es nicht!"
Sogleich, noch in derselben Stund',
Geht Tönnen mit des Bauern Hund'
Ins Städtchen. Und kaum ist er dort,
Verkauft dem Zirkus er im Ort
Den Hund. Der ist nun endlich fort.
Drei Wochen sieht man nun den Tönnen
Sich allerlei Vergnügen gönnen.
Sitzt er nicht grade beim Fine Dine,
Geht in Bordelle er hinein,
Drei Wochen lang, tagaus, tagein.
Dann ist der letzte Cent verprasst!
Jetzt, sagt sich Tönnen, Mut gefasst!
Schnell hat er sich was ausgedacht,
Was er mit Hund und Geld gemacht,
Was nicht des 'Bauern Zorn entfacht.
Kaum heimgekehrt zu Bauer Grös,
Stellt der zur Rede ihn nervös:
"Wo ist der Hund, muss ich dich fragen!
Na", spricht er, "kannst du mir das sagen?"
Der Knecht: "Ich hab' den Hund erschlagen!"
"Wieso denn das?", schreit da der Bauer.
Der Tönnen: "Werde nicht gleich sauer!
Der Hund lernt schnell, doch nicht Gedichte!
Man hörte vielmehr die Geschichte
Von deiner Liebschaft mit der Nichte!
Ich dacht', wenn deine Frau das hört
Ist sie vielleicht ganz schön verstört."
Genau so dachte auch der Bauer:
Was ist der Tönnen für ein Schlauer...!
Und war auf einmal nicht mehr sauer.