EIN OPA SCHREIBT SEINEM STUDIERENDEM ENKEL
Text zum Thema Schule/ Studium
von hermann8332
EIN OPA SCHREIBT
SEINEM STUDIERENDEM
ENKEL
Grad fiel mir eine Story ein
die sich zutrug in einem Zug
als ich noch jung war und allein
Sie ist sehr traurig und trist
ereignislos
und öd und fad
von der langweiligen Art
ein depressives Stimmungsbild
das mir da aus der Feder quillt
Der Zug
er brachte mich fort
hin zu meinem Studienort
wo man mich
immatrikuliert hat
Ich saß in ihm
und fuhr dahin
in diese Sinnlosigkeit
die mit mir fuhr
die ganze Zeit
zu diesem Nonsense
leeren Lebens
gegen den ich mich
sträubte vergebens
voller Desinteresse
und Antimotivation
die mich befiel seit
langem schon
Das Geräusch der Räder
- getaktet
durch den Schienenstrang -
monoton
in den Ohren klang
was mich schaudern ließ
weil es mich zurückstieß
in eine vertrackte verstaubte
und abgeschmackte Geisteswelt
welche die Uni- Stadt bereit hält
mit all den Floskeln, Riten,
Phrasen. Routinen , Tabus
und Schablonen,
die in den
in den Unimauern wohnen
Stumpfsinnigen Zeremonien
als wäre man auf einem Friedhof,
einem Gräberfeld
so erschien mir diese Welt
Die Landschaft,
die an mir vorbei zog,
wurde flach und platt
wurde farblos und matt
wurde seelenlos :
eine nichtssagende Ebene bloß
je näher der Zielbahnhof kam
wo meine Fahrt ihr Ende nahm
in dieser Stadt
die mich erniedrigt hat
zu einem willenlosen Kadaver
mit ihrem akademischen Gelaber
zum Zombie als lebenden Leichnam
der sich nicht mehr befreien kann
aus seiner Gruft
erstickt an der Uniluft
durchwabert mit totem Wissen
und einem Mumienduft
von sterbendem Engagement
durch Pedanterie gehemmt
Ich stieg aus dem Zug
und mir wars richtig schlecht
Ich ging gebeugt dahin
wie ein geschundener Knecht
nicht mehr wie sonst
aufrecht
und schlich gebückt
zu meiner scheußlichen Bleibe
wo ich des Nachts
an kafkaesken Träumen leide
An meinem langen häßlichen Weg
lag ein altes verfallenes,
grauschwarzes Wirtshaus
das mich magisch anzog
und wo ich schlürfte
- wie es die Schlachtsau tut
am Trog -
den schalen Gerstensaft
in mich hinein
um abzuschalten
und betäubt zu sein
Nun bin ich alt
und sitze auch
in einer ähnlichen Kneipe
ohne daß ich darunter leide
so wie in meiner Jugend
als Student
Nun bin ich frei
ein Outlaw und enthemmt
und freue mich des Lebens,
das ich zu führen hoffte dort
vergebens
wo meine Seele und mein Geist
litt solche Qualen
und ich noch mußte dafür
Studiengebühren zahlen
statt daß ich mich wehrte
und aktivistisch aufbegehrte
Nun folg ich nicht mehr
dieser trüben Fährte
akademischer Monotonie
und kakademischer Stupidität
an der ein junger frischer Geist
verzweifelt und zugrunde geht
und lebe so, wie es mir paßt
Dies hochgestochene verquaste
Getue und Geschwafel
es ist mir widerwärtig und verhaßt
Doch zwei Phobien, Allergien
sie sind mir stets geblieben
Sie sind fixiert
und tief in meine Psyche
eingraviert :
Die Universitätsstadt
und die Eisenbahn
sind mir verhaßt
auf ewige Zeiten
Und so wird es wohl
mein restliches Leben bleiben :
Ich kann beide partout
nicht leiden …
Es möge
mein lieber Enkel und Student,
der die Studienbedingungen kennt,
dir solches niemals widerfahren
wie mir in meinen jungen Jahren !
Jetzt bin ich alt und grau
und hab schon lange ausstudiert
Doch bin ich immer noch
von diesem gräßlichen Ambiente
meines Studiums
unangenehm berührt ,
wenn ich zurückdenke
an diese schlimme Zeit
voller Schmerz und Leid
an diesen Mist und Mief
und vieles , was ging schief
an diese Trägheit , Bürokratie
wie ich sie selbst in der Schule
so erlebte hatte noch nie
alles Volksverdummungs-
anstalten, welche die Blödheit
züchten und verwalten
jeder intellektuellen Neugierde
jeder mentalen Kreativität
und Originalität
zum Hohn
und zum Affront …
Einst suchte ich
in Erlangen
mein Heil zu erlangen
und mußte dort
das Grauen schauen
und war gefangen
zu meiner Schande
durchschlug erst später
die kakademischen Bande
und flog
über das Kuckucksnest
I wish you
es ergeht dir besser
I wish you , my grandson
the best !
Ps
Habe doch ach
studieret Juristerei,
Germanistik,
Lehramt
und Ökonomie
und Philosophei
mehr
und weniger erfolgreich
oder manchmal vergebens
Doch eines wurde mir dabei klar
schon als ich im ersten Semester war:
DAS WIRTSHAUS IST
DIE UNIVERSITÄT DES
LEBENS
Student sein,
wenn die Veilchen blühen
ein roter Mund dir rosig lacht ... ?
Das hast du dir so ausgedacht …
Statt dessen wirst du einsam sein
verlassen und allein
und du bist arm
hast Schmerz und Kummer
und sitzt im häßlichen Kämmerlein
genannt
Studentenbude
verbiedermeiert
romantifiziert
ein Euphemismus
und Zynismus
weil dich dort
die Tristesse anstiert ...
Es sei denn,
du gehst ins Wirtshaus rein
zum Studium Generale
IN DIE UNI DES LEBENS
Dort studierst du voller Freude
und du studierst nicht vergebens !
Bayreuth 1. Advent 2024
dein Großvater Arminius Cervus
genannt „ Appa “ ( Applikations-. Opapa )