Die Missratenen

Betrachtung zum Thema Stärke/Schwäche

von  Jack

Dieser Text ist Teil der Serie  Der Übermensch

Wo Nietzsche als Dionysiker auf die Chthoniker und Telluristen herunterblickt, hat er Recht und genießt es. Ja, die Zukurzgekommenen, die Armen und Kranken, die Schlechten, die Hässlichen, die Dummen* sind die Missratenen. Und ja, sie leben immer, – ja überleben nur – mit bzw. im Ressentiment.


Aus Schwäche wird Güte, aus Ängstlichkeit wird Moralität. Und, – über Nietzsche hinaus – natürlich verdrehen sie die Wahrheit, wenn sie die Güte des wahrhaft Gütigen für Schwäche erklären und seine felsenfeste heroische Integrität für sklavische Unterwerfung unter eine äußere oder transzendente moralische Instanz.

Die Missratenen haben eine Sklavenmoral und eine Opfermentalität. Die Besseren der Schlechten sind negativ-viktim, sie leiden an sich selbst und ihrem Zustand. Die Schlechteren der Schlechten sind positiv-viktim: sie präsentieren sich schamlos als Opfer und erwarten erst Entschädigung, dann vermeintliche Gerechtigkeit, und schließlich Privilegien. Die Zugehörigkeit zu möglichst vielen Opfergruppen wird stolz zur Schau getragen.


Als Nietzsche lebte und schrieb, war das Dionysische bereits das Höchste der Gefühle: der Höhepunkt der abendländischen Kultur war seit mehreren Generationen vorbei, der Übergang von Kultur zur Zivilisation nach Spengler in vollem Gange. Der apollinische Strohmann, den Nietzsche und andere Vitalisten für ihre Polemiken gegen den Geist aufstellten, konnte sich nicht wehren: es gab keine solaren, apollinischen Denker, die Nietzsche hätten antworten können. Doch wenn der Lehrstand ausstirbt, wird der Wehrstand zum höchsten Stand, und muss sich gegen den reicher und mächtiger werdenden Nährstand behaupten, um die Kultur zu retten.


Nietzsche steht auf der Seite des Lunaren, missversteht das Solare, und tritt angstvoll nach unten gegen das Chthonisch-Tellurische: er fürchtet sich, selbst zu den Missratenen zu gehören, da er, selbst ein Mensch des Geistes, den Geist nicht gebührend schätzen kann, und andererseits den vitalistischen Werten des Lunar-Dionysischen im Leben als kränklicher, ängstlicher Grübler nicht genügt. 




Anmerkung von Jack:

3.2023

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Kommentare zu diesem Text


 Augustus (24.02.25, 12:42)
Er bekämpfte ja Leben lang den eigenen nihilismus, bekämpfte das Christentum, die Moral als bloße Regeln und Richtlinien können einprogrammierten KI’s, die dann auch selbst lernen, erfüllen. All das musste ja irgendwie nicht bloß die Aussicht auf den Suizid offenlegen, wen jemand so hoch gestiegen ist: Sein Rettung war, Der Wille zur Macht, der Wille, der das nihilistische beherrscht, unterdrückt, als Sklaven degradiert.

 Jack meinte dazu am 24.02.25 um 22:22:
Sein Selbsthass machte ihn eins Wohlgeratenen nicht würdig. Es gibt freilich durchaus ein selbstverständlches Selbstverständnis, das er nur als Kritiker nach Außen lebte: er verwandelte den Selbsthass in Religions- und Moralkritik. Letztlich also lunar, nicht solar.
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