Religion und Seelenheil

Predigt zum Thema Unsterblichkeit

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Zhuang Jack

Nur eine Privatreligion kann zum Seelenheil führen. Evolutionär erfolgreiche, an das weltliche Leben angepasste Religionen haben andere Ziele: Herrschaft und Unterdrückung (Christentum), sozialen Zusammenhalt (Islam), Volksidentität (Judentum), sozialen Frieden (Hinduismus), individuellen Frieden (Buddhismus) usw. Das sind alles diesseitige Ziele, metaphysisch betrachtet lediglich geistige Immunabwehr gegen die harten Fakten des Lebens wie Ohnmacht und Sterblichkeit (vgl. Peter Sloterdijk: Du musst dein Leben ändern).


Seelenheil bedeutet nicht, sich mit der Gesellschaft, dem Zeitalter, der Welt zu arrangieren. Seelenheil bedeutet Befreiung. Die Konsequenz der Befreiung ist die Freiheit. Wer frei ist, braucht keine geistige Immunabwehr gegen Ohnmacht, keinen sozialen und individuellen Frieden, keine Volksidentität usw., denn er hat die Heilsgewissheit: seine Seele kommt nach dem Tod in eine bessere Welt.


Kann es prinzipiell keine Religion geben, die zum Seelenheil führt, ist der Nihilismus wahr und alle Sollensaussagen (d. h. Moral, Recht, Ästhetik) falsch: alle hypothetischen Imperative gründen auf einem kategorischen (Du sollst sollen). Wenn letztlich alles egal ist, kann ich nicht sollen sollen; wenn es grundsätzlich (naturgesetzlich) kein Seelenheil gibt, gibt es physisch nur Naturgesetze und geistig nur Beliebigkeit.



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Kommentare zu diesem Text


 AndreasGüntherThieme (03.02.25, 23:29)
Wozu Religion, welche auch immer, wenn es Kokain gibt?

Könnte man fragen, nachdem man
Jack hat geschrieben:
Ich kokste allein, nutzte Kokain ab September als Halluzinogen. Diese dunklen Herbstnächte mit sukzessiver Bewusstseinserweiterung haben mein Leben gerettet: ich bin aus der Kokainsucht raus, die ein halbes Jahr währte, und aus F32.2, die mein ganzes vorheriges Leben bestimmte, meist hochfunktional.
["Das Zitat des Tages" am 1. Februar 2025, 7 Uhr 45]

 Jack meinte dazu am 03.02.25 um 23:51:
Dass das Kokain mir zur Erleuchtung, zum Urvertrauen, zur Heilung der schweren Depression und letztlich zum Seelenheil verhelfen konnte, hatte viele Voraussetzungen. Anfang 2024 war ich wie Hiob, als er keine Kraft mehr hatte. Ich hatte mich als de facto Heiliger bewährt, bin über-heilig (weise nach Ken Wilber) geworden, aber mein emotionaler Zustand war tiefes Unglück, Getrenntsein vom Sinn meines Lebens, der Schönheit. 

Allein in der Dunkelheit Kokain wie Ovomaltine löffelnd, erfuhr ich das Glücklichsein endlich nicht nur abstrakt-geistig, sondern auch emoional-seelisch. Ich war nicht bloß stolz darauf, was ich geschafft hatte, sondern ich war unmittelbar im Hier und Jetzt glücklich. Als dieser Zustand nicht mehr flüchtig war, hörte ich mit dem Koksen auf. 

Meine Religion ist die Religion der Schönheit, eine Privatreligion. Ich bin Extremstfundamentalist meiner Religion, intolerantstdenkbarst gegenüber allem, was den Werten meiner Religion widerspricht. Heißt: ich habe wirklich eine Religion. Gläubige Christen sind dagegen Glabenszombies, radikale Islamisten sind dagegen Lippenbekenenntisseure.

 AndreasGüntherThieme antwortete darauf am 04.02.25 um 00:32:
Jack, die Diagnose 
F32.2: Schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome
hast du dir vermutlich selbst gestellt.

Den Heilerfolg auch.

Ich frage mich, wie man durch Kokain 
zur Erleuchtung, zum Urvertrauen, zur Heilung der schweren Depression
gelangt.

Ich meine, man lebt sein Leben weiter wie zuvor, hat zwischenzeitlich aber Kokain konsumiert.

Wie gelangt man durch Kokain zum Urvertrauen, wenn man sich weiterhin nicht vertraut?

Wie heilt man eine schwere Depression durch Kokain, wenn man seine Seele weiterhin quält?

Worin besteht die Erleuchtung, wenn man alles weiterhin macht wie zuvor?

 Jack schrieb daraufhin am 04.02.25 um 01:07:
hast du dir vermutlich selbst gestellt
Nein, das war eine einzelne Sprechstunde beim (endlich erreichten) Psychotherapeuten am 14.10.2024. Er stellte diese Diagnose und schrieb dazu, ungefähr so: Suizidaler Patient in schwerer Sinn- und Lebenskrise. Psychiatrische Behandlung dringend notwendig. Ich bedankte mich und kokste weiter.

Du stellst richtige Pauschalfragen. Konkret mich betreffen sie aber nicht.

 AndreasGüntherThieme äußerte darauf am 04.02.25 um 01:34:
Ich wünsche es dir, Jack.

Wenn es mehrere Lösungen für ein Problem gibt, wähle ich gern die einfachste, billigsten.

