Du sagst auch nicht Arschloch zu mir, wenn du Liebling meinst.
Ich vermag die Sterne nicht mehr zu sehen, nur noch die Streifen.
Wir haben nur für einen Augenblick vergessen, welche Monster wir sind.
Messen wir den Worten doch einfach keinen Belang mehr zu.
Wortbruchschwelle.
Loyalität liegt als Einsatz auf dem Pokertisch, Authentizität steckt wie der Joker im Ärmel. Es geht um die Welt, wie wir sie kannten, und alle und jeder werden am Ende der Nacht die Zeche zahlen müssen. Auf Kredit wird nichts geschenkt werden können. Der Croupier zählt insgeheim die eingesetzten Chips, das Limit ist unendlich, und die Schläger der Inkasso warten draußen auf dem Parkplatz.
Ja ja, ihr, die ihr das hier lest, ihr wenigen, vereinzelten, ihr seid genauso, lasst euch von der täglichen Lüge einfangen, geht einkaufen, fahrt zur Arbeit, kopuliert, esst, schlaft, macht einen Haufen ins Klo und rasiert euch an den gegebenen Stellen, putzt die Zähne, und dann alles von vorne. Ihr gebt die Hoffnung nicht auf, doch irgendwie unsterblich zu sein, denkt nicht ein Sterbenswörtchen lang an den Tod, an Krankheit und Kummer und Verlust; all das wird kommen werden; nein, ihr marschiert weiter und weiter, bis es nicht mehr geht und Leugnen zwecklos ist, bis das Blatt ausgereizt ist und das Spiel aus.
Wie sollte es auch anders sein, wie funktionieren. Nur wenige Kinder wollen schon, aus unseren Breiten, am Anfang in die Kiste hüpfen und den Deckel schließen. Kinder sind zäh. Aber es gibt sie, das ist keine Frage.
So lügen wir uns alle Tage selbst in die Tasche, wählen offensichtliche Betrüger und Lügner zu unseren Anführern und laufen denen hinterher, machen sie zu Helden und Göttern und gestatten, dass sie uns vernichten und vertilgen. Denn das ist, was wir insgeheim immer wussten und ahnten, dass am Ende der Schluss kommt.
Jetzt gehet hin und leset dies, denn ich bin wie ihr, die ihr dies nicht lesen werdet und nicht verstehen können wollt.
© Rainer M. Scholz
