Erwachsene Liebe

Erwachsene Liebe ist das Gegenteil von Abhängigkeit

Erwachsene Liebe ist eine Entscheidung. Erwachsene Liebe ist das Wissen, dass du immer noch du selbst bleibst, auch wenn du dich dazu entscheidest, jemanden zu lieben. Erwachsene Liebe ist kein unausweichliches Schicksal, dem man hilflos ausgeliefert ist, sondern eine Entscheidung für die Menschen, die du liebst. Jeden Tag und in jeder Situation neu. Erwachsene Liebe ist, sich sicher fühlen zu können, wir zu sein, ohne dass man nicht mehr als Individuum existieren kann.

Wir sind alle eins in uns selbst und die Liebe zu einem anderen Menschen macht dich nicht zu einem Teil von dieser Person. Ich weiß, dass es diese romantische Vorstellung von einem Einswerden mit einer anderen Person gibt, aber das ist Scheiße. Weder fehlt dir ein Teil, wenn du keine*n Partner*in hast, noch verlierst du dich selbst in einer anderen Person. Du bist in dir selbst sicher und vollständig.

Wenn du dich in jemanden verliebt hast, und es irgendwie nicht so gut wie gedacht klappt, heißt das nicht, dass eine*r von euch nicht gut genug ist. Es heißt lediglich, dass ihr nicht so gut wie gedacht zusammen passt. Es ist dann besser, zu verstehen, dass man das mit der Beziehung nicht krampfhaft festhalten sollte. Es tut weh, sich von der Person zu trennen. Aber es tut noch mehr weh, an sich selbst zu zweifeln, weil man sich nicht an die andere Person und ihre Bedürfnisse anpassen kann. Ich will stark genug sein, um in einer solchen Situation in der Lage zu sein, mir und der anderen Person klar zu machen, dass wir beide ok sind, wie wir sind. Ich hab die Schnauze so voll von den Vorstellungen, die ich in der Gesellschaft angelernt bekommen habe, dass man sich für die große Liebe aufgeben muss.

Die größte Liebe deines Lebens bist du selbst und das meine ich nicht in einem narzisstischen oder übertrieben egoistischen Sinne, wobei ich Egoismus in einem gesunden Ausmaß sehr wichtig und richtig finde. Manchmal ist es nicht so leicht, zu verstehen, dass man sich selbst festhalten muss, um zu lieben. Aber das Ding ist, wenn du nicht an deinem Kern festhalten kannst, du dich nicht mehr als eigenständiges Wesen fühlen kannst, du dich zu sehr für jemand verbiegst, dann belügst du dich und deine Liebe, und du hast keine Möglichkeit, um deiner Selbst willen geliebt zu werden.

Aber als wäre das nicht schlimm genug, wirst du auch früher oder später der anderen Person so ein Loch ins Herz reißen.... Denn was zu damit aussagst ist, dass die Person unfähig war, dich zu sehen. Und du wirst die Person damit traumatisieren. Sie wird sich in der Zukunft immer wieder fragen, ob die Person, die behauptet, sie zu lieben, ihr auch etwas vormacht.

Zwischenmenschliche Beziehungen sind so eine fragile Sache, wenn man darüber nachdenkt. Wir haben so einen großen Einfluss auf unsere Mitmenschen. Jeder Mensch, den du an dich ranlässt, hinterlässt einen Abdruck in dir, und jeder Mensch, der dich an sich heran lässt, trägt einen Abdruck von dir in sich. Manchmal sind diese Abdrücke Narben. Manchmal ist eine Begegnung wichtig, um daran zu wachsen. Manchmal tun wir einander unrecht, ohne es zu wollen. Manchmal ist es nicht möglich, gut füreinander zu sein, auch wenn man es gern wäre. Manchmal sind Menschen dazu da, einen daran zu erinnern, wie sehr wir uns weiter entwickelt haben.

Du kannst vor allem flüchten, solange du willst. Du kannst dich in Drogen, Sex, dem Gefühl von Kontrolle oder Macht über die Geschehnisse flüchten, du kannst vor jedem anderen Menschen deine Verletzlichkeit leugnen, aber eins kannst du nicht, zumindest nicht auf Dauer: All das vor dir selbst leugnen. Diese Gefühle verschwinden nicht, indem du sie verdrängst. Tatsächlich ist es eher so, dass sie im Dunkeln vor sich hin brodeln und das Monster unter deinem Bett werden. Je mehr du diese Emotionen zu unterdrücken versuchst, umso mehr Macht über dich bekommen sie über dich, unterdrücken dich, machen dich klein, ängstlich und fressen dein Herz.