Das kann durchaus Kokain sein, wenn man die viele Zeit berücksichtigt, die ich aufgewendet habe.

Ich hatte eine Freundin, die hat im Monat 4.000 DM für Kokain ausgegeben. Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie glücklich sie war.

 Jack ergänzte dazu am 04.02.25 um 02:15:
Du kannst dir bestimmt vorstellen, wie glücklich sie war.
Ich kann es mir nicht vorstellen. Durch Austausch von Erfahrungen mit Kokain habe ich gelernt: Koks bringt nur hoch und verstärkt, was du schon in dir hast. Meine innere Welt, die ich geistig, gedacht, vorgestellt, immer vor Augen hatte, war vorher emotional unzugänglich. Das Kokain gab mir die emotionale Energie, meine innere Welt zu erfahren. Es war wie sinnliches Erleben.


Ob Kokain eine Lösung sein würde, wusste ich nicht. Es war aber das Einzige, was am Ende half. Ich war akut suizidal, und habe jedesmal eine Entscheidung für das Leben und gegen den vorzeitigen Tod getroffen, als ich Kokain bestellte. Ich habe 20000 Euro dafür ausgegeben. Ich denke, mein Leben ist viel mehr wert.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 04.02.25 um 03:27:
Verstehe ich richtig, Jack: Kokain hat dein Leben gerettet, jetzt ist es gerettet, und du lebst zufrieden ohne Kokain?

 Jack meinte dazu am 04.02.25 um 04:19:
Kokain hat dein Leben gerettet, jetzt ist es gerettet, und du lebst zufrieden ohne Kokain?
So trifft es zu. Das Kokain hat meinen Suizid verhindert und die schwere (manchmal dabei hochfunktionale, darum für mich selbst bis zum Zustand totaler Erschöpfung nicht wahrnehmbare) Depression geheilt. 


Der Autismus bleibt, mit all seinen sozialen Anpassungsstörungen. Aber ich habe nirgendwo unterschrieben, mich anpassen zu wollen. 

Also: ja, ich bin zufrieden, kokse womöglich nie wieder, und war in diesem Leben nie glücklicher (anstatt Entzugserscheinungen zu haben, wie nach dieser Frequenz und Intensität des Kokainkonsums zu erwarten wäre).

Ich empfehle nicht, es nachzumachen (falls ein schwer Depressiver liest). Damit es wirken konnte, war ein ganz bestimmter und sehr besonderer Lebensweg die Voraussetzung.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 04.02.25 um 04:30:
... kokse womöglich nie wieder ...
Wie lange bist du ohne Kokain glücklich?

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 04.02.25 um 04:32:
Suizidaler Patient in schwerer Sinn- und Lebenskrise. Psychiatrische Behandlung dringend notwendig. 
Liest sich wie aus einem Antrag für die Krankenkasse, damit sie bezahlt, nicht wie eine Diagnose.

 Jack meinte dazu am 04.02.25 um 04:53:
Liest sich wie aus einem Antrag für die Krankenkasse, damit sie bezahlt, nicht wie eine Diagnose.
Ich weiß: zu wahr, um gut zu sein.
Wie lange bist du ohne Kokain glücklich?
Diese Frage ist so offen wie der Arsch der BRD für transatlantische Schwänze.


24-26.12.2024 war die letzte Session: 10 Gramm, volle Kokainpsychose (aber bei klarem Geist, ohne Realitätsverlust). Immersives Erleben innerer Welt, scharfe, klar halluzinierte Bilder, und seitdem endlich so etwas wie Urvertrauen, das ich in den ersten 41 Jahren meines Leben nicht hatte.

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 04.02.25 um 06:22:
Immersives Erleben innerer Welt
Erinnerst du, was du erlebt hast?

scharfe, klar halluzinierte Bilder, seitdem endlich so etwas wie Urvertrauen
Welche Bilder erzeugten ein Urvertrauen?

Urvertrauen worin?

 Jack meinte dazu am 05.02.25 um 01:52:
Erinnerst du, was du erlebt hast?
Ja.
Welche Bilder erzeugten ein Urvertrauen?
Manifestationen unbeschreiblicher Schönheit.
Urvertrauen worin?
Darin, dass das Leben einen Sinn hat (das absolute Schöne ist der Sinn des Lebens).

 AndreasGüntherThieme meinte dazu am 05.02.25 um 05:44:
Jack, ich verstehe es so: du warst kurz davor, es zu tun, und da hat dein Beschützer eingegriffen.

Das hat nichts mit dem Kokain zu tun, auch wenn es während eines Konsums passierte. Deshalb kannst du auch darauf verzichten.

Aber: es ist erst der Anfang der Erkenntnis, du nennst es "Erleuchtung".

Es werden viele schmerzliche Erfahrungen folgen.

Bewährungsproben, sozusagen, eine schwerer als die andere, wie man es aus Sagen oder Märchen kennt.

Mit jeder wirst du stärker und freier.

 Jack meinte dazu am 05.02.25 um 07:33:
Ich habe noch fünf Welten vor mir.

 Quoth (03.02.25, 23:35)
Seelenheil bedeutet Befreiung.
Wovon? Vom Leben? Weil Leben Leiden ist?

 Jack meinte dazu am 03.02.25 um 23:41:
Das Streben nach der Befreiung setzt in der Tat einen unhaltbaren Zustand voraus, auch bekannt als conditio humana.
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